Von Ausreden und unerwarteten Wendungen

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Von Ausreden und unerwarteten Wendungen

Lorys P.O.V.

Die Anderen hatten mich vor ungefähr einer Stunde abgeholt, und seitdem hatte ich nur mit Elena geredet und die restlichen Personen keines Blickes gewürdigt.
Bonnie, Stefan und Alaric hatten mir versucht zu erklären, warum sie mich angelogen hatten, bis sie irgendwann aufgrund keiner Reaktion meinerseits aufgegeben hatten und dann losgefahren waren. Ich fuhr diesesmal wieder bei Damon im Auto mit, genau wie Alaric. Ich hatte keine Lust gehabt mit Elena zu reden während Stefan und Bonnie zuhörten, deshalb hatte ich mich zu den Beiden ins Auto gesetzt, natürlich ohne ein Wort zu sagen. Ein wenig kindisch war meine Reaktion schon, aber es war auch kindisch von ihnen gewesen mich zu verarschen. Auch wenn es nur zu ‚meinem Schutz‘ war, ich war kein Baby mehr und konnte gut auf mich allein aufpassen. (Das hatte ich auch vor ihnen zu sagen sobald ich aufhörte sie zu ignorieren). Der Einzige, der nicht versuchte mit mir zu reden war Damon. Er lächelte nur stumm vor sich hin und schien es wirklich zu genießen und sich zu freuen das ich sauer war.
Als wir bei den Salvatores angekommen waren, war ich die Erste die aus dem Auto stieg und lief sofort in das Haus, indem die Personen aus Stefans Wagen schon alle versammelt waren. Immernoch stumm lief ich auf Elena zu, schnappte mir im Vorbeilaufen ihren Arm und schleifte sie geradewegs mit in das nächstbeste Zimmer, was in diesem Fall Stefans Zimmer war, ich glaubte nicht das er damit große Probleme haben würde.
Ich verschloss die Tür und sah Elena an.
„Du hättest mich nicht retten sollen Elena.“ Meine Stimme war besorgt und traurig.
Sie lächelte schwach. „Und du hättest das Gleiche für mich getan,“ erwiederte sie ruhig.  
Dann gab es für meine Tränen kein Halten mehr und alle Dämme brachen.
Ich schmiss mich ihr in die Arme. „Ich hatte solche Angst das du meinetwegen stirbst!“ schluchzte ich. Und sie fing auch an zu weinen, eine Ewigkeit lang lagen wir uns nur in dem Armen.
Die Tränen versiegten nur langsam, und wenn wir nicht gewusst hätten, wie sehr alle anderen auf das warteten, was Elena zu erzählen hatten, wären wir noch ewig oben geblieben.
Unten erwarteten uns alle, naja, sie erwarteten mehr Elena. Stimmt ja, sie musste uns noch erzählen was passiert war. Ohne das sie jemand auffordern musste fing sie mit ernster, monotoner Stimme an zu reden.
„Nachdem Katherine mich in das Gebäude gebracht hatte, und Lory frei war, setzte sie mich in einen kleinen Lastwagen, so einen, in den man hinten Möbel oder so reinpackt, also konnte ich nicht sehen was vorne passierte, und fuhr los. Wir fuhren mindestens zwei Tage durch die Gegend und blieben immer nur ganz kurz stehen, jetzt im Nachhinein denke ich um einen Fahrerwechsel zu machen.
Dann blieben wir endgültig stehen, und die Tür wurde aufgerissen. Es war tiefdunkel draußen, und ich brauchte ein paar Sekunden um mich wieder daran zu gewöhnen, überhaupt etwas zu sehen. Ich konnte gerade noch so die Silhoutte eines Mannes erkennen, als ich gepackt wurde und dann in die Scheune gebracht wurde, wo ihr mich gefunden habt…“ Sie schien zuende zu sein, und ich merkte wie auch die Anderen die Stirn runzelten.
„Das war alles? Sie haben nie mit dir geredet?“ fragte Alaric zeitgleich mit meinen Gedanken.
Aber Elena schüttelte nur den Kopf, leicht verwirrt.
„Nein… eigentlich nicht… Sie sind nur mit mir hin- und hergefahren, haben mich da abgesetzt und das wars auch schon…“ Nun erhob ich die Stimme. „Elena… Was hat es dann für einen Sinn gemacht mich zu entführen um an dich ranzukommen… wenn sie nur mit dir in der Gegend rumgefahren sind?!“ Ich glaube jeder im Raum (außer Elena) dachte das Gleiche wie ich.
Diese sah mich ein wenig verwundert an.
„Woher soll ich das wissen Lory? Denkst du sie verraten mir wie die Bösewichte im Film ihren Plan?“ Nein, natürlich dachte ich das nicht. Aber nachdem was ich von ihr gehört hatte, war es nicht Katherines Art jemand einfach zu entführen und dann wieder retten zu lassen. Doch irgendwas war komisch an der Weise wie Elena von ihrer Entführung sprach. Ich hätte das von meiner Eigenen, ich hatte immernoch Albträume davon, nicht gekonnt. So distanziert und sachlich, wie als ob…
„Sie wurde beeinflusst.“
Ich hatte garnicht mitbekommen, wie die Anderen angefangen hatten zu diskutieren, aber als ich diesen einen Satz sagte, war es auf einmal so still in den Raum, das man eine Stecknadel hätte fallen hören.
Alle starrten mich an, verarbeitend was ich eben gesagt hatte.
Stefan begann zu reden. „Alles würde daraufhindeuten…“
„Die distanzierte Sichtweise…“ warf ich ein.
„Das ganze Herumgefahre…“ Bonnie sprach weiter.
Damon war es, der die Erkenntnisse zusammenfasste. „Eindeutig Katherines Handschrift.“ Alle nickten zustimmend. Es war zu logisch. Sie wollte nicht das wir den Plan erfuhren. Und ohne das sie Elena erlaubte sich wieder daran zu erinnern was passiert war, gab es nur die Chance sie in einen Vampir zu verwandeln um ihre Erinnerung zurückzuholen. Was natürlich nichtmal in Erwägung gezogen werden würde, zumal Elena es nicht wollte. Sie wollte ein Mensch bleiben. Ich konnte sie teilweise verstehen, aber auf der anderen Seite… Ewiges Leben? Das war schon reizvoll. Aber ich würde auch nicht auf die Chance verzichten wollen, Kinder zu bekommen und mit einem Menschen den ich liebte alt zu werden. Auf der Terrasse zu sitzen wenn mein Haar grau und meine Haut faltig war, und meinen Enkelkindern beim Spielen zuzusitzen, neben mir mein Mann… Doch zurzeit sah es mit der Person die ich liebte nicht so gut aus, es war als wäre ich bei McDonalds vorbeigefahren und hätte einmal ‚Gefühlschaos zum Mitnehmen‘ bestellt. Pete hatte nicht auf meine SMS reagiert. 
Ich schlug mir die Gedanken aus dem Kopf, wie so oft verschob ich sie auf später. Und nun hatte ich ja wieder Zeit um mit Elena oder sonst einer Freundin über genau das zu reden.
Der Abend dauerte nicht mehr lange, jedenfalls fiel nach einer Zeit niemandem mehr etwas ein, wie wir erfahren konnten was Katherine damit bezwecken wollte.  
Und so verabschiedete ich mich nach einer Weile und wollte wie so oft nach Hause gehen. Dabei nahm ich aber seit geraumer Zeit nurnoch den beleuchteten, sichereren Weg und nicht die Abkürzung durch den Wald, wahrscheinlich war klar warum. Bis vor kurzem hatte Stefan darauf bestanden, das Alaric oder er mich bis in die Stadt brachten, um das Risiko zu verringern. Doch nach einer Weile ließen sie es wieder, als klar war, dass sie mich nur gebraucht hatten um Elena zu bekommen.
Aber als ich heute losgehen wollte, hielt mich kurz bevor ich aus der Tür getreten war ein Arm zurück.
„Wohin möchtest du den zu solch später Stunde Lory? Tss tss tss, das gehört sich aber nicht für gut erzogene Mädchen.“
Wenn er mir nicht gerade vor Erregung Schauer über den Rücken schickte, hasste ich ihn. Doch ich konnte ihm nie lange böse sein, im Grunde war er doch auch nur ein.. Upps. Fast hätte ich Mensch gesagt.  
Mein Tonfall war genervt aber belustigt, so wie immer wenn unser kleines ‚Battle‘ begann.
„Ich gehe nach Hause Ice Boy. Auch wenn es wehtut… Du musst loslassen.“ Ich begann leise zu sprechen, wie eine Mutter bei ihrem Kind. „Morgen bin ich ja wieder da.“
Dann veränderte ich meinen Tonfall blitzschnell, stellte mich auf die Zehenspitzen und raunte mit rauer Stimme in sein Ohr: „Und wer sagt das ich gut erzogen bin?“ Ich stellte mich wieder richtig hin, biss mir leicht auf die Unterlippe und warf ihm einen letzten verführerischen Blick zu bevor ich das Hause verließ, und bevor er eine Chance hatte zu Antworten. So lief unser kleines Spiel halt. Ich kam mir schrecklich vor, so auf ihn einzugehen, ihm diese Genugtuung zu geben, und ich wusste, ich musste damit aufhören. Doch diese Momente waren wie magisch. Ich hasste mich dafür. Aber sobald ich Pete sehen würde, redete ich mir ein, würde alles wieder normal werden. Das war einfach noch die Verwirrung darüber, dass es Vampire gab und was sonst noch alles geschehen war. 
Als ich endlich in meiner Wohnung war, nahm ich mir vor mir in nächster Zeit ein Auto zu kaufen. Einen Führerschein hatte ich schon vor einer Ewigkeit gemacht, aber bis jetzt hatte mein Geld nie gereicht. Außerdem kam es mir ratsam vor morgen wieder zur Arbeit zu gehen, ich hoffte nur das mein Chef mich nicht total anschreien würde, von wegen gerade erst eingestellt und schon kommt sie nicht zur Arbeit und so. Sonst würde ich mir wohl oder übel einen anderen Job suchen müssen. Doch ich hatte mich zwischendurch immer wieder krankgemeldet und gesagt das eine sehr gute Freundin von mir sehr krank geworden war und ich mich um sie hatte kümmern müssen. Es war nicht die beste Ausrede, aber immernoch besser als einfach so fehlen.
Es war schon ziemlich spät und ich müde von dem Druck, der die letzte Zeit auf mir gelastet hatte, wobei es gut tat das dieser endlich von meinen Schultern abgefallen war. Ich ließ mir trotz Müdigkeit noch ein Bad ein, hatte ich nun endlich wieder Gelegenheit mich zu entspannen ohne das mir alle möglichen Varianten einfielen wie Elena gerade zu Tode gequält wurde, oder Schlimmeres… Als ich das Radio im Badezimmer angemacht hatte und die sanften Töne von Anya Marina’s Satellite Heart ertönten, stieg ich langsam in das heiße Wasser, bis ich schlussendlich bis zu den Schultern darin lag und mich die Hitze auflockerte. Meine verkrampften Muskeln lösten sich und ich legte den Kopf zurück, ohne auch nur einen schwermütigen Gedanken im Kopf, stattdessen genoss ich einfach nur den Moment und die Musik.
Erst als das Wasser merklich kühler wurde öffnete ich meine Augen wieder, und stieg seufzend aus der Wanne. Hier draußen war es kälter als ich erwartet hatte, also schlüpfte ich, immernoch sehr entspannt, in meinen Bademantel. Da ich mir einen Dutt gemacht hatte waren meine Haare trocken, und ich musste sie nicht föhnen. Ich zog den Stöpsel der Badewanne und sah dem Wasser ruhig zu wie es Strudel bildete und immer weiter im Abfluss verschwand. Erst jetzt merkte ich wie erschöpft ich wirklich war, ich schaffte es kaum noch meine Augen offen zu halten. Ich torkelte gähnend in mein Schlafzimmer, und ließ den Bademantel einfach zu Boden fallen als ich ins Bett kroch, es für unnötig haltend jetzt noch Schlafzeug anzuziehen. Außerdem bezweifelte ich, dass ich es geschafft hätte wieder aus meinem warmen und weichen Bett aufzustehen als ich schon drinnen lag.

My cheerless Diary (Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt