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Rose stand in einem Nebenraum vor dem Spiegel und zog den Kamm aus ihrem Haar, um es dadurch zu öffnen. Ihr Herz klopfte schneller bei dem Gedanken, was sie als nächstes tun würde. Nur in einem dünnen, schwarzen Satinmorgenmantel bekleidet, ging sie langsam ins Wohnzimmer. Sie hatte schon gehört, wie Jack scheinbar die Möbel umstellte, um für die perfekte Kulisse zu sorgen. Wenn ihre Mutter erfahren würde, dass sie nackt vor ihm...ihr posieren wollte, würde das ihre Welt zusammenbrechen lassen. Sie musste sich noch immer daran gewöhnen, dass Jack nicht das war, was man erwartete.
Doch als sie die Tür öffnete und sah wie Jack sie betrachtete, war es ihr völlig egal wer oder was Jack war. Noch nie hatte sie jemand mit so einer ehrlichen Zuneigung und Bewunderung in ihren Augen angesehen, wie es Jack gerade tat.
»Das Letzte, was ich gebrauchen kann ist noch ein Bild, auf dem ich wie eine Porzellanpuppe aussehe«, sagte sie, während sie auf Jack zuging, die gerade dabei war einen Kohlestift zu spitzen. Sie ging noch etwas weiter auf sie zu und warf ihr einen Penny entgegen.
»Als zahlende Kundin, kann ich wohl erwarten das zu bekommen was ich will«, fügte sie grinsend hinzu, schritt etwas zurück und öffnete langsam den Mantel, der an ihrem Körper herab glitt ehe er zu Boden fiel.
Jacks Gesichtsausdruck entglitt ihr beinahe. Sie wusste kaum wo sie hinsehen sollte, ob sie sie jetzt überhaupt betrachten durfte, ob es unhöflich wäre zu starren und so vieles mehr, während Rose sich in ihrer Position doch ein wenig unsicher fühlte.
Jack holte etwas nervös Luft. Sie hatte schon öfter nackte Frauen gemalt, doch zuvor war es ihr noch nie so schwer gefallen sich zusammenzureißen. Sie deutete auf die Couch, zu der sie Rose führen wollte. »Geh...zum Bett...zur Couch«, sagte sie, nachdem sie sich versprochen hatte.
Rose folgte ihrer Anweisung, legte sich auf die Couch und sah zu ihrer Künstlerin, die ihre Mappe mit dem Papier bereits erhoben hatte und sie streng musterte. »Gut so...leg dich hin«, murmelte sie ein wenig, während sich scheinbar ihre Gedanken überschlugen, wie sie Rose noch besser positionieren könnte.
»Sag mir, wenn ich richtig liege.«
»Leg deinen Arm genau da hin, wo er eben war. Genau so. Nimm den anderen Arm nach oben...leg deine Hand neben dein Gesicht. So und jetzt...das Gesicht runter...die Augen zu mir, sie mich an und versuch dich nicht zu bewegen.«
Nachdem Rose genau so lag, wie Jack es haben wollte, atmete sie tief durch. Nicht nur sie war gerade nervös und das konnten sich beide genau ansehen. Jack hob ihre Mappe etwas höher, fokussierte sich auf ihr Modell und sah sie konzentriert über den Rand ihrer Mappe an, während sie anfing sie zu zeichnen.
Rose versuchte sich während der ganzen Zeit sich nicht zu bewegen. Das Kratzen des Stiftes über Papier war das einzige Geräusch, welches den Raum füllte. Zwar hatte Rose zu Beginn angenommen, dass sie sich daran gewöhnen würde nackt zu sein, doch verhielt es sich damit völlig anders. Sie war es sich immer bewusst und auch, wenn Jack sie nur ansah, weil sie sie zeichnete, spürte sie, dass ihre Blicke nicht nur eine professionelle Motivation hatten.
»Ich glaube Sie werden rot, große Künstlerin«, sagte sie schmunzelnd, woraufhin sich auch ein Grinsen auf Jacks Lippen bildete. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Monsieur Monet rot werden würde«, stichelte sie weiter.
Jack räusperte sich. »Das liegt daran, dass er Landschaften malt.« Rose lächelte noch ein wenig breiter.
»Entspann dein Gesicht.«
»Entschuldige.«
»Nicht lachen«, wies sie sie an, musste sich aber selbst bemühen.
Rose atmete tief ein, entspannte ihr Gesicht, wie von ihr erwartet und konzentrierte sich darauf einfach nur ein Modell zu sein.
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Behind the Veil (wlw)
FanfictionAls Rose das sogenannte "Schiff der Träume" betrat, hatte sie ihre Träume bereits begraben. Nicht mal im Ansatz hätte sie gedacht, dass sie auf der Titanic eine Begegnung machen würde, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellte: Jack Dawson. Doch hin...