"Hello, Mom!"

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Wir starrten uns bestimmt einige Sekunden einfach nur an, aber mir kam es vor wie Stunden bevor sie wieder das Wort ergriff.
„Ich wusste nicht das du wiederkommst… Hat Caroline es mir etwa nicht gesagt?“ Ein wenig sauer und immer noch erstaunt sah sie zu Caroline. „Nein Mom. Ich hab es niemanden erzählt, aber ich habe mir hier eine Wohnung und einen Job gesucht.“
„Und… warum? Was ist der Grund weshalb du…“
„Darf ich nicht einfach meine Schwester und meine Mutter wiedersehen? Aber das ist nicht der Grund… Ich bin mit Pete Melorkey zusammen und jetzt können wir uns öfter sehen. Apropos. Am besten werde ich ihn mal suchen gehen, ich hab ihn noch garnicht gesehen. Tschüß,“ meine Stimme war hart und kalt gewesen während ich mit meiner Mutter geredet hatte, sie wurde erst wieder weich als ich mich zu meiner Schwester drehte und mich verabschiedete. Dann ging ich mit erhobenen Kopf weg von den beiden, auf der Suche nach Pete, denn ich hatte ihn wirklich noch nicht gesehen. Ich konnte die Blicke meiner Mutter immernoch im Rücken spühren.
Ich musste auch nicht lange suchen bis ich Pete gefunden hatte. Er hing mit Matt, Tyler und den anderen ‚coolen‘ Jungs auf Mystic Falls ab. Die Jungs waren grade in ein Gespräch vertieft aber als Pete mich sah, fing er an zu lächeln, sagte etwas in die Gruppe und sofort waren alle Blicke bei mir. Ich schwang meine Haare leicht nach hinten, völlig bewusst, welchen Eindruck ich auf die Jungs machen musste.
„Hey Babe,“ sagte Pete und kam auf mich zu. „Schön dich zu sehen Süße“
Ich lächelte, er war schon ein toller Freund. Wir verstanden uns so gut, wenn ich ihn nicht liebte, wusste ich nicht was Liebe sonst sein sollte. Zwar hatte ich keine ‚Kribbeln‘ wo er mich berührte oder ‚Schmetterlinge im Bauch‘ wenn ich ihn sah, aber diese Sachen waren meiner Meinung nach sowieso Erfindungen der Filmemacher und Buchautoren. So etwas hatte ich noch nie gespürt.
Nach einem kurzen Begrüßungskuss mit Pete begrüßte ich noch die Jungs mit denen ich früher schon befreundet gewesen war mit einer Umarmung und die Anderen lächelte ich charmant an. Ich genoss das Gespräch, aber als die Themen nach einer Weile ins Lächerliche abschweiften, sank meine Laune. Meines Erachtens nach konnte man sich auch gut unterhalten und dabei Spaß haben. Oder man trank. Da hier weder ersteres noch letzteres zum Einsatz kamen, entschloss ich mich, die Gruppe zu verlassen. Ich gab Pete einen Abschiedskuss und verabschiedete mich von den anderen.
Als ich dann über den Flur schlenderte und an einigen Ständen kurz Halt machte, rempelte mich jemand ziemlich hart an. Erschrocken orientierte ich mich und blickte der Person nach. War das nicht...? Meine Frage erledigte sich mir nur einen Blick später eine vollkommen fertige Elena im Raum auffiel. Besorgt ging ich zu ihr rüber. "Hey, alles in Ordnung? Warum ist Stefan gerade so weggerauscht?" 
Wie aus Gedanken gerissen starrte sie mich an, bis sie realisierte wer ich war.
„Ach ich und Stefan… haben eine… schwierige Phase.“ Während sie das sagte blickte sie auf den Boden und sogar ich merkte, dass sie deshalb traurig war.
„Komm her Süße“ ich nahm sie in den Arm und sie vergrub dankbar ihr Gesicht an meiner Schulter. Aber ich kannte Elena, sie würde nicht weinen. Sie war schon immer ein starkes Mädchen gewesen. 
Plötzlich stand Jenna, Elenas Tante, neben uns und verdrehte genervt die Augen.
„Retten mich. Fell- Alarm.“ Meinte sie genervt.
Elena hatte sich schon aus unserer Umarmung befreit und blickte Jenna verständnisvoll an.
„Oh Man, Logan ist hier. Toll.“ Man konnte Jenna ansehen, dass sie das wirklich extrem störte.
„Logan Fell?“ fragte eine männliche Stimme hinter mir. Ohne mich umzudrehen, sah ich in Elenas Augen, wer da hinter mir stand: Stefan war zurück gekommen und hatte mitgehört.
Jenna nickte genervt. Er sah sich um und automatisch tat ich das auch. Aber er erblickte ihn zuerst und wechselte einen besorgten Blick mit Elena bevor er mit schnellen Schritten losging. Ich und Elena folgten ihm und kamen kurz nachdem Stefan bei Logan angekommen war dazu.
„Jenna es kommt mir so vor als würdest du mir aus dem Weg gehen,“ sagte Logan. Ich hatte gar nicht mitbekommen das auch Jenna uns gefolgt war, aber die stand jetzt neben mir und schickte Logan einen vernichtenden Blick. „Reiner Selbstschutz.“
„Elena, warum gehen du, Lory und Jenna nicht woanders hin.“ Sagte Stefan ohne dabei den Blick von Logan abzuwenden. Elena schien zu verstehen was er meinte - im Gegensatz zu mir - und zog mich und Jenna von Stefan und Logan weg. Danach fragte sie Jenna noch ein wenig über die Begegnung mit Logan am Abend zuvor auf (das entnahm ich jedenfalls ihrem Gespräch), aber ich hörte nicht weiter zu. Ich war todmüde und wollte eigentlich nur noch schlafen. Der Tag war lang gewesen und inzwischen war es draußen schon dunkel. „… du darfst nie wieder mit ihm reden! Ich meine es ernst.“ Schloss Elena grade ihren kleinen Vortrag den sie Jenna gehalten hatte. Jenna sah verwirrt aus, aber bevor sie etwas erwiedern konnte trat ein Mann, ungefähr Mitte Dreißig, hinter Jenna. „Hey Jenna, hey Elena, hallo…“ er sah mich an und runzelte die Stirn. Ich lächelte, streckte die Hand zu ihm aus und sagte: „Hallo ich bin Lorette Forbes… Carolines große Schwester.“ Er zog eine Augenbraue hoch, anscheinend hatte er schon etwas über mich oder meine Vergangenheit gehört. Er ergriff meine Hand und sagte: „Hallo Lorette. Ich bin Alaric. Ich habe schon viel von ihnen gehört…“ Mein Verdacht war also richtig gewesen. „Oh nennen sie mich Lory… Aber könnten wir uns bitte duzen? Ich fühle mich so alt wenn ich mit ‚sie‘ angesprochen werde.“ Ich lächelte offen und auch er fing an zu grinsen. Mittlerweile hatten wir unsere Hände losgelassen. „Okay, na dann Lory. Ähmm… Jenna ich hatte gehofft dich hier zu treffen…“ Er drehte sich zu Jenna und ich beschloß, nun endlich nach Hause zu gehen.
Als ich mich von den Dreien verabschiedet hatte, wollte ich nur noch kurz Caroline suchen. Ich wusste, sie wäre tödlich beleidigt wenn ich mich nicht von ihr verabschieden würde, jedoch blieb meine Suche ohne Erfolg. Schulterzuckend entschlied ich mich dazu, ihr von zuhause aus eine SMS zu schicken. 
Es war schon ziemlich dunkel, und obwohl ich es nicht mochte im Dunkeln zu laufen machte ich mich auf den Weg. Ich ging in auf den Parkplatz zu, wenn ich ihn überquerte war ich noch schneller zuhause. Gerade als ich fast auf der anderen Seite war, fuhr ein schwarzer Jeep vor.
„Hey Lory, kann ich dich mitnehmen?“ ich erkannte die Stimme aus dem Auto sofort, Logan Fell. Er lächelte mich freundlich aus dem Inneren des Wagens an. Aber trotzdem, der Typ war mir nach dem wie Elena und Stefan heute Abend auf ihn reagiert hatten, nicht mehr geheuer. „Nein danke… Ich habs nicht weit bis nach Hause.“ Ich blickte auf den Boden und sah ihn dann wieder an. Eine Stimme in mir bekam Angst, aber ich versuchte diese zu unterdrücken. Alles war gut. Logan würde mich vorbei lassen und nicht würde geschehen.
Dann machte ich den Fehler, wieder in seine Augen zu sehen.
"Du wirst jetzt schön freundlich einsteigen, liebe Lorette." 
Für einen Moment hatte ich das Gefühl, die Welt würde sich nicht drehen. Alles und nichts geschah, als er mich so eindringlich ansah und trotzdem hatte ich ein Gefühl wie nie zuvor. Schutzlos. Ausgeliefert.
Meine Arme und Beine bewegten sich - willentlich?- und ich setzte mich wie paralysiert in den Wagen.
„Gut so,“ sagte er immer noch gespielt freundlich. „Und jetzt geht es los. Aber warte – anschnallen nicht vergessen.“ Er lächelte auf so eine merkwürdige Art und Weise, das ich mich wunderte. Aber trotzdem drehte ich meinen Oberkörper von ihm weg um mir den Gurt zu greifen. Dann ging alles ganz schnell, als ich einen harten Schlag gegen meinen Hinterkopf spürte und ein schrecklicher Schmerz sich an meiner Stirn ausbreitete. ‚Ich bin gegen das Fenster geknallt‘ war der letzte Gedanke den ich hatte bevor ich ohnmächtig wurde.

Als ich wieder zu Bewusstsein kam war das Erste was ich wieder wahrnahm, dass geschossen wurde. „Aaaaaah!“ ich zuckte zusammen, jemand schien zu schreien. Ich wollte meine Augen aufmachen und helfen, aber irgendetwas hinderte mich... Ich saß im Auto! Logan Fell musste meinen Kopf mit aller Kraft gegen das Fenster geschleudert haben. Sofort bekam ich Panik und meine Wunde an der Stirn fing an sich bemerkbar zu machen. Ich musste schnell aus dem Auto dieses Verrückten! Jetzt erst bekam ich wieder Gefühl im meinen Körper. Ich riss die Augen auf und zuckte zusammen. Doch ich saß garnicht mehr im Auto. Ich lag in den Armen von irgendjemanden. Aber es war zu dunkel um das Gesicht desjenige zu erkennen und der Schmerz in meinem Kopf machte es mir fast unmöglich klar zu denken. Umso froher war ich als ich wieder fast in die gnädige Ohnmacht hinabgesunken war. Doch bevor mich das Schwarz ganz verschlungen hatte konnte ich meinen Kopf zur Seite drehen und im Licht der Scheinwerfer konnte ich einen Mann sehen der in übernatürlicher Geschwindigkeit um einen anderen Mann welcher auf dem Boden lag und sich krümmte herumrannte, stehen blieb und dem auf dem Boden liegenden etwas ins Bein rammte…
Die Statur des Mannes kam mir merkwürdig bekannt vor. Die letzte Assoziation, bevor ich bewusstlos wurde, war 'Damon'.

„Lory? Bist du wach?“ ich seufzte innerlich als ich diese Frage hörte. Wie konnte man den so etwas fragen? Am liebsten hätte ich ‚nein‘ geantwortet aber bevor ich den Mund aufmachen konnte ließ mich ein stechender Schmerz an meiner Stirn zusammenzucken. Mein ganzer Kopf tat weh und ich schaffte es nicht mal die Augen zu öffnen.
„Natürlich ist sie wach. Sonst wäre sie ja nicht so zusammengezuckt.“ Eine zweite Stimme, tiefer als die Erste, von der ich glaubte das sie die einer Frau gewesen war, mischte sich ein.
„Hau ab Damon! Was machst du überhaupt hier.“ Wieder die erste Stimme. Sie hörte sich nun nicht mehr besorgt wie beim ersten Mal, sondern wütend und genervt an. Und sie war so laut! Konnten die beiden nicht ruhig sein? Mein Kopf dröhnte immernoch extrem, und durch dieses Gelabere machten sie es auch nicht besser.
„Ich will wissen wieviel sie noch weiß. Außerdem ist das hier mit mein Haus, also darf ich doch wohl hier sein!“ Und die zweite Stimme wieder. Konnten die Beiden nicht einfach die Klappe halten?! Oder besser, ihr Gespräch draußen klären. Aber da ich immernoch nichts gesagt hatte, wussten sie nicht wie sehr sie störten. Also entschloss ich mich dazu, ihnen meine Meinung mitzuteilen.
„Knnt r ni wggn?“ Ok, es war vielleicht nicht die deutlichste Meinungsäußerung... Naja, es war nur Genuschel. Es war aber auch anstrengend, mit einem Kopf so schwer wie eine Bleikugel, einen klaren Gedanken zu fassen. Und anstatt mir eine kurze Pause zu geben um mich zu sammeln und einen vernünftigen und verständlichen Kommentar zu machen, redeten die beiden Stimmen einfach weiter.
„Lory? Was hast du gesagt? Hast du es verstanden?“
„Keine Ahnung wenn du die ganze Zeit redest, wie soll ich denn da…“
„KLAPPE!“ Ich hatte alle meine Kraft gesammelt, meine Augen aufgerissen und dieses eine Wort geschrien. Die Anstrengung hatte mich viel Kraft gekostet. Aber dafür waren die Beiden, die ich dank meines Augenaufschlags als Elena und Damon identifiziert hatte, endlich ruhig und starrten mich (Elena schockiert und Damon amüsiert) an. Diese Stille nutzte ich dafür, meine Augen im Raum umherschweifen zu lassen um überhaupt zu wissen wo ich mich eigentlich befand. Das Zimmer hatte eine dunkle Holzvertäfelung und ein großes Fenster ließ das Licht den Raum überfluten. Als ich nach draußen sehen wollte durchfuhr mich wieder ein heftiger Schmerz, es war einfach zu hell. Ich kniff die Augen zusammen und sah wieder das Zimmer an. Ich hatte es vorher noch nie gesehen, aber es gefiel mir. Es war eben hochwertiger als das durchschnittliche Zimmer. Auch der Boden war aus dunklem Holz und ein alter Teppich lag darauf. Der Einrichter hatte ziemlichen Geschmack, das musste man ihm oder ihr lassen. Dann beendete ich meine kleine ‚Augenbesichtigung‘ und sah wieder die beiden Personen vor meinem Bett an, die auch bis jetzt keinen weiteren Kommentar von sich gegeben hatten. Damon sah mich immernoch halb amüsiert, halb verwundert an und hatte ein ziemlich heißes schiefes Lächeln aufgesetzt. Aber Elena hatte ihren Blick auf ihre Füße gerichtet und sah ein bisschen gequält oder beschämt aus, ich konnte es nicht ganz einordnen.
Sie schien einmal tief Luft zu holen und richtete dann ihren Blick wieder zu mir.
„Ok Lory… An was kannst du dich… erinnern?“ In ihren Tonfall schwang Besorgnis mit. Doch diese Tatsache rückte für mich in den Hintergrund als auf einmal ein regelrechter Beschuss von Erinnerungen auf mich niederhagelte. Mein Kopf schmerzte gewaltig und fast hätte ich geschrien aber die Erinnerungen die kamen waren jetzt vordergründig.
Logan Fell! – Auto! – Augen! – Scheibe!! – Damon!
Halt Stopp! Damon? Ich konnte doch nicht wirklich Damon, der junge Mann der neben Elena vor dem Bett stand dabei gesehen haben, wie er einem anderen Mann etwas ins Bein gerammt hatte? Oder…?
„Elena! Was ist passiert?!“  

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Yay! Cliffhanger-Time! Voted oder viel lieber kommentiert bei Fragen, Anregungen, Verbesserungen. Ich bin für alles offen :) <3 

My cheerless Diary (Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt