Kollision

312 11 0
                                    


Am liebsten wäre Rose gar nicht mehr aufgestanden und hätte sich in diesem Wagen mit Jack den Rest der Reise über versteckt, aber das konnte sie nicht. Nicht nur, weil ihre Mutter einen Aufstand gemacht hätte, wenn sie sie nicht mehr finden könnte, nein auch Cal würde wohl nicht ruhen, ehe sie über die Zukunft gesprochen haben. Noch dazu waren sie zuvor weg gelaufen, früher oder später würde man auch hier nach ihnen suchen und wenn sie schon gezwungen war dieses Gespräch zu führen, dann unter ihren eigenen Bedingungen.

»Wir sollten uns anziehen und dann wieder an Deck gehen«, kam es irgendwann von ihr, während sie mit einer Hand immer noch durch Jacks Haar kämmte. »Sollten wir«, stimmte sie ihr zu, doch klang sie genauso wenig überzeugt, wie Rose zuvor. Beiden war allerdings klar, dass sie keine Wahl hatten. Langsam, wenn nicht sogar widerwillig, stemmte sich Jack hoch, beugte sich allerdings nochmal vor um Rose zu küssen, die wie von selbst die Hände an Jacks Wangen gelegt hatte um sie sogleich zu sich ziehen zu können.

Jack war sehr viel schneller angezogen als Rose, was ihr tatsächlich auch zu Gute kam. So konnte sie ihr wenigstens helfen in ihre Kleider zu gelangen. »Und sie sind sicher hier lang gelaufen?«

Jack horchte auf, als sie die Stimme hörte, schnappte sich Rose und verschwand schnell aus dem Auto. Sie liefen in eine andere Richtung, konnten aber noch die Männer sehen, die sich bereits siegreich gefühlt hatten, als sie die Tür des Autos öffneten. »Haben wir euch!«, schallte es durch den Raum, doch verharrte der Mann in seiner Bewegung, als er das Auto leer vorfand. Jack grinste verschmitzt, nahm Roses Hand und ging mit ihr wieder hoch an Deck.

»Hast du die Gesichter von diesen Typen gesehen?«, fragte Jack sie, während beide lachend die kühle Luft auf ihren erhitzten Wangen spüren konnten und sich breit lächelnd gegenüber standen. Rose hatte sich noch nie so glücklich gefühlt. Ihr Herz quoll über vor Freude und sie wollte nicht, dass das jemals aufhörte. Sie legte Jack ihre Finger auf die Lippen, brachte sie dadurch zum Schweigen und sah sie überzeugt an. »Wenn das Schiff anlegt, werde ich mit dir von Bord gehen.« Rose nahm ihre Hand von Jacks Mund wieder weg und legte sie in ihrem Nacken ab, nur um den überraschten und zugleich glücklichen Gesichtsausdruck bei Jack sehen zu können. »Das ist verrückt«, antwortete sie, konnte sich ein Lächeln aber dennoch nicht verkneifen. Rose lachte etwas, schüttelte den Kopf und konnte ihren Blick nicht von ihr abwenden. »Ich weiß, das ist völlig verrückt. Deswegen will ich es ja auch.« Beide sahen sich einen Moment lang still an, ehe Rose Jack wieder zu sich zog und sie in einen Kuss verwickelte. Dass sie an Deck waren und man sie sehen konnte, war ihr dabei herzlich egal. Sie hatte sich entschieden und sie würde von ihrer Entscheidung auch nicht abweichen.

Die Arme eng um Jack geschlossen, küsste sie sie einfach nur, genoss den Moment, den sie hier zu zweit hatten und verlor fast den Bezug zur Realität, als das Schiff plötzlich unter ihren Füßen erbebte, fast so als wären sie auf Grund gelandet. Verwirrt löste sie ihre Lippen von Jack, die sie nicht weniger ahnungslos ansah, als sie sich gerade fühlte. »Was ist passiert?«, fragte Jack, sah sich um und sie erschraken beide, als ein riesiger Eisberg an der Seite des Schiffes vor ihnen erschien und ein paar Eisblöcke aufs Deck fielen. »Pass auf«, kam es direkt von Jack, die sie weiter nach hinten schob, damit nichts auf sie fallen konnte. Rose hielt sich an ihrem Arm fest, sah sprachlos dabei zu, wie der Eisberg entlang des Schiffes kratzte, bis es keinen Berührungspunkt mehr gab. Sofort rannte sie mit Jack zur Rehling, beugte sich drüber und blickte zum Eisberg, der nach und nach in Ferne rückte. »Meinst du er hat uns erwischt?«, fragte sie Jack mit Sorge in der Stimme. »Hätte er es nicht getan, wäre das Schiff ruhig geblieben«, kam es nachdenklich von ihr. Rose konnte ihr ansehen, dass auch sie sich sorgte, es aber auch gleichzeitig versuchte vor ihr zu verbergen, damit sie sich keine Sorgen machte. »Die werden das sicher in den Griff kriegen«, versicherte ihr Rose, auch wenn sie sich sicherer fühlen würde, wenn sie Gewissheit hätte.

Behind the Veil (wlw)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt