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Matteo POV

Im Roller angekommen lasse ich Luna wieder herunter und wir ziehen uns unsere Skates an. "Wehe, du nimmt mich je wieder auf deinen Rücken!", mahnt sie mich. "So sind wir aber viel schneller gewesen." "Willst du damit sagen, dass ich langsam bin?" "Möglich." "Dann hast du mich noch nie rennen sehen, Snob." Sie hat mich Snob genannt, schon wieder... "Und auf Skates bin ich noch tausend Mal schneller." "Das glaubst auch nur du...", murmele ich mit einem scherzhaften Unterton. "Okay, lass uns auf die Bahn." Ich schnappe mir Lunas Hand und wir fahren auf die Bahn. Es sind erst wenige Leute dort, also können wir in Ruhe die Schritte durchgehen, bevor das Training beginnt. "Wollen wir?" Luna nickt und wir fahren auf die Mitte der Bahn, wo wir mit den ersten Schritten beginnen.

"Hey, das klappt ja schon gut!", ruft Tamara, sie hat uns anscheinend zu gesehen. "Danke Tamara.", sagt Luna. "Die anderen müssten auch gleich kommen, das Training beginnt nämlich gleich.", informiert sie uns. Schon kommen Simón, Ámbar, Jim und Ramiro auf die Bahn. Die Jungs und ich klatschen uns ab. 

"Super, da ihr jetzt da seid, können wir anfangen." Tamara klatscht in die Hände. "Wärmt euch erstmal auf.", sagt sie.

Das Training läuft ziemlich gut, jeder kann die Choreo bereits ziemlich gut. Tamara ist aber der Meinung, dass in der Choreo etwas Besonderes fehlt, womit wir uns von den anderen unterscheiden können, also sollen wir uns alle bis zum nächsten Training etwas überlegen. Da heute Freitag ist und wir am Wochenende nicht trainieren, haben wir genug Zeit zum Überlegen. Das Finale findet in etwas mehr als einem Monat statt und das Open findet bereits morgen statt, Luna und ich wollen später und morgen vor dem Open noch einmal proben. 

"Jim, ich brauch bei einer Sache deine Hilfe!", ruft Luna meiner besten Freundin nach dem Training zu. "Was gibt's?", fragt diese. "Kannst du mir ein Outfit fürs Open zusammenstellen?" "Uhhh ja, liebend gerne! Warte, dann holen wir noch schnell Nina und Yam!", ruft sie begeistert, schnappt sich Luna an der Hand und verschwindet mit ihr von der Bahn.
Währenddessen mache ich mich auf die Suche nach Gastón. "Hey, Balsano!", ruft er mir zu, als ich in die Cafeteria komme. "Alles klar?" Wir klatschen uns ab. "Ja, alles klar. Nur Luna hat mich heute wieder Snob genannt..." "Vielleicht erinnert sie sich ja wieder und sagt bloß nichts?", überlegt mein Kumpel. "Denk ich nicht...", murmele ich. "Aber möglich wäre es schon.", meint er. Ich zucke bloß mit den Schultern. "Schon aufgeregt wegen dem Open?", fragt er. "Gastón, wie lange kennen wir uns jetzt?" "Lange.", antwortet er. "Genau. Und er ist niemals aufgeregt, hm?" "Matteo Balsano, der einzig wahre und beste." Gastón verdreht die Augen "Dankeschön." Ich grinse ihn an. "Aber immerhin trittst du mit ihr auf, Matteo. Schon vergessen, was bei eurem letzten gemeinsamen Auftritt passiert ist?" "Erstens war das vor über vier Jahren und zweitens sind wir nur Freunde." "Vergiss nicht, dass du was für sie empfindest. Es ist also gut möglich, dass du sie wieder überraschend küsst, Balsano."

Luna POV

"Danke, Amanda, du kannst gehen." Ich lächle. "Gerne, ihr gestattet." Nina, Jim, Yam und ich sind zu mir nach Hause gegangen, um ein Outfit für morgen zusammenzustellen. Jim hat Matteo eine Nachricht geschrieben, dass wir schon los sind. Den Weg zur Villa habe ich ihn, inwieweit ich mich erinnere, beschrieben, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass sie ihn noch so halbwegs kennen. "Also, wollen wir doch mal sehen...", murmelt Yam. "Was haltet ihr davon, Mädels?" "Schick!", rufen Nina und Jim gleichzeitig. "Was ist schick?" "Ein blaues Top.", klärt Nina mich auf. "Okay, jetzt brauchen wir noch eine passende Hose... Oder willst du lieber einen Rock?" "Mh... Ich denke, einen Rock.", antworte ich Jim. "Okay,dann gucken wir mal, was wir hier alles an Röcken haben..", sagt Yam. "Der ist doch schön!", ruft sie. "Etwas rosa, etwas grün, weiß... Dann brauchen wir noch ein paar Accessoires, Schuhe, das MakeUp und die Frisur!" "Accessoires müssten in dem Schmuckkästchen auf meinem Nachttisch sein.", sage ich. "Mal gucken, was wir hier finden...", murmelt Jim. "Ah, ein paar bunte Armbänder, rosa Ohrringe, eine Kette und ein paar Ringe... Passt!" "Und ich hab hier Schuhe, rosa Heels.", sagt Nina. "Die sehen eher wie Lilane aus, Nina.", meint Yam. "Ist doch egal, Hauptsache wir haben Schuhe. Die Haare und das MakeUp kann dir morgen Jazmín machen, sie ist spitze darin... Ich schreibe ihr gleich mal!", sagt Jim. "Okay, danke!" Es klopft an meiner Zimmertür. "Luna, wollen deine Freundinnen zum Abendessen bleiben?", fragt Amanda. "Mädels?" "Wenn es keine Umstände macht!", meint Nina. "Nein, nein, überhaupt nicht. Essen gibt es so in einer Stunde.", erwidert Amanda. "Okay, danke Amanda. Ist es echt schon wieder so spät? Der Tag verging wie im Flug!" "Ich hole euch dann." "Amanda, essen meine Eltern mit uns?" "Nein, sie sind Essen gegangen.", antwortet sie. "Gut, dann essen du, Matteo, Tino und Cato bitte auch mit uns." "In Ordnung. Wenn ihr erlaubt."
"Wie ist Matteo eigentlich so als Pfleger?", fragt mich irgendwann Jim. "Ach, ganz nett. Er ist ein guter Freund für mich geworden.", antworte ich. "Nicht mehr?", hackt Nina nach. Ich schweige. "Vielleicht mag ich ihn etwas mehr...", murmele ich. Das ich mich an früher erinnere erwähne ich nicht. Ich bin mir heute im Park etwas klarer über meine Gefühle geworden... Und ja, ich mag ihn. Man kann sagen, dass die Gefühle von damals, an die ich mich zwar nicht erinnere, aber laut Amands vorhanden waren, wieder hochkommen. "Wusste ich es doch!", ruft Jim. "Ihr wärt so ein süßes Paar!", meint Nina. "Vielleicht... Aber er mag mich sicherlich nicht.", mehr, füge ich in Gedanken hinzu. "Man weiß nie.", sagt Yam.

Später sitzen wir dann also zusammen beim Abendessen. Matteo ist gerade erst aus dem Roller gekommen. Wir unterhalten uns alle, zum Glück erwähnt Amanda nicht, dass ich die drei, eigentlich ja vier, mit Matteo, schon von früher kenne. Es ist gut so, wie es gerade ist, ich baue mir die Freundschaft mit ihnen neu auf. Richtig erinnern tue ich mich ja eh nicht, ich weiß es ja nur von Amanda. "Sag mal Luna, du hast uns ja von deinen Träumen erzählt. Sieht man als Blinde denn eigentlich was im Traum?", fragt Nina mich. "Also ich sehe schon was, jedoch mit jedem Traum schlechter. Ich weiß aber nicht, wie das bei Leuten ist, die seit ihrer Geburt blind sind.", antworte ich.
Nach dem Abendessen fährt Tino die Mädels netterweise nach Hause und Matteo und ich gehen hoch in mein Zimmer, um nochmal für das Open zu proben. Es macht echt viel Spaß, mit ihm zu singen und ich freue mich schon total auf unseren Auftritt morgen.
So falle ich wenig später müde ins Bett und schlafe so ziemlich gleich ein...

Der Moment ist gekommen, gleich beginnt das Open. Ich sitze gerade, schon fertig umgezogen, in der Umkleide und lasse mir von Jazmín Haare und MakeUp machen. Ich muss ihr da komplett vertrauen, da ich ja nicht sehen kann, was sie da veranstaltet. "Und fertig! Du siehst fantastisch aus!", ruft sie. "Danke Jazmín.", sage ich. "Hey, alles klar?" Matteo scheint in die Umkleide gekommen zu sein. "Jap, alles klar. Wann sind wir dran?", frage ich. "Als Letztes, vor uns kommen die Rollerband, Jim, Yam und Ramiro, und Ámbar, Delfi und Jazmín.", antwortet er. "Genau, deshalb muss ich mich jetzt fertig machen!", sagt Jazmín. "Mach dich fertig. Sehen wir uns die Auftritte an?" Ich nicke, Matteo nimmt sich meine Hand und wir gehen in die Cafeteria.

Die Stimmen der anderen sind fantastisch. Das die Rollerband gut ist, habe ich ja schon vor einigen Tagen mitbekommen, aber dass Ámbar, Jazmín und Delfi sowie Jim, Yam und Ramiro so gut sind hatte ich nicht mehr in Erinnerung. Ich habe mich sogar an Auftritte von ihnen damals erinnert. Jetzt warten Matteo und ich darauf, dass Tamara uns auf die Bühne holt. Ich bin ziemlich aufgeregt, Matteo scheint gelassen zu sein. "Und nun begrüße ich Matteo und Luna auf der Bühne!", ruft Tamara. Matteo drückt kurz meine Hand, bevor wir mit unserem Auftritt beginnen.


Am Ende sind sich unsere Gesichter nah, sehr nah, das spüre ich. Schon geschieht es, ich spüre seine Lippen auf meinen, es fühlt sich vertraut und gut an. Mit einem Mal spielen sich Erinnerungen in meinem Kopf ab, an den Kuss damals, an den Auftritt beim Skatewettbewerb, an alles. Und ich realisiere es nicht, ich stehe hier auf der Bühne mit Matteo und wir küssen uns vor dem ganzen Roller.

Ich habe gerade mal gemerkt, dass nur noch fünf Kapitel und der Epilog kommen! Krass. Aber es wird nochmal spannend :)

Blindes VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt