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Matteo POV

Sie ist also weggezogen... Aber warum hat sie sich damals nicht verabschiedet? Sie ist nach meinem Liebesgeständnis einfach abgehauen... Das hatte große Auswirkungen auf mich...

Ich habe damals probiert, alles zu vergessen, was vor dem Wettbewerb war. Ich konnte sie aber nicht vergessen. Der Kuss... Damals, beim Wettbewerb der Bahnen, als ich mit ihr aufgetreten bin...  Ich habe alle Erinnerungen an sie vernichtet, es tat zu sehr weh. Sie war meine erste große Liebe! Ich war bis über beide Ohren verknallt in sie. 

"Na endlich kommst du!", ruft Jim, ein Mädchen, welches auch im Rollerteam skatet und zugleich eine gute Freundin von mir ist. "Ich war arbeiten.", sage ich und hole meine Skates aus dem Spind. "Und ich muss bald wieder weg." "Welcher Job fordert denn so viel Zeit?", will Jim wissen. "Ich bin jetzt der Pfleger, oder Betreuer, wie man's nimmt, von..." Ich stoppe. "Von Luna Valente." "Luna Valente?!", kreischt Jim. "Die Luna Valente?!" "Ja. Sie erinnert sich aber nicht an mich, sie hatte einen Unfall, ist jetzt blind und hat dazu noch ihre Erinnerungen verloren." "Warum ist sie damals weg?", fragt Jim. "Sie ist mit ihren Eltern weggezogen, nach Mexiko." "Mexiko? Warum das? Warum hat sie sich nicht verabschiedet?" "Ich kann sie ja schlecht fragen, wenn sie sich nicht einmal an mich erinnert." "Und wie bist du so zu ihr? Es muss doch sicherlich hart für dich sein, sie jetzt wieder zu sehen." "Ist es auch. ich probiere, mir nichts anmerken zu lassen. Seit zwei Wochen bin ich jetzt ihr Pfleger und wir sind schon ziemlich gute Freunde geworden." "Empfindest du noch etwas für sie?", fragt Jim. "Nein, natürlich nicht! Ich war in der Zwischenzeit mit Ámbar zusammen und außerdem ist sie jetzt gar nicht mehr mein Typ.", antworte ich. "Wollen wir es den anderen erzählen?" "Ja, aber noch nicht jetzt. Spätestens, wenn sie Luna sehen, merken sie es von selbst." "Okay, wir sollten jetzt aber auf die Bahn, Tamara und das Team warten bestimmt schon." "Du hast Recht, komm!" Wir machen uns auf den Weg zur Bahn.

"Tamara, ich hab' höchstens 'ne Stunde Zeit.", sage ich zu unserer Trainerin. "Matteo, es sind nur noch zwei Monate bis zum Finale! Du kannst nicht immer zu beim Training fehlen!" "Ich hab jetzt einen neuen Job, ich kann dort nicht auch einfach immer fehlen!" "Hör zu, Matteo: Entweder, du kriegst deinen Job und das Team unter einen Hut oder ich suche einen Ersatz für dich und du bist raus. Es wäre wirklich schade, wenn wir dich verlieren würden. Du bist einer unserer besten Skater!" Mit den Worten wendet sich Tamara von mir ab und geht zu den anderen Teammitgliedern. "Alles klar?", kommt Jim auf mich zu. "Tamara wirft mich raus, wenn ich nochmal fehle." "Was, echt? Das kann sie nicht machen!" "Wird sie aber.", murmele ich. "Dann musst du Luna während du Training hast hier her bringen. Davor müssen wir es den anderen aber sagen." Ich nicke. "Du hast Recht. Ich werde es ihnen gleich nach dem Training erzählen."

Nach dem Training trommeln Jim und ich alle in der Cafeteria zusammen. "Wir müssen euch etwas Wichtiges sagen." Ich atme einmal tief ein und aus. "Ihr kennt doch alle Luna Valente noch, oder?", frage ich. "Natürlich! Aber was ist mit ihr? Seit Jahren haben wir nicht über sie gesprochen." "Es ist so... Sie ist wieder da." "Wie?!", rufen meine Freunde alle gleichzeitig. "Ich bin ihr Pfleger." "Warum Pfleger?", fragt mein bester Freund Gastón. "Sie hatte einen Unfall und ist jetzt blind, zu dem hat sie ihre Erinnerungen verloren. Wenn ich sie also mal hier her bringe, solltet ihr alle so tun, als würdet ihr sie nicht kennen." "Wir werden ihr alle nicht in die Augen sehen können, Matteo!", ruft Nina, die Freundin von Gastón. "Bin ich der Einzige, der diese Luna nicht kennt?", fragt Simón. Wir nicken alle. "Weißt du, warum sie damals weg ist?", fragt Delfi. "Sie ist mit ihren Eltern nach Mexiko gezogen. Und bevor ihr fragt, ob ich weiß, warum sie kein Wort darüber gesagt hat: Ich weiß es selber nicht." "Krass... Dann werden wir also Luna wiedersehen... Ich fasse es nicht.", murmelt Yam, Jims beste Freundin. 

Nach dem Gespräch mache ich mich auf den Weg in meine Wohnung, um die restlichen Sachen zu packen, da ich morgen zu den Valentes ziehe. Die Wohnung überlasse ich Pablo, er will sie dann renovieren, vermieten und ein Viertel des eingenommenen Geldes dann mir geben. Ich habe solch ein Glück, dass ich ihn kenne! 

Im Flur der Wohnung stapeln sich bereits unzählige Kartons, im Wohnzimmer, sowie im Schlafzimmer auch. Dazu stehen noch zwei große Koffer im Schlafzimmer. Die meisten Möbel lasse ich hier, nur meinen Kleiderschrank, ein Regal und einen Sessel nehme ich mit, da in meinem neuen Zimmer im Haus der Valentes nur ein kleiner Kleiderschrank, ein Bett, ein Spiegel, ein Nachttisch und ein normaler Tisch mit einem Stuhl stehen. Einige Dekogegenstände kommen auch mit, eigentlich sind es nur Bilder von meiner Familie in Italien und von meinen Freunden, auf denen ich größtenteils selber auch drauf bin. Da fällt mir ein, dass ich die Bilder noch einpacken muss. Ich durchquere meine Wohnung und nehme die Bilder von der Wand, aus dem Regal, wo auch immer sie stehen. Im Schlafzimmer packe ich sie dann alle in einen Karton und mache mich an das weitere Einpacken. Meinen Kleiderschrank muss ich noch ausräumen, weshalb ich an die Arbeit mache, nachdem ich Miguel eine Nachricht geschrieben habe, dass ich kurz in meiner Wohnung bin und wenn was ist Amanda Luna hilft. 

Es dauert ziemlich fast eine ganze Stunde, bis der Kleiderschrank komplett leer ist, nur noch die Sachen, die ich morgen tragen werde, sind drinnen... Und eine Kiste, die in der hintersten Ecke steht... Ich nehme sie heraus. Die Kiste wurde mit "Wettbewerb der Bahnen - Bilder" beschriftet. Ich hatte doch alle Erinnerungen an sie vernichtet? Will ich mir jetzt ein Blind ansehen? 


(überarbeitet)



Blindes VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt