Kapitel 6

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In Mathe sollte Hannah an der Tafel etwas ausrechnen. Es war zwar eine ziemlich einfache Rechnung, aber ich bezweifelte, dass sie das konnte. Ihr Gehirn bekam durch das viele Haarspray wahrscheinlich nicht mal Sauerstoff ab. Als sie aufgerufen wurde, stolzierte sie nach vorne, mit zehn Zentimeter Pumps, warf ihre Haare zurück und rutschte auf einem Blatt Papier aus. Als sie der Länge nach hinfiel konnte ich mich nicht zurückhalten und lachte, wie einige andere. Der Anblick war zu lustig um nicht zu lachen. Es war strikt und einfach unmöglich. Sie sah ziemlich geschockt aus und begann dann zu weinen. Sie weinte tatsächlich vor allen anderen, weil sie ausgerutscht ist. Aber nicht vor Schmerz, nein. Bei ihrer Umarmung mit dem Boden war ihr ein Absatz abgebrochen und einunechter Fingernagel abgefallen. Ihre Frisur war zerstört und sie stand langam, erhobenen Hauptes, zum Lehrer und frage, ob sie zu ihrem Spind dürfte um ihre Ersatzschuhe zu holen. Nach ein wenig Geklimper mit den Augen erlaubte er es ihr und sie ging raus. Sonst passierte eigentlich nichts, aber ich denke, dass Hannah mich jetzt noch mehr hasst als vorher, weswegen auch immer. Ich war ja nicht die einzige die gelacht hat. 

Wir hatten aus und sollten gleich los fahren. Wir kauften uns also etwas zum Essen und fuhren dann mit dem Rest der Klasse zum Buckingham Palace. Die Lehrer meinten, als wir davor standen, sie würden uns in Dreiergruppen einteilen und ich sah hoffnungsvoll zu Angela und Dean. Ich wartete lange bis mein Name gesagt wurde, aber als ich hörte, mit wem ich in der Gruppe war, wäre ich am liebsten wieder in die Schue zurückgefahren. "Luciana, Jack und John." Nicht ihr Ernst. Das können doch nicht alles nur Zufälle sein! Ich stellte mich neben die beiden hin und sah stur zum Boden, obwohl ich zugegegebenerweise nur zu gern in seinen Augen versunken wäre. Nachdem alle eingeteilt wurden, bekam jede Gruppe einen Stadtplan und wir stapften los. Jack und John beachteten mich keineswegs und gingen schon ein paar Meter weiter vor mir und obwohl es nur wenig Abstand war, war es aufgrund der vielen Leute schwer, sie im Auge zu behalten. Ich rannte, um sie einzuholen und wir blieben irgendwo stehen um Fragen zu beantworten. Auf Englisch selbstverständlich. "Äh, ich will euch ja nicht unterbrechen, aber ich denke, dass das die falsche Antwort ist", sagte ich eingeschüchtert von der Kälte, die die beiden ausstrahlten. Jack drehte sich um sah mir in die Augen. Sein Blick war hart und eiskalt. Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus und mich durchfuhr ein Zittern. Meine Hände begannen zu schwitzen. Seine Lippen umspielte ein kleines Lächeln. Ich konnte einfach nicht glauben, was für eine Wirkung er auf mich, meine Gefühle, meine Gedanken und meinen Körper hatte. So etwas hatte ich noch nie gehabt. Mein Herz schlug wie wild und ich hatte Angst, dass es rausspringen könnte. Plötzlich drehte er sich um und die beiden gingen los. Der "Zauber" war vorbei und er sah mich wieder nicht mal an.

Jacks Sicht:

Ich sah in ihre wunderschönen Augen und sie fesselten mich. Ich sah wie sie ein kurzes, kaum merkbares, Zittern durchfuhr und wie sie nervös wurde. Ich musste unwillkürlich kaum merkbar lächeln, als ich betrachtete, wie sie in meiner Gegenwart unruhiger wurde. Nichtsdestotrotz hielt die meinem Blick stand und schließlich drehte ich mich wieder um und ging weiter. Ich hatte den Starrwettbewerb verloren und sie einfach stehen lassen. Schon wieder. Ich ging mit John weiter und langsam verschwand die Sonne vom Horizont und es wurde dünkler und kühler. Lucy hatte uns eingeholt und lief stur mit dem Kopf geradeaus weiter. Ich holte mein Handy raus, schrieb mit Katherine und John war mit deinen eigenen Gedanken beschäftigt. Als wir stehen blieben war von Lucy keine Spur mehr zu sehen, es war, als wäre sie vom Erdboden verschluckt worden. "John..." "Hm?" "Lucy ist weg." "Laber nicht, hier ist sie do- Oh, fuck. Ich ruf sie mal an." "Schon okay, ich mach das", widersprach ich.

Sie hob nach fünf Anrufen von mir und nach etlichen Versuchen von John nicht ab. Wohl oder übel gingen wir sie suchen. "Ich geh hir hin und du in die entgegengesetzte Richtung, okay?", sagte ich. John nickte und marschierte los, was ich ihm gleich tat. Ich sah einen Blitz, wie er den Himmel erhellte und hörte einen lauten Donner. Keine Minute später begann es stark zu regnen. Ich lief die Straßen entlang, nach Lucy suchend und begann, mir ernsthafte Sorgen zu machen. Ich bemerkte wie ein Schatten über den Boden huschte und folgte den Schritten. Ich bog um die Ecke und der Anblick ließ mich stocken.

Lucys Sicht:

Ich sagte zu den beiden, dass ich auf die Toilette müsse, sie gaben mir zwar keine Antwort, aber ich dachte, sie hätten es wenigstens registriert. Ich machte mich überall auf die Suche nach einem Klo, bis ich in einer menschenleeren Gasse stand und mich umsah. Es war echt gruselig und dann begann es auch noch zu regnen wie aus Eimern. Ich fror, mein Handy hatte sih ausgeschaltet und ich versuchte einen Unterschlupf zu finden, also stellte ich mich einfach unter ein Dach. Plötzlich hörte ich, wie sich zwei Männer unterhielten. Als sie mich sahen, blieben sie stehen und grinsten mich dreckig an. Sie sprachen irgendwas, was ich aber aufgrund von Alkohol, wie ich annahm, nicht verstand. Sie kamen mir näher und eine Panik überkam mich und ich rannte so schnell los, wie noch nie in meinem Leben. Ich rutschte wegen dem nassen Boden aus und fiel hin. Mein Fuß tat höllisch weh, aber ich versuchte trotzdem irgendwie aufzustehen. Die Stimmen kamen näher und ich versuchte zu gehen. Sie kamen näher und packten mich an jeweils einem Arm. Ich versuchte mich zu wehren, weinte lautlos, versuchte um Hilfe zu rufen, aber kein Laut kam heraus. Die beiden lachten und hoben mich auf. Ich war einem Zusammenbruch oder einer Ohnmacht nahe, aber blieb durch das Adrenalin, welches durch meine Adern floss, bei Kräften. Ich konnte nichts tun außer leise zu weinen. Plötzlich wurde ich losgelassen und eine ungewöhnliche und gleichzeitig beruhigende Dunkekheit umgab mich vollständig.

Jacks Sicht:

Diese Arschlöcher hatten tatsächlich Lucy gefangen. Ich ballte unbewusst meine Hände zu Fäusten und ging auf die perversen Kerle zu. John hielt mich noch an der Schulter fest aber ich schüttelte sie ab und ging selbstsicher weiter. Lucy weinte. Sie weinte lautlos, man konnte es trotz der Dunkelheit im schwachen Licht der Straßenlaterne erkennen. Und es machte mich nur noch wütender. Für jede Träne, die sie vergoss, könnte ich mich selbst schlagen, weil ich sie ignoriert habe. Ich konnte mir mein Verhalten nicht mal selbst erklären. Ich schlug einem der Kerle so fet in gesicht wie ich konnte und plötzlich ließ er sie los. Lucy fiel auf den vom Regen nassen Boden. Ihre Lippen waren blau, ihre Haut aschfahl. Der andere sah mich geschockt an und rührte sich nicht von der Stelle. Sein Fehler. Ich holte aus und traf ihn mindestens genauso hart wie den ersten. Ich hob Lucy behutsam hoch und presste ihren eiskalten Körper gegen meinen und hoffte, dass es sie wärmen würde. Wir gingen schneller und kamen schließlich wieder dort an, wo wir gestartet sind. John hatte den Lehrern bescheid gesagt, ass wir später kommen würden und anscheinend war es ihnen egal. Wir riefen ein Taxi und ich nannte ihm die Adresse von Hannah. Im Taxi zog ich meine Jacke aus und zog sie Lucy an. Ich sagte zum Fahrer, dass er die Heizung aufdrehen solle. Er tat es und ich war einfach froh darüber, sie gefunden zu haben.
Wir blieben vor Hannahs Haus stehen und ich bezahlte den Fahrer. Langsam hob ich Lucy aus dem Auto, die langsam wieder zu sich kam und trug sie zur Tür. Anscheinend schliefen alle schon, aber ich musste a rein. Ich klingelte an der Tür und keine fünf Sekunden später ging sie auf un eine besorgte Mary stand uns gegenüber. "Oh my gosh, where have youu been? I was so worried, what happened?" Ich erklärte ihr, dass ich nicht darüber reden wolle und ging zu Lucys Zimmer. Diese legte ich auf ihr Bett. Sollte ich ihr jetzt die nassen Sachen ausziehen oder würde sie mich morgen dafür killen? Ich musste sie umziehen, die klitschnasse Kleidung klebte an ihrem Körper. Sie sah mich mit halb offenen Augen an und schlief dann ein. Ich holte einen Pullover und eine Jogginghose von mir und zog ihr die beiden Jacken und ihre Sachen aus. Ich zog ihr schnell den Pullover und die Jogginghose an und drehte die Heizung auf. Ich zog meine Sachen auch aus und legte mich zu ihr, Körperwärme brauchte sie jetzt doch. Ich deckte uns zu und zog sie zu mir. Ihr Körper wurde immer wärmer und ich konnte beruhigt schlafen.
Am nächsten Morgen spürte ich Lucys Atem auf meiner Brust und wachte dadurch auch auf. Sie öffnte ebenfalls ihre Augen. Sie war zwar nicht mehr blass, sah aber dennoch nicht gerade gesund aus. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und drei geschockte Gesichter starrten uns an.

Bad boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt