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"Luna!" Ich halte mir den Kopf und irgendwer hilft mir beim Aufsitzen. Aus Reflex habe ich beim Fallen meine Augen zugemacht und öffne sie nun wieder... Aber nein, das ist doch unmöglich! Wie kann das sein?! Ich... Ich sehe wieder...!!!

"Oh mein Gott...", murmele ich. "Luna, geht es dir gut?", fragt die Person, die vor mir hockt. Ich erkenne sie, es ist Matteo. "Ich... oh mein Gott..." "Luna?" Matteo legt seine Hand auf meine Wange. "Ich sehe wieder... Aber wie... Ich... Oh mein Gott...", murmele ich. Matteos Augen werden groß, er scheint wohl gehört zu haben, was ich gesagt habe. "Du siehst wieder?!" Langsam nicke ich. "Ich sehe dich... Ich sehe Tamara, das Team... Einfach alles." "Aber wie...?" Ich zucke mit den Schultern. "Luna?" Jetzt hockt Tamara sich auch vor mich. "Geht's dir gut?", fragt sie. "Ja, ich... Oh mein Gott, ich sehe wieder." Tamara schaut mich verwirrt und fragend an. "Moment mal... Ich verstehe nicht... Wie, du siehst wieder?!" "Ich... keine Ahnung. Ich sehe wieder." "Okay, wow... Ehm okay, hört zu. Die Jury gibt uns noch eine Chance. Kannst du skaten, Luna? Oder brauchst du erstmal einen Arzt?" "Ne, alles gut. Ich dürft jetzt nicht wegen mir eure Chance zum Sieg verpassen." Ich lächle. "Gut, dann alle wieder auf Position!", ruft unsere Trainerin und Matteo hilft mir hoch. "Später erklärst du mir das alles, okay?", flüstert Matteo mir in mein Ohr, als er mich kurz umarmt. Ich nicke und wir gehen wieder alle auf Position, heißt, Ámbar und ich setzen uns wieder auf den Halbmond, der hochgefahren wurde. "Schaffst du das auch wirklich, oder brauchst du einen doch einen Arzt?", fragt Ámbar mich. "Passt schon. Wir haben jetzt erstmal einen Wettbewerb zu gewinnen!", antworte ich lächelnd. "Und nun präsentieren wir sie Ihnen das zweite Mal: Hier kommt das Team vom Jam & Roller!", kündigt uns der Moderator wieder an und der Halbmond fährt langsam hinunter. Wieder rufen meine Eltern wütend nach mir, aber diesmal ignoriere ich es und konzentriere mich voll und ganz auf unseren Auftritt.  

Wow. Es ist geschafft. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie Simón von der Bahn fährt, denn blöderweise überschneiden sich heute ein wichtiger Auftritt der Band und der Wettbewerb, er musste jetzt also ganz schnell los, um noch ansatzweise pünktlich zu kommen.

Matteo und Ramiro lassen mich langsam herunter, bevor es dann eine Gruppenumarmung gibt. "Wir kommen gleich zur Verkündung des Siegers. Ich bitte alle Teams wieder auf die Bahn.", sagt der Moderator. "Du warst großartig, Lieferfee." Matteo drückt mir einen Kuss auf die Lippen. "Danke." Etwas verlegen streiche ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Und dir geht's wirklich gut?" Matteo sieht mich besorgt an. "Mir geht es besser denn je.", antworte ich. "Mach dir keine Sorgen, okay?" "Warum bist du dann hingefallen, wenn es dir gut geht?" "Meine Eltern sind hier, hast du sie nicht gesehen?" Tja, wenn man vom Teufel spricht. Matteo kann nicht einmal mehr antworten, schon kommen die beiden wütend auf die Bahn gestapft. "Luna Valente, was fällt dir ein? Als Blinde bei einem Wettbewerb zu skaten?!", brüllt mein Vater mich an. "Dir hätte sonst was passieren können! Du bist ja schon hingefallen!", schreit meine Mutter. "Bitte geht einfach.", sage ich so leise wie möglich. "Und du kommst schön mit!" "Niemals, Mamá! Ach und, neuester Stand der Dinge: Ich sehe wieder." Die Gesichtsausdrücke meiner Eltern verändern sich schlagartig. Meiner Mutter guckt verwundert und etwas fröhlich, mein Vater ebenfalls verwundert, aber noch sauer, sehr sauer. "Ach, noch eine Info für euch: Ich habe einen Freund." Kaum habe ich das ausgesprochen, ziehe ich Matteo zu mir heran und küsse ihn innig. Jetzt gucken meine Eltern wieder wütend, extrem wütend. "Matteo, du bist entlassen.", knurrt mein Vater. "Und was dich angeht, Fräulein: Du hältst uns wohl für dumm! Nie im Leben kannst du wieder sehen." "Miguel." Meine Mutter legt beschwichtigend einen Arm auf seine Schulter, guckt aber weiterhin verärgert. "Ich bitte euch jetzt, zu gehen.", sage ich ruhig. "Luna Valente, so sprichst du nicht mit uns!" "Papá, erstens bin ich volljährig, und zweitens habe ich gutes Recht dazu. Ich will hier kein Aufsehen erregen. Bitte verlasst das Roller." Erstaunlich, dass ich immer noch so ruhig bleiben kann. "Wir reden zuhause. Wehe, du kommst mir erst in der Nacht.", knurrt er, meine Eltern machen auf dem Absatz kehrt und gehen.

"Wow. Deine Eltern sind ja richtig stinkig.", meint Matteo. Ich zucke mit den Schultern. "Tut mir leid, dass du jetzt deinen Job verloren hast." "Mach dir nichts draus, ich wäre eh gefeuert worden, weil du jetzt wieder sehen kannst. Aber wie ist das möglich?!" "Weiß nicht, das ist ein verdammt großes Mysterium." "Soll ich dich zum Arzt bringen und er checkt das?" "Nein, das hat Zeit bis morgen, jetzt kommt erstmal die Siegerehrung.", antworte ich. Matteo nickt und umarmt mich kurz.

"Kommen wir nun zur Siegerehrung.", sagt der Moderator. Wir fassen uns an den Händen. "Hoffentlich sind wir die Sieger...", murmele ich. "Keine Sorge, Lieferfee. Wenn du fest daran glaubst, wird es geschehen.", sagt Matteo und drückt meine Hand fest. "Der Gewinner des diesjährigen, interkontinentalen Wettbewerbs ist das Team vom..."


"JAM & ROLLER!" 


"Ah Oh mein Gott!" Wir fallen uns in die Arme. "Ich hab's doch gesagt, Lieferfee! Du musst nur fest daran glauben, dann geschieht es auch!" "Jaja, du hast es gesagt." Ich verdrehe grinsend die Augen und er gibt mir einen Kuss. Tamara und die anderen kommen auf die Bahn und jetzt gibt es eine große Gruppenumarmung. "Jam & Roller! Jam & Roller!", rufen wir alle. "Leute, ich bin so, so stolz auf euch!", ruft Tamara. "Wir sollten das jetzt gehörig mit Drinks und dem Konzert der Rollerband feiern!", schlägt Ámbar vor. Alle sind einverstanden und wir gehen in die Cafeteria. Tamara schaltet den Stream von dem Konzert an. Die Rollerband müsste jetzt gleich dran sein. Wir schalten tatsächlich gerade rechtzeitig an, die Jungs beginnen gerade mit ihrem ersten Song. Jetzt kann ich sie auch mal spielen sehen, nicht nur hören. 

Irgendwann ist dann auch ihr Konzert beendet und die Jungs kommen wieder ins Roller, wo wir dann weiter feiern, bis ziemlich spät in die Nacht. Die anderen Teams sind schon lange weg und wir lassen gehörig die Sau raus. Wir singen, tanzen und lachen. "Komm, ich will dir einen Ort zeigen.", sagt Matteo und zieht mich mit nach draußen. "Wohin gehen wir?", frage ich. "Lass dich überraschen." Er grinst kurz und zieht mich an der Hand hinter sich her. Irgendwann kommen wir an einem Springbrunnen an. Die Sterne spiegeln sich im Wasser und auch so wird der Springbrunnen beleuchtet. "Das sieht wunderschön aus.", sage ich zu Matteo und lege meinen Kopf auf seine Schulter. "Deshalb habe ich dich hergebracht. Du kannst jetzt die Schönheiten des Lebens wieder sehen, also auch mich." Ich boxe gegen seinen Arm. "Snob.", brumme ich belustigt. "Dein Snob.", fügt er hinzu und legt einen Arm um mich. "Nur meiner."


So, das war das letzte richtige Kapitel, am Wochenende kommt dann der Epilog!

Jetzt fragt ihr euch sicherlich, wie Luna auf einmal wieder sehen kann: Bei ihrem Sturz ist sie ja auch mit dem Kopf auf der Bahn gelandet, so hat sich der Sehnerv wieder entklemmt. Und ja, das ist möglich! Unser Deutschlehrer hat uns mal von einem Vorfall erzählt, wo eine Frau mit dem Kopf auf eine Tischkante gefallen ist und ihr Sehnerv dann eingeklemmt war. Als sie dann nochmal auf die Tischkante fiel, entklemmte sich der Nerv wieder und sie konnte wieder sehen. In dem Moment, als er das erzählt hat, kam mir auch die Idee für diese Story :)


Blindes VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt