Handtücher und nicht vorhandene Pläne

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Widmung an LostHope97 für den ersten Fan! 

Handtücher und nicht vorhandene Pläne

Ich wachte auf und wartete auf die Schmerzen, die mich sonst immer nach dem Aufwachen befielen. Hals, Kopf, Kehle, allgemein alles.
Aber auch nach einiger Zeit kamen sie nicht. War ich tot? Möglich wärs, so wie Bonnie von meinem Zustand geredet hatte… Bonnie!
Sie hatten mich gerettet, vor Katherine. Glück breitete sich in mir aus, doch irgendwas war da noch in meinem Hinterkopf. Ich kam nicht drauf… Naja, dann würde es ja auch nicht so wichtig sein, sagte ich mir.
Wie von alleine öffneten sich meine Augen, und es war ein wunderschönes Gefühl wieder alles klar wahrzunehmen.
Ich kannte dieses Zimmer irgendwo her, die Holzvertäfelung an den Wänden – Damon. Sie hatten mich in Damons Zimmer gebracht. Ich lag in seinem Bett. Warum immer in seinem? Hatte er eine Kundenclubkarte für Mädchen-im-eigenem-Bett-schlafen-lassen? Röte stieg mir in die Wangen als ich bemerkte das ich nur meine Unterwäsche trug. Und ich hoffte wirklich, dass es Bonnie gewesen war die mir die Sachen ausgezogen hatte.
„Warum wirst du denn so rot, Fire Girl?“
Ich bekam fast einen Schock und drehte mich blitzschnell nach rechts um. Das strahlende Lächeln des Salvator Bruders, in dessen Bett ich lag, begrüßte mich. Meine Idee von der Kundenkarte fand ich gar nicht mehr so weit hergeholt.
Möglichst unauffällig versuchte ich die Bettdecke höher zu ziehen, am liebsten bis zum Kinn.
„Was machst du hier Damon?“ gab ich,irittiert von der Situation, zurück.
Er zog die Augenbraue hoch. „Ähm, ich wohne hier?“
Tja, irgendwie hatte er da schon recht… Aber darum würde ich mir später Gedanken machen. Ich brauchte jetzt erstmal ganz, ganz, ganz dringend eine Dusche.
Also zog ich die Decke noch höher, wickelte sie mir einmal um den Körper, ohne dabei aufzuhören Damon zu fixieren, und ging so, leicht dumm aussehend, in Richtung Bad.
Drinnen angekommen schloss ich erstmal die Tür ab, ließ die Decke unachtsam auf den Boden fallen und zog mir auch noch die Unterwäsche aus. Dann sah ich mir das Mädchen das vor mir im Spiegel stand an.
Ich erschreckte mich ziemlich, als ich mich sah.
Zwar war ich wieder gesund und mein Hals war verheilt, doch die Spuren meiner Krankheit zeichneten sich deutlich auf meinem Körper ab.
Zum einen war da mal die Augenringe, die mehr an Mondkrater erinnerten, doch sie waren noch eine der normalsten Sachen. Meine Wangen waren eingefallen, so sehr das die Wangenknochen spitz erschienen und ich sah um Jahre geältert aus. Meine Haut schien fade und bleich. Und… ich hatte abgenommen.
Sehr.
Meine Rippen stachen hervor und allgemein sah ich dünn aus, schwächlich.
Bei den Handgelenken sah man die Knochen genauso schlimm.
Genau wie bei meinem Becken.
Auch bei sovielen anderen Teilen meines Körpers, aber ich ignorierte dies erstmal, nachher würde ich ordentlich essen und mit der Zeit mein normales Gewicht wiederbekommen. 
Wie auf Bewehl knurrte mein Magen und ich lächelte.
Sofort nach dem Duschen würde ich etwas zu mir nehmen, doch zuerst musste der ganze Dreck von meinem Körper und meine Haare brauchten dringend Shampoo.
Mindestens eine halbe Stunde verbrachte ich unter dem Wasser, ich genoss es wie Muskeln vom heißen Wasser aufgelockert und meine Haare nach dem dritten Mal einshampoonieren geschmeidig wurden.
Das erste Problem, als ich heraustrat war, das kein Handtuch weit und breit war.
Das zweite, das auch ein Föhn fehlte. Typisches Männerbad, oder eher: typisches Damonbad? So genau wollte ich das gar nicht wissen. 
Und natürlich, das dritte Problem: Ich hatte keine Klamotten mit ins Bad genommen.
Aber auf keinen Fall würde ich mich jetzt nocheinmal in Damons Decke wickeln oder gar meine Unterwäsche wieder anziehen. Dringend brauchte ich jetzt Frische.
Also blieb mir nichts anderes übrig… Als an die Tür zu klopfen und zu hoffen das Damon nicht mehr im Zimmer war oder mir wenigstens ein Handtuch geben könnte.
Ich klopfte dreimal und wartete mindestens eine Minute bis ich nocheinmal laut „Damon?!!“ rief um mich zu vergewissern, das er weg war.
Wieder wartete ich einige Momente, und dann… schloss ich leise die Tür auf und streckte den Kopf heraus. Schnell sah ich mich um. Weit und breit niemand.
Ich atmete vor Erleichterung aus. Wie in Lichtgeschwindigkeit schob ich mich aus dem Bad und rannte zu dem einzigen Schrank in Damons Zimmer, öffnete ihn und suchte nach einem Handtuch… Gefunden! Zum Glück. Ich wickelte mir das, ziemlich knapp passende, Handtuch um den Körper und machte mich auf die Suche nach irgendwelchen Anziehsachen.
Doch bald gab ich die Hoffnung auf – eindeutig ein Männerschrank.
Mir blieb keine andere Möglichkeit, als zu hoffen das Stefan ein paar Klamotten von Elena hier hatte.
Und dann machte es Klick.
Elena.
Verdammte Scheiße, wie hatte ich das nur vergessen können?!
Mein Herzschlag verdoppelte sich und mir wurde schwindelig vor Aufregung. So viele Gedanken stürmten in meinen Kopf: Katherine, Elena, die Rettung und ihre Opferung. Angst und Trauer machte sich breit aber auch Wut auf Katherine und auch auf Elena. Sie musste doch wissen, das ich nicht wollen würde das sie sich für mich opfert. Doch trotzdem hatte sie es getan.
Deshalb war es nun erstmal wichtig sie wieder zu retten.
Danach konnte ich ja wütend auf sie sein.
Ich zog das Handtuch fester um meinen Körper und verließ stampfend Damons Zimmer.
„Hey ihr alle. Wie sieht der Plan aus?“ rief ich während ich die Treppe hinunterging, direkt ins Wohnzimmer wo Bonnie, Damon, Stefan und Alaric versammelt waren.
Als sie mich bemerkten unterbrachen sie ihr angeregtes Gespräch und sahen mich an als wäre ich Alien. Nun gut, vielleicht hätte ich doch erst Guten Morgen sagen sollen. Oder fragen sollen ob Stefan Klamotten von Elena für mich hat. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, schließlich stand ich vor ihnen mit meinen roten, klitschnassen Haaren, barfuß und in nichts als ein Handtuch gekleidet. Aber damit mussten sie jetzt leben, mein Problem ist es nicht.
Doch ihr Gesichtsausdruck änderte sich schnell wieder, in halb amüsiert, halb gestresst.
Schließlich war es Damon der mir antwortete: „Wir haben nur auf dich gewartet Fire Girl, damit du uns mit deiner Kreativität überschütten kannst.“
„Naja, ohne mich seid ihr halt aufgeschmissen.“ Antwortete ich frech.
Er verdrehte belustigt die Augen, stand aber aus dem Sessel auf und zeigte mit einladender Geste darauf.
Aber gerade als ich darauf zusteuerte, warf Bonnie nicht ein, ob ich mir nicht etwas anziehen wolle. Und ehrlich gesagt, glaubte ich das es gar keine schlechte Idee war, jedenfalls besser als die, sich nass und nur in einem Handtuch nach einer schlimmen Krankheitsphase ernsten Problemen zu widmen.
Also nickte ich nur stumm und Stefan teilte mir mit, wo Elenas Ersatzsachen waren.
Schnell machte ich mich wieder auf den Weg nach oben, und ging nach links. In Richtung Stefans Zimmer. Ich war schon ein wenig aufgeregt, schließlich war ich noch nie zuvor in seinem Zimmer gewesen. Und als ich betrat stach mir eins sofort ins Auge.
Bücher, Bücher und noch mehr Bücher.
Bei Damon hatten schon einige Bücher herumgelegen, aber das hier war fast eine halbe Bibliothek. Die alten, schweren Bücherregale waren übervoll, deshalb stapelten sich auch überall sonst, ob Couch, Tisch oder Bett, weitere Exemplare.
Ich trat an die Regale und überflog einige Buchtitel. Bekannte Klassiker wie Romeo und Julia standen neben Büchern von denen ich noch nie gehört hatte. Aber beim nächsten Regal mischten sich immer mehr andere Arten von Büchern in die Reihen.
Einfache, schlichte Zahlen zierten die Rücken. 1956. 1957. Ein Buch von Voltaire. 1958.
Ich sah mich nochmal zur Tür um. Kein Anzeichen darauf, das jemand die Treppe hinaufkam. Meine Neugierde war geweckt. Kurz kam das schlechte Gewissen hoch, was machte ich hier eigentlich? Doch das war schnell besiegt, ich war einfach kein Mensch der so einer Verlockung wiederstehen konnte. Also zog ich ‚1958‘ raus.
„LiebesTagebuch, es wird immer leichter dem Blut zu widerstehen. Zwar gibt es Tage, an denen ich fast umkommen würde vor Verlangen, doch Lexi zügelt mich immer wieder. Sie versucht mich auf andere Gedanken zu bringen, mir die Welt zu zeigen. Doch trotzdem sehne ich mich nach etwas anderem, jedoch auf emotionaler Ebene. Ich weiß nicht…“
Ich schlug das Buch zu, nun wurde es doch ein bisschen zu privat. Weiter wollte ich nichts aus seinen inneren Gedanken wissen, denn ich wusste ich wäre total sauer geworden wenn jemand das bei mir gemacht hätte. Schnell stellte ich das Buch wieder auf seinen Platz, und hoffte das niemand bemerken würde was ich getan hatte. Ich schüttelte kurz den Kopf, um mein Gehirn frei zu kriegen. Mich daran erinnernd, warum ich überhaupt hier war, drehte ich mich um, um zum Kleiderschrank zu gehen, indem ich Elenas Kleidung vermutete.
Und lief sofort in jemanden hinein.
Fast hätte ich geschrien, aber kurz davor realisierte ich, das es nur Damon war, der so nah hinter mir gestanden hatte.
„Was zur Hölle machst du hier?! Ich wollte mich grade umziehen!“ zischte ich so leise wie möglich, damit die anderen uns nicht hören würden. Doch das ironische Lächeln in seinem Gesicht rutschte keinen Millimeter nach unten.
„Was ich hier mache? Das sollte ich doch lieber dich fragen.“ Gewinnend zog er eine Augenbraue hoch. Wäre er nicht so heiß gewesen hätte ich ihn vielleicht links liegen lassen. Aber verdammt, er war heiß! Und das schlimmste daran war, dass er sich diesem Fakt vollkommen bewusst war. Was wiederum meinen Aggressionslevel noch mehr steigen ließ.
„Dann geh doch runter und petz deinem Bruder. Vielleicht erzähle ich ihm dann auch das du in meine Wohnung eingebrochen und mich manipuliert hast?! Apropos, wo ist mein Armband?“ Nun hatte sich seine Miene doch verfinstert, und ich wusste, ich hatte gewonnen, jedenfalls dieses eine Mal.
„Dein Armband ist unten. Hol’s dir von Bonnie ab.“ Mit diesen Worten wandte er sich zum Gehen, zögerte jedoch kurz. „Und Lory, an deiner Stelle würde ich mich nicht zu sehr verärgern, oder du solltest dir eine neue Wohnung suchen.“ Dann verschwand er. Gut.
Ich atmete langsam aus, und merkte wie die Spannung, die sich unbewusst aufgebaut hatte, verschwand. Bei ihm musste man aufpassen. Er war die Katze und ich die Maus, und um nicht gefressen zu werden musste ich einen guten Mittelweg zwischen Ignorieren und Kontra geben finden. Dann öffnete ich die Augen wieder (ich hatte garnicht gemerkt das ich sie geschlossen hatte) und ging zum Kleiderschrank, um mir endlich ein paar Klamotten rauszusuchen. Was musste dieser Typ auch so gutaussehend sein? Er war ein Arschloch, ich hatte in letzter Zeit andere Probleme und außerdem noch einen Freund, auch wenn es komisch zwischen uns war. Aber das würde ich später klären.
Ich suchte mir eine dunkle Skinny Jeans, ein einfaches weißes Tanktop und eine gelbe, große Strickjacke raus. Zwar rutsche die Hose ein bisschen, durch das Gewicht was ich verloren hatte, aber nachdem ich einen Gürtel gefunden hatte war das Problem geklärt. Auch das Tanktop zeigte meine Rippen, weshalb ich die Jacke zumachte. Zufrieden sah ich in den Spiegel. Es war zwar nicht mein Stil, aber besser als weiter im Handtuch rumlaufen. Meine Haare waren immer noch nass, aber ich flocht sie schnell zu einem langen Zopf der mir über die Schulter hing.
So fertig ‚gestylt‘ ging ich dann wieder runter ins Wohnzimmer der Salvatores, wo die anderen schon auf mich warteten.
„Ok, hier bin ich wieder. Also, wie sieht der Plan nun aus?“
Die anderen tauschten Blicke aus und dann begann Stefan zu reden.
„Wir müssen erstmal herausfinden, wo Katherine Elena gefangen hält. Natürlich wird sie nicht mehr in der alten Villa sein, wo sie dich hingebracht hat. Jedoch denken wir, das sie irgendein bestimmtes Ziel verfolgt, weshalb sie noch in Mystic Falls oder Umgebung bleibt –“ Ich unterbrach ihn rüde. „Woher wisst ihr das sie noch hier ist? Sie könnte doch mit Elena schon über alle Berge sein.“ Er antwortete sofort. „Alaric hat sie gestern nocheinmal in der Stadt gesehen, auf dem Marktplatz.“ Leichte Verwirrung breitete sich in mir aus. „Gestern? Aber es war doch schon Abend als ihr mich gerettet habt, natürlich war Katherine da noch in Mystic Falls!“
Diesmal antwortete Damon: „Schätzchen, du hast drei Tage lang faul im Bett rumgelegen und deinen Schönheitsschlaf gehabt.“ Die leichte Verwirrung von eben verwandelte sich in Unglauben. „DREI Tage?!“ Als Antwort bekam ich von allen ein Nicken.
„Drei Tage schlafe ich und ihr seid nicht weiter als das ihr wisst das sie noch in der Stadt ist?!“  Wut mischte sich in meine Stimme.
Diesmal war es Bonnie, die auf meine Aussage reagierte: „Lory! Denkst du wir saßen hier die ganze Zeit rum und haben Däumchen gedreht?! Wir haben sämtliche Ortungszaubersprüche ausprobiert und mussten Jenna und Jeremy glaubhaft versichern, das Elena ok ist, zurzeit aber ein langes, romantisches Wochenende mit Stefan verbringt, weshalb der nicht rauskann und uns hier drinnen helfen muss!“ Und das wars dann für mich. Ich war dem ganzen Druck den ich aushalten musste nicht mehr gewachsen. Die Tränen kamen von selbst, unaufhaltsam drängten sie sich nach draußen. Einer der Männer nahm mich in den Arm. Als ich kurz hochblickte, stellte ich zu meiner Erleichterung fest, dass es Alaric war, nicht Damon. Das hätte ich nun wirklich nicht ausgehalten.
Es dauerte eine ganze Zeit, bis ich langsam aufhörte aus den Augen zu sabbern. Alaric ließ mich los, und ich schenkte ihm ein trauriges Lächeln. Er war ein netter Typ, aber nicht in dem Sinne nett, sondern wirklich nett. Ich könnte mir niemals etwas anderes mit ihm vorstellen als gute Freunde, und vielleicht war er jemand, der in die Vaterrolle passen würde.
Ich wischte mir über die Augen, glücklich darüber, kein Make-up zu tragen, und atmete noch ein paar Mal tief durch, bevor ich meinen Blick wieder zu den anderen hob. „Na dann, entwickeln wir einen Plan.“

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Sooo, meine Lieben! Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen.
Ich hoffe der Ausschnitt aus Stefans Tagebuch war zum Jahr passend. ;D
Greetings, Laura <3

P.S: & keine Angst, im nächsten Teil gibt’s mehr Action :D

My cheerless Diary (Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt