Turn it off

1.3K 62 22
                                    

Turn it off

Damon P.O.V.

Ihr Atem ging ruhig und war das einzige Geräusch welches den Raum füllte. Die Stille die folgte wenn sie ausatmete war vollkommen und undurchdringlich.
Im Gegensatz zu meinem Inneren. Dort schrien alle Stimmen durcheinander. Die einen forderten ich sollte gehen, sie in Ruhe lassen, aufhören sie zu beobachten. Die anderen wollten meine Arme um sie schlingen, wieder andere weinen und all meiner Verzweiflung Ausdruck verleihen.
Aber ich konnte nicht. Schon seit Stunden (jedenfalls glaubte ich das, ich hatte mein Zeitgefühl verloren) saß ich an ihrem Bett, in das wir sie gelegt hatten nachdem sie bewusstlos geworden war.
Wir hatten George in einer Lichtung im Wald begraben, obwohl es riskant war ihm eine Grabstätte zu errichten. Doch wir konnten es Lory nicht zumuten keinen Ort zu haben, an der sie trauern konnte wenn sie wieder aufwachte. Falls sie wieder aufwachte. Wie viel Schmerz kann ein Lebewesen ertragen? Hatte Lorette diese Grenze erreicht oder sogar überschritten? Wir wussten es nicht.
Schon seit Jahrzehnten hatte ich mich nicht mehr so hilflos und verletzlich gefühlt, auch wenn ich das niemanden spüren ließ. Hoffte ich. Doch Georges Tod, Klaus Drohung und Lorys Zusammenbruch hatten mich aufgewühlt. Ich sorgte mich um das Mädchen, welches in diesem Bett, in diesem Zimmer lag und sich nicht bewegte, auf nichts reagierte und nichts zu sich nahm. Ihre Augen waren geschlossen und unter ihnen lagen tiefe Schatten. Jeder Vampir, welcher so lange kein Blut mehr zu sich genommen hatte wäre sofort aufgesprungen und hätte das nächste menschliche Wesen ausgesaugt. Aber Lory lag einfach da und reagierte nicht einmal darauf wenn man einen Blutbeutel direkt vor ihrer Nase öffnete.
Trotz ihrer sichtbaren Entkräftung war sie zweifelsohne wunderschön. Auf eine merkwürdige Art und Weise schien sie in diesem Moment, in ihrem Kokon der Bewusstlosigkeit friedlich zu sein.

Eine Stimme hinter mir ließ mich zusammenfahren. „Damon?“
Abrupt drehte ich mich um und fühlte mich ertappt, als ich in Elenas braune Augen schaute. Sie stand in der Tür und hatte die Hände unsicher hinter dem Rücken zusammengefaltet.
„Was?“ fragte ich unwirsch und drehte mich wieder zu Lory, wachte weiter über sie.
Elena seufzte. „Es kann so nicht weitergehen. Lory liegt schon eine Woche so da und hat in der Zeit kein Blut getrunken. Wenn wir sie nicht bald dazu bewegen... Wer weiß was dann passiert? Komm runter, Stefan und Bonnie wollen mit uns über eine Lösung nachdenken.“
Unzufrieden schnaubte ich, aber ich wusste dass sie recht hatte. Nur leider hatte ich keine Ahnung, wie wir es schaffen sollten jemanden aus so einer Starre herauszubrechen.
Ich stand auf und nickte ihr wortlos zu. Gemeinsam gingen wir auf den Flur und die Treppe hinunter. Keiner von uns sagte ein weiteres Wort.
Im Wohnzimmer saßen, wie angekündigt, mein Bruder und Bonnie. Die beiden hatten sich bisher ernsthaft unterhalten und drehten nun ihre Blicke zu uns. Bonnie blickte mich prüfend an und schien eine Frage in ihrem Inneren für sich selbst zu beantworten.
„Hallo Damon. Wie geht es ihr?“ waren die Worte die sie an mich richtete. Ich zuckte mit den Schultern. „Unverändert.“
Eine Spur von Enttäuschung flog über ihr Gesicht, war aber im gleichen Moment wieder verschwunden. Wäre ich kein Vampir gewesen hätte ich es vielleicht nicht einmal gesehen.
„Ok,“ begann sie, „deshalb wollen wir ja jetzt reden. Ich denke wir wissen alle dass es so nicht weitergehen kann. Es ist gefährlich wenn sie nicht bald Blut zu sich nimmt, ich habe ein bisschen darüber gelesen was dann geschieht. Und wir wollen nicht dass das geschieht, seid euch da sicher. Das heißt wir müssen einen Weg finden, sie wieder aufzuwecken und ihr vorallem Blut zu verabreichen. Aber ich denke wenn wir ersteres schaffen sollte sie ganz alleine das Bedürfnis nach Blut haben...“
Elena unterbrach sie. „Aber wie sollen wir das schaffen Bonnie? Ich meine es ist ja nicht so als hätten wir es nicht schon probiert! Wir haben ihr Blut unter die Nase gehalten, mit ihr geredet, sie berührt und sie ja sogar problemlos einfach so in ein anderes Zimmer getragen und die blutverschmierten Sachen ausgezogen. Was können wir noch machen?“
Bonnie runzelte die Stirn und setzte zum Reden an, doch Stefan sprach vor ihr. „Sie wird sich vor dem Schmerz den sie verspüren wird wenn sie wach ist schützen wollen. Unbewusst. Und das ist wahrscheinlich wichtig, zuerst braucht sie einige Zeit bis sie in der Lage ist die Gefühle nach und nach zu verarbeiten. Doch dazu muss sie sich erstmal ernähren und aufwachen...“
Ich stimmte ihm innerlich zu. Lory hatte Dinge durchgemacht die ein normaler Mensch vielleicht nicht einmal nervlich verkraften würde. Wenn sie jetzt erwachen würde könnte niemand ihre Reaktion mit dem Erlebten vorhersagen. In meinem Kopf formte sich ein Gedanke, den ich sofort wieder verdrängte. Nein.
„Ist es nicht möglich sie anders zu ernähren, also dass sie das Blut nicht aktiv zu sich nehmen muss? Wie Patienten im Krankenhaus zwangsernährt werden?“ kam es von Elena. Eine Überlegung die ich auch schon gehabt hatte.
„Das ist keine schlechte Idee,“ sagte ich. Das Erste was ich zu dieser Konversation beitrug. Doch bevor ich weiterreden konnte unterbrach mit Bonnie.
„Aber ich denke nicht dass es überhaupt sinnvoll ist sie einfach im Bett liegen zu lassen und sogar fremd zu ernähren. Bei Menschen dauert diese Phase der Reaktions- und Bewusstlosigkeit höchstens ein paar Tage bis Wochen. Danach können sie sich an die Verarbeitung machen oder weiter verdrängen. Das Problem liegt daran, dass Lory ein Vampir ist. Sie ist nicht der Erste, dem so etwas geschieht und frühere Fälle wurden schon protokolliert. Ich hab davon gelesen... Es dauerte Jahre bis Jahrzehnte wenn sie überhaupt wieder aufwachen. Letzteres ist am häufigsten der Fall. Ich habe von einem solchen Beispiel von meiner Oma gehört,“ sie machte kurz eine Pause bei der Erinnerung an ihre Großmutter und deren Tod. „Und auch von anderen Fällen bei denen die Betroffenen danach vollkommen lebensunfähig und verwirrt waren. Auch Vampire können geisteskrank werden. Deshalb denke ich ist es nötig dass wir Lory aus ihrer Flucht vor dem Erlebten rausholen. Es gibt eigentlich keine andere Möglichkeit wenn wir versuchen wollen dass sie innerhalb der nächsten Jahre wieder normal leben kann.“
Nun warf Stefan wieder etwas ein. „Außerdem wissen wir nicht was Klaus und Elijah jetzt noch vorhaben. Aber wir wissen dass Lory an ihnen beiden Rache üben will.“ Er machte eine Pause.
Was danach folgte war das was ich aus Stefans Mund am wenigsten erwartet hatte.
„Und ich will das auch.“ Meine Augenbrauen zuckten hoch und verbittert lächelnd hob ich meinen Mundwinkel. So weit war es also gekommen. Stefan, mein Bruder, der sanfte Vampir der menschlicher war als viele Menschen, der nur Tiere jagte und auf Menschenblut verzichtete – er wollte Rache. Elenas Gesicht glich einem Aufschrie. „Stefan! Was soll das heißen?! Wozu willst du Rache an ihnen üben?!“ Er blickte sie mit harten, entschuldigenden Augen an. „George war ein guter Mann. Sie haben ihn und so viele Leute getötet, die meine Freunde waren. Sie haben nicht das Recht dazu, so vielen Menschen Schmerzen zuzufügen.“
Eine Minute des Schweigens trat ein. Wir alle ließen seine Worte auf uns wirken und ich stellte mir vor, welche Gefühle Lory hegen musste, wenn sogar Stefan auf Vergeltung sann. Die Wut auf Klaus, der ihren Vater und Elijah, welcher ihre Mutter umgebracht hatte musste ins Unermessliche reichen.
„Und wie willst du sie da rausholen?!“ zischte Elena fast schon giftig. Ihr Wandel vom kleinen Mädchen zur taffen, manchmal zickigen Frau beeindruckte mich. Ich fand ihn nicht gut, aber ich fand es faszinierend. Menschen waren ein komisches Volk. Das wusste ich vorallem, weil ich auch einmal so einer gewesen war.
Die Idee von vorhin blitze wieder in meinem Kopf auf. Mit aller Macht versuchte ich sie zu bekämpfen, doch es war wie ein Ohrwurm der sich einnistete. Umso stärker man versuchte ihn loszuwerden umso hartnäckiger blieb er einem im Kopf stecken. Doch ich hatte (auch wenn ich es niemals zugegeben hätte) Angst vor dieser Idee. Angst vor den Konsequenzen. Aber war es nicht die einzige Möglichkeit Lory aus der Starre zu holen?
Ich weiß nicht, was mich schlussendlich dazu bewegte, den Gedanken auszusprechen.
„Sie muss abschalten.“
Das Gespräch, was bis dahin weitergelaufen war stoppte augenblicklich. Stille hing im Raum wie ein übler Geruch.

Die Gesichter der anderen sprachen alle ganz eigene Bände. Stefans zeigte pures Entsetzen. Er wusste genau was es hieß, wenn man abschaltete. Bonnie überdachte meinen Vorschlag ernsthaft. Objektiv. Und Elena zog ihre Augenbrauen zusammen und schenkte mir fragende Blicke.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 08, 2014 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

My cheerless Diary (Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt