⚓
Noch immer aufgewühlt saß Rose vor ihrem Spiegel und bürstete sich ihr langes Haar. Sie traute sich kaum zu hinterfragen, was gerade passiert war und wie viel Glück sie hatte. Immer wieder ging ihr durch den Kopf, wie es anders ausgegangen wäre... ohne Mr. Dawson, der offenbar zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Dennoch, das bedrückende Gefühl hatte sie nach wie vor nicht verlassen. Sie war noch immer gefangen in einer Verlobung mit Cal und der Druck, der von ihrer Mutter ausging, war ebenfalls nicht einfach verflogen, nur weil sie nicht gesprungen ist. Die Last auf ihren Schultern wog so schwer, dass sie kaum den Versuch wagen konnte, sie abzuschütteln.
Sie legte die Bürste auf die Kommode und zuckte leicht zusammen, als es an der Tür klopfte. Als Cal diese öffnete, wunderte es sie nicht wirklich, dass er es war. Nach dem ganzen Trubel hatte sie bereits damit gerechnet, dass er das Gespräch mit ihr suchen würde und obwohl er sich zeitweise Mühe gab sie für sich zu gewinnen und auch versuchte sich verständnisvoll zu zeigen, gelang es ihm nicht sie für sich zu erwärmen.
»Ich weiß, dass du melancholisch bist. Ich weiß aber nicht warum«, sagte er mit ruhiger Stimme und näherte sich ihr langsam, bis er neben ihr stehen blieb. Er trug eine Schatulle bei sich, nur etwas größer als ein Buch, umhüllt mit dunkelblauen Samt. Auch ohne zu wissen was drin war, war es offensichtlich, dass der Inhalt wertvoll sein musste.
Rose wandte den Blick zu ihm, sie sagte nichts, doch wollte sie ihn auch nicht ignorieren, so viel Höflichkeit war sie doch geneigt ihm zu schenken. »Ich wollte damit eigentlich bis zur Verlobungsgala nächste Woche warten, aber ich dachte heute Abend wäre der bessere Zeitpunkt.« Cal setzte sich halb auf die Kommode ihr gegenüber und öffnete die Schatulle.
Rose konnte ihren Augen kaum glauben bei dem was sie sah. Ein saphirfarbener Diamant in der Form eines Herzens lag in der Schatulle vor ihr. Das Herz war eingerahmt in einer Kette aus einer Vielzahl kleiner Diamanten, ebenso wie die Kette selbst aus diesen Steinen bestand.
»Du meine Güte«, entkam es Rose, als sie es vor sich sah. Das Herz war sicherlich groß genug um ihre Handfläche gut auszufüllen. »Betrachte es als eine kleine Erinnerung für meine Gefühle für dich«, sagte Cal, stand auf und nahm die Kette in die Hand, um hinter Rose zu gehen und ihr diese um den Hals zu legen.
Rose musste gestehen, dass dieses Schmuckstück bezaubernd war, doch die spürte die Kälte und das Gewicht auf ihrem Dekolleté wie ein Halsband, welches Cal ihr umlegte.
»Er wurde von Ludwig dem XVI. getragen. Er nannte ihn le coeur de la mere.«
»Das Herz des Ozeans«, sagten beide gleichzeitig, als Cal den Namen übersetzen wollte und scheinbar vergessen hatte, dass Rose der französischen Sprache mächtig war.
»Er ist überwältigend«, kommentierte Rose und sah über den Spiegel Cal an, welcher den Blick die ganze Zeit über auf sie gerichtet hatte. »Er ist für Könige. Wir sind königlich, Rose.« Cal hatte schon immer viel von sich selbst und seinem Stand in der Gesellschaft gehalten und sich damit auch nicht zurück gehalten. Er ging in die Knie, stützte sich auf der Kommode ab, den Blick noch immer auf Rose gerichtet. »Es gibt nichts, was ich dir nicht schenken könnte und ich würde dir nichts verweigern«, fing er an und drehte sich dann gänzlich zu ihr, um ihr direkt in die Augen sehen zu können, »wenn du dich mir nicht verweigerst.«
Zwar wirkte er manchmal unaufmerksam, doch war er kein Narr. Er wusste, dass Rose nicht viel für ihn übrig hatte, allerdings war er auch der Meinung, dass er sich noch immer für sich gewinnen konnte und zu gewinnen war ihm überaus wichtig. »Öffne dein Herz für mich Rose«, setzte er nach, nachdem sie nichts darauf geantwortet hatte. Natürlich wusste sie, was sein Wunsch war, sie war keinesfalls naiv genug zu glauben, dass es ewig so bleiben würde. Früher oder später würden sie heiraten, wenn sie nichts dagegen tat.
DU LIEST GERADE
Behind the Veil (wlw)
FanfictionAls Rose das sogenannte "Schiff der Träume" betrat, hatte sie ihre Träume bereits begraben. Nicht mal im Ansatz hätte sie gedacht, dass sie auf der Titanic eine Begegnung machen würde, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellte: Jack Dawson. Doch hin...