Kapitel 1

1.6K 67 22
                                    

Am nächsten Tag in der Schule, fand ich heraus, dass man sich freiwillig für ein paar Sachen anmelden könne. Wie zum Beispiel Tanz, Klavier, Gesang, Theater und Italienisch. Ich überlegte, ob ich mich bei Klavier, Gesang oder Tanzen anmelden sollte, da ich bereits Klavier spielen konnte. Aber ich würde auch gerne tanzen und singen können. Ich stand also vor der Anmeldungsliste und betrachtete sie genau. Ich könnte mich auch bei zwei Sachen bewerben. Meinem Bauchgefühl nach, entschied ich mich für Gesang. Schnell schrieb ich meinen Namen in die Liste und ging in den Englisch Kurs. Den Klassenraum fand ich dieses Mal ohne Probleme. Ich setzte mich seufzend auf meinen Platz neben Jack und packte meine Sachen aus. "Dir auch guten Morgen", meinte dieser mürrisch. Ich sah ihn an und bemerkte, dass seine Unterlippe aufgeplatzt war und sein Shirt blutig. "Oh mein Gott, was ist passiert?", fragte ich ihn und sah in seine Augen. "Nichts, ist schon okay." "Ja klar. Nichts", sagte ich und betrachtete sein Shirt. "Es geht dich nun mal nichts an, klar?", sagte er genervt, nahm seine Schultasche und ging. "Wo willst du denn jetzt hin?", rief ich ihm nach. "Sag mal, bist du meine Mutter? Ich geh' eine rauchen, willst du auch eine?" Ich schüttelte den Kopf. Er grinste mich an und verließ den Raum. Ich saß alleine da und bemerkte, dass alle 22 Augenpaare auf mich gerichtet waren. Na toll, das war's wohl mit unauffällig verhalten und mich von Jack fernhalten, wie es Derek und Andrew sagen. Die Lehrerin betrat die Klasse und die Schüler drehten sich wieder nach vorne. Gut, dass ich ganz hinten saß. Nach einer Viertelstunde kam Jack wieder, sagte nichts zur Lehrerin und setzte sich in einem frischen Shirt neben mich. Ich traute mich nicht mal, ihn anzusehen, weil ich Angst hatte, er würde mich wieder anschreien. Ich konnte es nicht ertragen, wenn jemand mich anschrie und das hatte auch seine Gründe. Nach der Stunde stürmte ich in Rekordgeschwindigkeit aus der Klasse und rannte fast in Andrew. "Hey, warum so eilig? Ist was passiert?" "Nein, alles okay", antwortete ich ihm schnell. Er sah mich misstrauisch an und dann sah er über mich hinweg. Ich folgte seinem Blick, der an Jack, der an die Wand gelehnt war und uns zusah, haftete. "Hat es mit ihm zu tun?", fragte er. "Es ist nichts! Ich bin doch kein kleines Kind mehr, um wegen jeder Kleinigkeit zu Mama zu rennen! Oder zu meinen Brüdern. Das war als Dad noch bei uns war, aber die Zeit ist jetzt vorbei!", brüllte ich, während ich wieder angestarrt wurde und ging aufgebracht weg. Andrew ließ ich einfach stehen und rannte auf die Mädchentoilette. Dort sank ich erstmal zu Boden und blieb eine Weile sitzen, um wieder zur Ruhe zu kommen. Ich holte mein Handy aus der Tasche und checkte meine Nachrichten. Nichts wichtiges dabei, also schrieb ich eine knappe Antwort zurück und ging zu meinem Spind. Ich holte mein Musikbuch raus und ging zur Klasse. In Musik saß ich neben Dean. Ich kam nur ein paar Sekunden vor dem Lehrer in die Klasse und setzte mich an meinen Platz. "Guten Morgen, Schülerinnen und Schüler." Er kramte irgendwelche Blätter aus seiner Tasche und teilte sie aus. Es war der Song "Read all about it". Eines meiner Lieblingslieder. "Lucy?" "Entschuldigung, haben Sie etwas gesagt?" Ein paar kicherten. "Ich habe gefragt, ob du musikalische Erfahrung hast." "Ich kann Klavier und Gitarre spielen." "Sehr gut, kannst du uns auf dem Klavier begleiten und mitsingen? Ich habe deinen Namen auf der Liste für Gesang gesehen." Ich nickte zögerlich, setzte mich zum Klavier und strich zögerlich über die Tasten. Dann begann ich zu spielen.

"You've got the words to change a nation, but you're biting your tongue. You spend your lifetime stuck in silence, so afraid you'll say something wrong. If no one ever hears you, how we gonna learn your song? So come on, come on. Come on, come on. You've got a heart as loud as lions, so why let your voice be tamed? Baby we're a little different, there's no need to be ashamed. You've got the light to fight the shadow-"

Ich bemerkte nach einer Weile, dass niemand mehr mitsang. "Äh, hab ich etwas falsch gespielt?" "Nein. Ganz im Gegenteil. Du singst und spielst wundervoll. Hattest du schon einmal Gesangsunterricht?" "Nein, ich habe nur zu Hause beim Klavier spielen gesungen." "Du musst dich beim Vorspiel am Freitag unbedingt genauso anstrengen wie heute, dann darfst du bestimmt am Gesangsunterricht teilnehmen." Ich wurde rot und nickte. "Beginnst du nochmal von vorne?" "Mhm." Ich begann nocheinmal und dieses Mal, sangen wir das Lied durch. "Das war super. Ich möchte noch ein zweites Lied versuchen. Aber ich möchte, dass Lucy es vorsingt." Ich sah ihn entgeistert an. Außer vorhin, das war Zufall, weil ich nicht mitbekommen habe, dass die anderen nicht mehr gesungen haben. Es war "All of me". Das mochte ich auch gerne. "Bitte sing es vor." "Du machst das bestimmt gut." Und sowas kam von meinen Mitschülern. "Na gut."

Bad boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt