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"Woran denkst du? Du bist so still.", fragt Matteo. "Glaubst du an Schicksal?", frage ich, ohne auf seine Frage einzugehen. "Joa, schon. Warum?", antwortet er. "Ich habe nur gerade daran gedacht, wie plötzlich manche Dinge geschehen, ohne, dass wir sie erwarten und umgehen können." "Du meinst den Unfall, oder?" "Auch. Ich meine alles, was passiert. Zum Beispiel der Umzug nach Mexiko: Mein Schicksal wollte es so. Ich habe den Umzug nicht erwartet und konnte ihn nicht umgehen. Der Tod ist auch ein Beispiel dafür. Niemand erwartet ihn, umgehen kann man ihn sowieso nicht." "Wow, du klingst auf einmal so poetisch wie Nina aka. FelicityForNow damals.", sagt mein Freund erstaunt. Ich lächle kurz. "Aber du hast Recht, das Schicksal trifft uns ohne jede Vorwarnung.", stimmt er mir dann zu.

Eine Zeit lang sitzen wir schweigend am Strand. "Warst du mal unglücklich, Matteo?", frage ich dann. "Als du weg gezogen bist und in der Zeit danach.", antwortet er. "Hattest du ein Ziel, welches du unbedingt erreichen wolltest?" "Dich wieder zu finden, auch wenn ich es mir nie eingestehen wollte." "Wer ein klares Ziel im Leben hat, der kann nicht unglücklich sein." "Was willst du damit sagen?", fragt er. "Na das, was ich auch sage. Wer ein klares Ziel im Leben hat, der kann nicht unglücklich sein. Ich habe ein Ziel, nämlich glücklich zu sein, mit dir. Also kann ich nicht unglücklich sein.", erkläre ich. "Uff, so kenne ich dich gar nicht. So nachdenklich und poetisch.", meint Matteo. "Du sagtest das schon.", erinnere ich ihn. Matteo gibt mir einen Stups auf die Nase. "Ich muss es aber wiederholen, sonst vergisst du, was ich sage, meine schusselige Lieferfee.", sagt er, und grinst bestimmt dabei. Ich verdrehe die Augen, ebenfalls grinsend. 

"Wollen wir ins Wasser?" "Wir haben doch gar keine Badesachen bei?" "Dann gehen wir halt so." "In unseren Klamotten?! Kannst du vergessen, Matteo!", rufe ich. "Du kannst ja auch in Unterwäsche oder nackt gehen, hätte ich nichts dagegen." "Pff, wir sind erst seit gestern zusammen, schon vergessen?" Ich verdrehe wieder die Augen. "Dann musst du halt so gehen. Na komm!" Matteo zieht mich hoch. "Ich habe mein Hemd und meine Hose ausgezogen, meine Klamotten werden also nicht nass." "Ich gehe sicherlich nicht ins Wasser. Und selbst wenn ich gehen würde, niemals nackt oder in Unterwäsche!" "Dann trage ich dich halt ins Wasser." Schon nimmt Matteo mich im Brautstyle hoch. "Matteo Balsano, lass mich sofort herunter!", rufe ich, vergebens. Matteo läuft weiter. "Matteo, ich warne dich!" 

Plums, schon hat er mich ins Wasser geschmissen. "Matteo!", schreie ich ihn an, als ich wieder hochkomme, und streiche mir meine nassen Haare aus dem Gesicht. "Wie soll ich denn so nach Hause gehen?!" Matteo lacht nur. "Du bist süß, wenn du sauer auf mich bist.", sagt er. "Kein guter Start, Balsano. Wir sind nicht einmal 24 Stunden zusammen und schon bin ich sauer auf dich. Du hast es verbockt, würde ich mal behaupten." "Ich weiß, wie ich es wieder gut machen kann.", sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. "Mh, ich weiß nicht ob das reicht, Balsano." "Noch ein Kuss?" Ich nicke. Matteo legt seine Lippen wieder auf meine. "Aber trotzdem sind meine Klamotten komplett durchnässt! Und wir müssen durch fast ganz Buenos Aires laufen, um zuhause anzukommen!" "Dann ziehst du eben mein Hemd an, es müsste lang genug sein." "Und du läufst oberkörperfrei nach Hause oder wie?" "Mir macht's nichts aus. Du musst aber darauf gefasst sein, dass so gut wie jeder mich anstarren wird, schließlich sehe ich ja so gut aus." "Sollen sie doch starren, ich sehe es eh nicht.", brumme ich. "Nicht gleich so beleidigt, Lieferfee. Wenn du willst, kann ich dir meinen Oberkörper auch beschreiben. Also..." "Nein danke, ich verzichte. Können wir bitte raus aus dem Wasser? Mir ist kalt.", unterbreche ich ihn. "Na gut, wie du willst.", antwortet er und zieht mich an der Hand wieder aus dem Wasser.


Nächster Tag, wieder Training. Matteo und ich sind gerade auf dem Weg ins Roller. "Wehe, du läufst nochmal oben ohne durch die Straßen von Buenos Aires.", warne ich ihn. Gestern sind bestimmt zwanzig Mädels auf ihn zugekommen und haben mit ihm geflirtet, jedes Mal habe ich dann Matteo einen Kuss auf den Mund gedrückt, manchmal ging er ein bisschen daneben, kann ja nichts sehen, und jedes Mädel war dann schneller weg, als ich bis drei zählen konnte. "War die Lieferfee gestern etwa eifersüchtig?", zieht er mich auf. "Niemals." Oh doch, das war ich. Matteo gibt mir einen Stups auf die Nase. "Oh doch, das warst du.", sagt er. "Sollen sie dich doch anschmachten, du würdest sie ja eh abblitzen lassen, oder?" "Also wenn eine besonders Hübsche dabei ist..." "Matteo!" Ich boxe ihn gegen seinen Arm. "Nein, Späßchen. Ich hab doch dich, Lieferfee." Matteo gibt mir einen Kuss auf die Wange. "So, wir sind da.", teilt er mir dann mit und ich höre, wie er die Tür zum Roller öffnet.


"Und dann kommen zwei von uns, auf einem Halbmond sitzend, hereingeschwebt!", erzähle ich dem Team und Tamara meine Idee für die Choreografie. "Die Idee finde ich super!", sagt Simón. "Ja, die Idee gefällt mir auch.", stimmt Jim ihm zu. "Die Idee hat etwas sehr Außergewöhnliches und Magisches. Damit würden wir uns von der Konkurrenz abheben.", meint Tamara. "Dann müssen wir nur noch entscheiden, wer auf dem Halbmond sitzen soll." "Ich definitiv nicht!", ruft Jim sofort. "Ich habe schreckliche Höhenangst." "Ich bin ja dafür, dass Luna auf dem Halbmond sitzt, weil es ja ihre Idee ist.", sagt Simón. "Okay, Luna, einverstanden?", fragt Tamara. Ich nicke. "Gut, dann noch... Ámbar?" "Okay Tamara.", antwortet diese. "Super, dann werde ich mich darum kümmern, dass uns jemand den Halbmond entwirft beziehungsweise auch konstruiert. Dann wärmt euch jetzt mal auf!" Tamara klatscht in die Hände.

"Mist, sie will mir nicht gelingen!" Das Team hat sich aufgeteilt, jeweils die Skatepaare üben ihre Figuren zusammen, und die Figur, die Matteo und ich üben, will einfach nicht gelingen. "Komm, wir probieren es nochmal!", sagt Matteo. "Wenn sie bei den anderen klappt, wird sie auch bei uns klappen." Wieder probieren wir es, jedoch ohne Erfolg. "Matteo, Luna, guckt euch bitte mal an, wie Ámbar und Simón das machen!" "Haha Tamara, ich kann es mir auch definitiv angucken.", brumme ich leicht angepisst. "Oh, entschuldige Luna, das habe ich gerade total vergessen... Ja ehm, dann Matteo, guck du es dir bitte mal an." "Okay Tamara.", sagt er. 

"Matteo, es klappt einfach nicht! Es klappt nicht und wird auch nicht klappen!", rufe ich verzweifelt, nachdem wir noch ein paar Mal probiert haben, die Figur auszuführen. "Wenn ich die Figur doch nur einmal sehen könnte, nur ein einziges Mal!"


Ich habe es tatsächlich geschafft, gleich heute ein Kapitel zu schreiben! Jetzt kommen nur noch zwei Kapitel und der Epilog, krass, wie schnell das alles geht...


Blindes VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt