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Luna POV

"Luna!" Zuhause erwarten mich meine Eltern anscheinend schon, was ungewöhnlich ist, sonst müssen sie immer lange arbeiten und kommen erst zur vor dem Abendessen nach Hause. "Wo wart ihr?", fragt meine Mamá. "Etwas im Park spazieren.", lüge ich. Ich verschweige ihnen das mit dem Skaten lieber erstmal, sonst würden sie es mir direkt verbieten, wie schon so oft erwähnt. Aber eigentlich bin ich ja schon volljährig und darf machen, was ich will, das Gespräch hatten meine Eltern und ich in Mexiko schonmal, da war ich gerade achtzehn geworden. "So lange du unter unserem Dach lebst, machst du, was wir sagen!", hatte mein Papá damals gesagt. Ich hab die beiden ja total lieb und so, aber das nervt mich langsam. "So lange? Amanda meinte, ihr seid schon heute nach dem Frühstück aus dem Haus gegangen." Notiz an mich: Amanda sagen, dass sie meinen Eltern nichts darüber sagen soll, wann ich weggehe. "Ja, wir haben alte Freunde von Matteo getroffen und sind dann ein Eis essen gegangen. Ist wohl etwas länger geworden als geplant." Eigentlich lüge ich total ungerne, aber meine Eltern haben mir ja auch nichts von der Sache mit den Erinnerungen erzählt, also sind wir dann quitt. "Na gut, das Essen ist gleich fertig!", teilt Mamá mir mit und ich höre sie und Papá gehen. 

"Wenn sie das mit dem Team herausfinden bin ich tot, mehr als das!", sage ich dann zu Matteo. "Sie werden es nicht herausfinden, keine Sorge. Das ist unser Geheimnis.", antwortet er. Ich glaube, er lächelt mich gerade an, also lächle ich auch. "Du scheinst es jetzt ja doch ganz toll im Team zu finden.", meint er. "Ja... Es macht total viel Spaß! Endlich hat mein Leben wieder einen richtigen Sinn!" "Sag doch sowas nicht." "Naja, das Leben als Blinde ich nicht so toll. aber durchs Skaten wurde es wieder besser! Am Anfang hielt ich die Idee einfach nur für verrückt und dachte, Tamara hat sie nicht mehr alle, aber jetzt bin ich ihr total dankbar dafür! Nur finden es Ámbar und Ramiro nicht so toll, dass ich im Team bin." "Das wird schon. Ámbar ist halt so, glaub mir, ich kenne als ihr Ex besser als jeder andere und weiß, wie sie drauf ist. Aber glaub mir, früher hätte Ámbar noch ganz anders reagiert. Damals war sie für Streit und Intrigen bekannt, hatte aber dennoch ein gutes Herz. Als du weg... ich meine, dass ging weg, als wir zusammen waren und jetzt hat Simón sie noch mehr verändert, ein kleiner Teil ist aber geblieben. Deshalb hat sie so reagiert. Und Ramiro ist halt Ramiro, erst findet er es blöd, dann aber doch gut.", erklärt er mir. "Ámbar erinnert mich an irgend wenn von früher...", murmele ich. "Wirklich?" Matteo klingt nicht ganz so überrascht bzw. erstaunt. Ich nicke. "Ist jetzt aber auch egal. Komm, ich glaube, das Essen ist mittlerweile fertig."

Schweigend höre ich meinen Eltern zu, wie sie über ihre Firma reden, während wir zu Abend essen. Matteo und die anderen drei müssen in der Küche essen, da meine Eltern ja da sind. Morgens und mittags bitte ich sie zu mir, abends sind sie in der Küche. "Luna, du solltest langsam damit anfangen, die Blindenschrift zu lernen.", meint mein Papá dann. "Ja, das wäre wesentlich produktiver, als den ganzen Tag im Park spazieren zu gehen!" "Mamá, Papá, lasst mir doch Zeit! Ich bin noch nicht so lange blind und muss das alles noch verdauen, das geht nicht so schnell! Ihr stellt euch das sicherlich einfach vor, ist es aber nicht! Es tut mir gut, nicht die ganze Zeit in der Villa festzusitzen!" "Du musst dich auf dein weiteres Leben vorbeireiten, Spätzchen. Ohne die Blindenschrift zu können wirst du nicht zurecht kommen und du wirst schon gar nicht die Firma irgendwann übernehmen können!" "Pff, was denn für ein Leben? Merkt ihr nicht, dass mein ganzes Leben verpfuscht ist?! Und nennt mich nicht Spätzchen, ich bin nicht mehr klein, ich bin schon lange volljährig!" "Luna bitte, dieses Thema hatten wir doch schon..." Meine Mutter seufzt genervt. "Wisst ihr, Matteo ist mehr für mich da als ihr es je wart! Er versteht mich, tröstet mich und probiert, mich aufzumuntern!" "Luna, Matteo ist dein Pfleger und gehört zum Personal!", sagt mein Vater. "Mir doch egal! Er ist ein Freund! Langsam geht ihr schon in Richtung Sharon Benson!" Auch wenn Sharon hinter ihrer eisigen Fassade ein Herz hatte, ähneln meine Eltern ihr zu Zeit sehr. "Ihr solltet Sharon dankbar sein, dass sie euch das alles hier vermacht hat, schließlich wart ihr nur die Angestellten!" "Luna!", mahnen meine Eltern mich gleichzeitig wütend. "Ihr könnt die Wahrheit nur nicht ertragen! Wenn sie noch am Leben wäre und ihr das kleine Mädchen nie weggenommen wurde, währt ihr immer noch nur ihre Angestellten! Das ganze Geld und eure Firma haben euch verändert! Als ich kleiner war, wart ihr für mich da, und jetzt?! Jetzt habt ihr nur Angst, dass mir was passiert, weil ihr dann zu viel für meine Beerdigung springen lassen müsst! Mir reichts, mir reichts endgültig! Ihr verschweigt mir, dass ich meine Erinnerungen verloren habe, ihr wollt über mein Leben bestimmt?! Nicht mit mir! Was seid ihr denn bitteschön für Eltern?! Ach und übrigens: Eure Firma könnt ihr euch sonst wohin stecken!" Ich stehe auf und will herausrennen, doch erstmal renne ich gegen den Tisch und stoße mich. "Luna Valente!", schreit Papá mich an. Endlich finde ich die Küchentür und verlasse das Esszimmer, die Tür knalle ich so richtig zu.

"Luna, was ist denn los?", fragt Amanda mich. "Streit mit meinen Eltern. Matteo, kannst du mich in mein Zimmer bringen, bitte?"  "Ja, na klar." Ein paar Sekunden später spüre ich seine Hand, die meine Hand nimmt und mich vorsichtig hochführt.

"Magst du mir erzählen, weshalb ihr gestritten habt?", fragt Matteo, als wir beide in meinem Zimmer auf meinem Bett sitzen. also erzähle ich ihm alles, von vorne bis hinten. "Wow... Ich habe deine Eltern ganz anders eingeschätzt. Sie waren so freundlich und fürsorglich...", meint er dann. "Ich erkenne sie ja selber kaum wieder... Eigentlich wollte ich sie nach meiner Vergangenheit hier in Buenos Aires fragen, aber das vergesse ich lieber ganz schnell. Ich werde mir selber Antworten besorgen müssen." "Du willst sozusagen über deine Vergangenheit nachforschen?", hakt Matteo nach. "So in der Art... Ich will meine Freunde von damals wiederfinden. Es fühlt sich so an, als wäre ich ihnen ganz nah, aber doch wieder so fern.", antworte ich. "Luna, ich muss dir etwas sagen..."

Luna hat also Streit mit ihren Eltern... Und verrät Matteo jetzt alles? Seid gespannt auf das nächste Kapitel :) 


Blindes VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt