„Komm endlich, ich will die Erste sein", rief Jordana während sie an der Haustür wartete.
Cameron war noch in seinem Schlafzimmer und zog sich gerade ein Shirt an. Sie drängelte wie ein ungeduldiges Kind. „Ich bin mir sicher, dass sie anderen Leute es bevorzugen um diese Zeit noch zu schlafen anstatt Jet-Ski zu fahren", vermutete er und kam die Treppe herunter.
Sie lehnte am Geländer und klopfte mit den Fingernägeln auf das Holz. „Nicht jeder ist so eine Schlafmütze wie du."
Er war nie ein Langschläfer gewesen. Okay, Cameron mochte es nicht unbedingt schon um sechs Uhr morgens aufzustehen, wenn es nicht sein musste, aber er schlief auch nicht bis mittags. Neun Uhr war eine perfekte Zeit für ihn an Wochenenden. Er nahm den Schlüssel und schob sie dann aus dem Haus, damit sie noch ein wenig Spaß haben konnten, ehe sie wieder nach New York fuhren.
Zum Mittagessen fuhren sie noch einmal zu dem kleinen Restaurant am Strand und danach packten sie ihre Sachen und machten das Ferienhaus sauber.
Als Jordana ins Auto einstieg sah sie sehnsüchtig zum Haus zurück, denn sie wünschte sich, dass sie etwas länger bleiben könnten. Es war ihr erste Urlaub mit Cameron gewesehn und sie hatte ihn wirklich genossen. In Vegas hatten sie einem Touristenparadies gelebt, aber trotzdem die meiste Zeit gearbeitet, daher gab es nicht viele Gelegenheiten ihre Umgebung zu genießen. Sie erinnerte sich an einen Abend, als sie in einem Casino gewesen waren, denn sie hatte endlich mal eine dieser Spielhallen von innen sehen wollen. Cameron wollte kein Geld verschwenden, aber sie konnte nicht widerstehen und fütterte doch einen dieser einarmigen Banditen. Ihr Mann hatte lachend seine Augen gerollt, wurde aber gleich darauf blass als die Maschine begann zu leuchten, zu klingeln und zu blinken wie an Silvester. Ganze fünfzig Dollar hatte sie daraufhin ausgespuckt. Jordana war auf und ab gehüpft wie ein Flummi und hatte übers ganze Gesicht gestrahlt. Sie hatte diese freien Abende zusammen immer sehr genossen und sie haben dann auch meistens damit geendet, dass sie sich leidenschaftlich liebten
Cameron stieg ebenfalls ins Auto und startete den Motor. Er brachte den Schlüssel für das Haus zurück und warf ihn bei der Immobilienfirma in den Briefkasten.
Während der ersten Hälfte der Strecke redeten sie über die vergangenen Tage und all die Dinge, die sie getan und genossen hatten. Er war in einer positiven Stimmung und war sich sicher, dass die letzten Tage gezeigt hatten, wie gut sie zusammen passten. Als sie sich geliebt hatten, da hatte er deutlich gespürt, dass sie füreinander geschaffen waren und dass sie einander brauchten. Und er zweifelte nicht daran, dass Jordana es auch gespürt hatte. Sie hatten so viel miteinander geredet, dass ihnen nichts mehr im Wege stand. Jordana musste das doch auch sehen.
Je näher sie New York kamen um so ruhiger wurde sie. Sie dachte über die Zukunft nach, ihre Zukunft. Wäre es eine gute Idee mit dieser Ehe weiterzumachen? Ja, sie hatten eine tolle Zeit zusammen gehabt und sie liebte ihn. Und Cameron liebte sie auch. Aber war das genug, um all ihre Unsicherheit und Zweifel zu überwinden? Sie kaute auf ihrer Unterlippe und schaute aus dem Fenster. Die vorüberziehende Landschaft nahm sie gar nicht richtig wahr, denn sie war mit ihren Gedanken weit weg.
Cameron spürte ihre Zweifel und sein Herz zog sich ein Stück zusammen. Alles in ihm schrie, dass er sie dieses Mal für immer verlieren würde, aber er versuchte dieses nagende Gefühl zu unterdrücken, denn sonst wurde es womöglich noch wahr. Er hoffte inständig, dass er sie zurück gewonnen hatte. Als er zu ihr blickte sah er, dass sie die Hände in ihrem Schoß knetete. Ein klares Zeichen für ihre Nervosität. Bitte, bitte, flehte er im Stillen und biss die Lippen zusammen während er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte.
Jordana schloss die Augen als Cameron in die Straße einbog, in der die lebte. Sie war noch nicht bereit das Auto schon zu verlassen.
„Home Sweet Home", sagte er als er das Auto stoppte und versuchte so normal wie möglich zu klingen, obwohl seine Kehle total trocken war.
„Ja...", seufzte sie und angelte ihre Handtasche vom Rücksitz. „Es war ein wirklich schönes Wochenende und ich danke dir dafür, dass du mich dazu überredet hast dich zu begleiten." Sie lehnte sich zu ihm herüber und küsste ihn auf die Lippen.
„Ich bin froh, dass du zugestimmt hast", erwiderte er und versuchte ihren Blick aufzufangen.
Als sie die Beifahrertür öffnete und aussteigen wollte griff er nach ihrer linken Hand. „Das war es? Du gehst einfach?"
Sie schluckte und nickte. „Du hast gesagt nur dieses Wochenende. Keine Verpflichtungen hinterher."
Er nickte ebenfalls und seufzte enttäuscht. „Ich habe gedacht, dass wir unsere Probleme aus der Welt geschafft haben und dass du unserer Ehe eine zweite Chance gibst." Sein Hals wurde noch trockener und er spürte wie sein ein riesiger Klos darin bildete.
„Cameron, bitte...ich kann nicht...", sagte sie in einem Flüsterton.
„Warum nicht? Ich verstehe es nicht. Du weißt, dass ich dich liebe. Du weißt, dass es keine andere Frau für mich gegeben hat, seit du gegangen bist, dass ich nur dich will. Und ich weiß, dass du mich auch liebst. Also vergib' mir, wenn ich nicht verstehe warum du schon wieder davonrennst." Er schlug mit den Händen vor Frustration aufs Lenkrad und biss die Zähne zusammen.
„Es tut mir leid...", murmelte sie und sah auf ihren Schoß hinab. Sie schämte sich und konnte ihn nicht ansehen.
„Ja...mir auch...dafür, dass ich dumm genug war zu glauben wir könnten wieder zusammenkommen."
Die Härte seiner Worte schmerzten sie, aber es war ihre eigene Schuld. Sie stieg aus und er folgte ihr, um ihr Gepäck aus dem Kofferraum zu holen, dass er ihr dann wortlos überreichte.
„Ich wünsche dir nur das Beste und hoffe, dass du die richtige Frau eines Tages findest." Jordana sprach leise und machte einen Schritt zurück.
„Die habe ich bereits gefunden, aber sie ist nicht interessiert", knurrte er während er zurück ging und wieder ins Auto stieg.
Sie drehte sich um und ging den Weg hinauf zum Haus. Ihre Tränen sammelten sich und liefen dann unkontrolliert ihre Wangen hinab sobald sie die Haustür hinter sich geschlossen hatte. Jordana lehnte sich gegen die geschlossene Tür und presste ihre Hände auf ihr Gesicht. Er hatte recht...sie rannte wieder weg, aber sie konnte nichts dagegen tun. Sie hatte zu viel Angst!
Cameron saß regungslos im Auto und lehnte seinen Kopf gegen die Kopfstütze. Seine Augen waren geschlossen und er spürte die Tränen hinter seinen Lidern, die über seine Wangen nach unten laufen wollten. Normalerweise weinte er nicht, aber diese Frau trieb ihn in den Wahnsinn. Er hatte sie wieder verloren. Was sollte er jetzt tun? Während all der Jahre hatte er gehofft sie zurück zu bekommen, aber nun war er sich sicher, dass ihre Ehe vorbei war. Jordana vertraute seinen Gefühlen nicht, vielleicht nicht mal ihren eigenen. Seine Großmutter hatte Unrecht und seine Eltern recht. Cameron konnte seine Mutter sagen hören, dass er schon vor Jahren einer Annullierung hätte zustimmen sollen. Wie sehr es hasste, wenn sie recht hatte.
Kaum hatte er den Motor gestartet, dass blitzte eine Erinnerung in seinem Kopf auf und er sprang noch einmal aus dem Auto. Er lief nach hinten zum Kofferraum und öffnte ihn. Entschlossen kramte er in seiner Tasche bis er den großen braunen Umschlag gefunden hatte. Für ein paar Sekunden starrte er nur auf die Empfängeradresse, aber dann schloss er den Kofferraum wieder. Sie wollte es so, sie konnte es genauso haben. Cameron lief den Weg zum Haus hinauf und fragte sich, wie er hinein kommen sollte ohne ihre Klingel benutzen zu müssen. Aber zu seinem Glück kam gerade ein Teenager aus der Tür, als er nur noch wenige Schritte entfernt war. Er beeilte sich uns schlüpfte rasch hinein, ehe sich die Tür wieder schloss.
Goodbye, murmelte er und warf den Umschlag in ihren Briefkasten.
Note: Das war es also. Nun wird es Zeit, dass auch Jordana die Papiere ausfüllt und dem ganzen Elend ein Ende macht. Oder etwa doch nicht??
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Du willst mich noch immer?
RomanceJordana arbeitet als Privatdetektivin und sieht all die unterschiedlichen Probleme, die Leute in diesen Tagen miteinander haben. Aber was ist mit ihrem eigenen Geheimnis? Was passiert, wenn dieser eine ganz besondere Mann wieder in ihr Leben tritt u...