Erinnerung und Wirklichkeit

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Erinnerung und Wirklichkeit

Ich saß jetzt schon seit einer halben Stunde auf dieser Couch rum, und Damon rührte sich immernoch nicht. Er war wie versteinert und reagierte weder auf Ansprechen, noch das Schütteln an den Schultern. Sogar mit Beleidigungen hatte ich es schon versucht, um ihn zu provozieren. Doch seit dem Satz „Katherine ist wieder da,“ hatte er sich nicht bewegt, und hätte er nicht geblinzelt, hätte ich gedacht er wäre tot. Auch wenn er das streng genommen schon war…
Bald müssten Elena und Stefan kommen, ich hatte sie vor 10 Minuten endlich erreichen können. Sie schienen grade einen ‚Pärchen Tag‘ zu verbringen, aber als ich den Namen Katherine genannt hatte, war es still geworden und die Beiden hatten gesagt sie würden in einer viertel Stunde da sein.
Ich musste mich also noch die restlichen paar Minuten beschäftigen, also stand ich auf und sah mir das Wohnzimmer an. Mein Blick streifte den Kamin, danach den Sessel in dem Damon vor sich hin vegitierte und dann eine alte Holzkommode, auf der ein Tablet mit allen möglichen Flaschen stand. Ein fieses Lächeln stohl sich auf mein Gesicht. Jetzt hatte ich die Zeit und die Möglichkeit… Ich wollte schon immer mal wissen was für teures Zeug ein Salvatore trank. Schnell warf ich nochmal einen Seitenblick auf Damon um zu sehen ob er wirklich nichts mitbekam. „Hey Blutschlürfer?!“ rief ich. Zum Glück keine Reaktion, also ging ich um ihn herum und stand vor den edlen Getränken. Und um ehrlich zu sein, ich hatte keine Ahnung von solchen Zeug, also griff ich einfach nach der Flasche die mir am Besten gefiel und goss etwas von ihrem Inhalt in ein, hoffentlich sauberes, Glas welches neben dem Tablett stand. Langsam führte es in die Nähe meines Gesichtes, schaute noch ein letztes Mal zu dem anscheinend nur physisch anwesendem Vampir im Sessel und leerte dann das Glas in einem Zug.
„Grr- Hust- Urggg..!!“ Wow, so starkes Zeug hatte selbst ich noch nicht getrunken, jedenfalls nicht als ich noch halbwegs nüchtern war. Huh, das brannte wie Feuer in meiner Kehle, und mein Husten hörte einfach nicht auf, erst nachdem mir jemand beruhigend auf den Rücken klopfte…
„Du solltest das Glas lieber wieder wegstellen bevor er merkt das du sein Zeug angerührt hast…“ sagte Stefan ruhig. Und ich hatte auch nichts dagegen, seinen Rat zu befolgen, denn wer wusste schon wann Damon wieder aus seiner Starre aufwachen würde…

Eine halbe Stunde und viele Worte später sahen mich Stefan und Elena (ich hatte mich versichert das sie wirklich Elena war) stirnrunzelnd und ernst an.
„Bist du dir sicher das sie Katarina gesagt hat?“ Verdammt, das fragte Stefan jetzt bestimmt schon zum fünfzigsten Mal! Meine Laune war ziemlich mies, und dementsprechend antwortete ich auch. „Scheiße, ja! Ich bin zwar nicht allwissend aber ich weiß was ich gehört habe, glaubt ihr mir etwa nicht?!“
„Doch natürlich Lory,“ antwortete Elena ruhig. „Aber wenn das wirklich stimmt dann… würde es bedeuten das…“ sie tauschte einen besorgten Blick mit Stefan aus  und warf einen weiteren zu dem immernoch erstarrten Ice Boy. „Was? Was würde es bedeuten Elena?!“ mir platzte nun wirklich der Kragen. Ich hatte ihnen alles erzählt was passiert war, und sie saßen jetzt nur rum, guckten sorgenvoll umher, machten besorgniserregende Andeutungen und sagten mir einfach nicht was Sache war. Grr!
Elena atmete tief durch.
„Das Katherine wieder da ist.“ Wow, ihr Tonfall klang als ob ich alles jetzt verstehen müsste und in Panik ausbrechen müsste. Aber um ehrlich zu sein, ich hatte keinen Plan was sie meinte.
„Nein, wirklich?! Ich hab verstanden das irgendeine Katherine wieder da ist, schließlich sieht sie aus wie du und hat mir den Arm gebrochen! Aber was ist denn mit dieser Katherine los?! Warum habt ihr solche Angst vor ihr?!“
Nun antwortete eine Stimme, die mich überraschte. Damon.
„Sie ist eine verdammte Schlampe. Ich habe 145 Jahre nach ihr gesucht, und sie war die ganze Zeit in der Nähe und hat uns anscheinend beobachtet… Katherine war diejenige die mich und Stefan verwandelt hat…“

Es war schon dunkel geworden, als Damon mit seiner Geschichte über Katherine endete, es war keine schöne Geschichte gewesen. Er hatte erzählt, wie beide sie geliebt hatten und sie sie ausgenutzt hatte. Wie sie 27 andere Vampire geopfert hatte um zu fliehen, und alles weitere. Und mein erster Eindruck von ihr, als sie mir den Arm gebrochen hatte war nicht wirklich besser geworden, nein, jetzt empfand ich schon fast Hass für sie, die eine gefühlslose Vampirin zu sein schien.
Die vielen Informationen musste ich erstmal verarbeiten, und so schaltete ich meine Umgebung mal wieder ab und konzentrierte mich nur auf mich und meine Gedanken. Jedenfalls solange, bis mich jemand an den Schultern rüttelte.
„Lory? Komm schon, hör auf zu träumen…“ Jap, diese Ironie würde ich immer erkennen.
Ich seufzte genervt und stand von der Couch auf, drängte mich an Damon vorbei und sah mich nach Elena und Stefan um.
„Sie sind hochgegangen… Wer weiß was sie da treiben…“ er zwinkerte mir zu, worauf ich nur genervt die Augen verdrehte. Insgeheim hatte ich gehofft, das Elena mich mit zurück in die Stadt nehmen würde, aber jetzt würde ich wohl den Weg nach Hause laufen müssen. Toll.
Ich ging in den Flur und schnappte meine Jacke, bereit den Heimweg anzutreten. Doch dau würde es erstmal nicht kommen.
Als ich mich umdrehte stand er so nah vor mir, das normale Menschen zurück gezuckt wären. Jedoch nicht ich.
Seine blauen Augen musterten mich ruhig und forschend, als ob er nach irgendetwas suchen würde. Nach was auch immer. Ich konnte ihn genau riechen, eine Mischung aus rauem Leder und süßer Vanille. Seine weiche Hand strich an meiner Wange entlang.
„Wer bist du Lorette, das du mich so verwirrst. Du reagierst nie, wie ich es erwarte, tust nie, was ich denke, sagst nie was ich vermute. Was fesselt mich so an dir…“ Er sprach wie mit sich selbst, keine Antwort erwartend, ich hätte auch keine gewusst. Denn in diesem Moment, war ich, Lory, sprachlos. Zum ersten Mal überhaupt.
Und dann bewegten sich seine Lippen auf meine zu, wie von alleine schloss ich die Augen… -

„Hey Lory, träumst du von mir?!“ erschrocken zuckte ich zusammen und riss meine Augen auf. Wo war ich?! Was war passiert?!  Hatten ich und Damon uns wirklich fast geküsst?
Doch dann realisierte ich, das alles nur ein Traum gewesen war, und Röte schoss mir in die Wangen. Ich hatte doch nicht wirklich fast Damon Arsch Salvatore geküsst?! Auch wenn es nur ein Traum gewesen war, fast wäre es geschehen…
„Ja, Damon es war ein ALBTRAUM!“ genervt verdrehte ich die Augen, in der Hoffnung meine Fassade aufrecht zu erhalten. Doch wenn ich nicht bald alleine zuhause war, würde das ziemlich schwer werden. Also schob ich nach: „Und um diesem Albtraum zu entfliehen werde ich mich jetzt auf den Weg nach Hause machen.“ Damit verließ ich dieses Mal wirklich den Raum, nahm meine Jacke vom Haken, öffnete die Eingangstür und verließ das Haus der Salvatores.
Es war Nacht draußen, alles war dunkel außer die Sterne und der immernoch runde Mond. Ich schlüpfte schnell in meine Jacke, es war wirklich kalt geworden. Der Herbst kam langsam aber sicher.
Nach einem letzten Schaudern stampfte ich, ohne einen weiteren Blick auf das Anwesen der Salvatores zu werfen, missmutig meinen Weg nach Hause.
Und so sah ich nicht, wie ein Schatten sich aus dem Gebüsch schob und mir folgte.

Mein Herz raste und ich war vollkommen außer Atem.
Ich hatte aufgehört, mich umzusehen um zu wissen wie nah mein Verfolger schon war, es hatte keinen Sinn und ich verlor nur Zeit. Es war ungefähr einen Kilometer vom Grundstück der Salvatores entfernt gewesen, als ich bemerkt hatte, das ich verfolgt wurde. Aber das hatte passieren müssen, ich hatte ja unbedingt die Abkürzung durch den Wald nehmen müssen. Und das, nachdem ich das alles über Vampire erfahren hatte… Vielleicht wurde ich ja von einem verfolgt? Aber jetzt war es zu spät um Reue zu zeigen, ich musste rennen, rennen und rennen. Und das mit meiner geprellten Hüfte und meinem gebrochenem Arm! Es war nicht mehr weit, dann würde ich aus dem Wald heraus sein und damit auch in Sicherheit. Wenn ich noch ein wenig durchhalten würde, dann -
ich hörte wie das Rascheln der Blätter immer näher an mich herankam, es blieben mir höchstens noch 5 Meter Abstand. Verdammt!!! Ich versuchte noch schneller zu laufen, aber ich rannte schon seit einer Ewigkeit. Denn obwohl mein Verfolger schnell zu sein schien, kam er immer wieder nur ein kleines Stück an mich heran, als ob er mich treiben würde. Aber verdammt, ich war kein Schaf!
Und dann lag da dieser Ast.
Das Problem war nur, dass ich ihn erst hinterher sah.
Völlig außer Atem blieb mein Schuh in der Dunkelheit an dem Ast hängen. Jede Balletttänzerin wäre wahrscheinlich neidisch geworden, bei dem Flug den ich hinlegte, aber an so etwas dachte ich in diesem Moment garnicht, mein Kopf war voll mit den Bildern von meinem Tod.
Der nun sicher eintreten würde.
Ich drehte mich auf den Rücken, wollte sehen wo mein Verfolger war. Zum Glück war ich auf meinem gesunden Arm gelandet, und das Adrenalin schien meine Schmerzen in den Hintergrund zu drücken. Ein weiterer Schreck durchfuhr mich als ich seinen Umriss in nächster Nähe erkennen konnte. Ich hatte verloren.
Dann wurde mein Kopf urplötzlich zur Seite geschleudert und ein schrecklicher Schmerz machte sich in meinem Kopf breit. Es war fast so wie bei Logan Fell, nur das mich dieses Mal eine Faust getroffen hatte.
Das letzte was ich mitbekam war, wie ich hochgehoben wurde.
Dann wurde alles schwarz und die Sterne und der Mond verschwanden.

Das Atmen fiel mir schwer. 
Es war fast anstrengend, meine Brust zu heben und zu senken um den Sauerstoff in meine Lunge zu bekommen.
Aber gegen die Herausforderung, meine Augen zu öffnen, war das hier Atmen ein Kinderspiel. Ich weiß nicht wie oft ich versuchte, sie zu öffnen, aber jedesmal kniff ich sie sofort wieder zu, es brannte so höllisch, wie Säure.
Und nachdem ich es geschafft hatte, hätte ich sie lieber wieder sofort zugemacht.
Ich befand mich in einer kleinen Zelle, jedenfalls sah es so aus. Die Wand war aus großen Steinen, die Tür aus schwerem Holz und mit einer vergitterten Luke. Auf dem Boden befand sich nur eine einzige Sache, wie ich bis jetzt sehen konnte, und das war die zerlegene Matratze, auf der ich mich befand.
Als ich theatralisch schlucken wollte, bekam ich einen schrecklichen Hustkrampf. Meine Kehle war so schrecklich trocken. Wasser, schnell! Ich versuchte aufzustehen um gegen die Tür zu schlagen und zu brüllen, wie es die Menschen in den Filmen immer machten. Auch wenn sich das Aufstehen als schwierig gestaltete, meine Beine waren klapprig wie die einer alten Frau, und mein Arm war immernoch in einer Schlinge um meinen Hals, stand ich schließlich an der Tür. Jedoch ohne Kraft zum dagegen schlagen und brüllen. Mein klimperndes Armband war dabei das lauteste. Das Einzige, was ich rausbekam war: „hallo? hilfe…“, und als mir dann 5 Minuten später immernoch niemand antwortete oder sich zeigte, ließ ich mich zurück auf meine Matratze fallen und fing an zu heulen, was ich sonst unterdrückte. Aber nun sprudelten all die Tränen heraus, die ich mir vorher verboten hatte. Meine Situation war ziemlich schrecklich. Ich hatte erfahren, das es Vampire gab, hatte mir von einem dem Arm brechen lassen, der genauso aussah wie meine Elena, war wahrscheinlich von einem entführt worden, meine beste Freundin war mit einem zusammen, der Vampirbruder ihres Vampirfreundes liebte sie, und ich? War jetzt irgendwie mittendrin. Kacke. 
Wie war es eigentlich dazu gekommen? Ich war doch nur nach Mystic Falls gekommen um Pete näher zu sein, außerdem hatte ich das als Vorwand genutzt um meine Familie wiederzusehen. Denn auch wenn ich es niemals im Leben zugeben würde, ich hatte sie vermisst. Caroline, und sogar meine Mutter, auch wenn ich ihr nie richtig verzeihen würde.
Aber verdammte Scheiße, sie war meine Mutter! Sie hatte mich großgezogen…
Doch wahrscheinlich war das jetzt alles egal, ich würde eh sterben oder schlimmeres. Denn ich vermutete mal stark das der Vampir (oder die Vampirin?!) irgendetwas mit mir vorhatte, sonst hätte er/sie mich gleich getötet.
Ich war so in mein Selbstmitleid versunken, dass ich mich, als ein Arm meine Schulter berühte fast zu Tode erschreckte, mein Schrei blieb mir in der Kehle stecken. Plötzlich saß ich stocksteif da und wartete auf mein Ende.
Vergebens. Die Minuten verstrichen, ohne das ich mich rührte.
„So sieht man sich wieder, Lorette.“ Oho. Ich kannte diese Stimme. Ich steckte in schlimmeren Schwierigkeiten als ich befürchtet hatte.

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Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Greetings, Laura <3



My cheerless Diary (Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt