Kapitel 8

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Vor mich hin summend ging ich einfach immer weiter. Ich konnte nicht sagen, wie lange ich schon unterwegs war, da ich mein Handy, und somit meine einzige Uhr, in der Kapelle liegen gelassen hatte. Meinen schmerzenden Gliedern nach, war ich bestimmt Stunden unterwegs gewesen. Obwohl ich mich nicht all zu sehr darauf verlassen konnte. Ich zähle nicht zu den Menschen die man als sportlich bezeichnen würde. Was mach ich hier eigentlich? Wieso Energie verschwenden und planlos im Wald umherirren, wenn man mich sowieso holen würde? Entschloss blieb ich an Ort und Stelle stehen und sah gen Himmel. Warum ließ Gott zu, dass das mit den Menschen passiert? Seufzend ließ ich mich auf meinen Hintern fallen, legte mich dann auf meinen Rücken und starrte auf eine Baumkrone. Es musste doch was zu bedeuten haben, dass die Dämonen vor vier Jahren kamen und einen Menschen nach dem Anderen verschlangen. Stimmte was diese Gruppe von Fanatikern, welche ab und zu im Diner aßen, von sich gaben? Das der Tag des Jüngsten Gerichts gekommen war? Rhiannon kam nach ihrem Tod in die Hölle aber warum? Gut sie hatte bestimmt ein paar der zehn Gebote gebrochen, wie jeder normale Mensch, aber doch nichts um die Hölle zuverdienen. Im Grunde war sie ein guter Mensch, sie lachte viel und hatte andere stehts unterstützt. Bis ich meinte ihr in den Rücken zufallen. Meine Gedanken wanderten weiter zu Luzifer mit seinen goldenen Augen und dem markanten Gesicht. Was hatte sich Gott dabei gedacht einen Dämon, den Teufel falls er der war, die Sache mit Satan verwirrte mich immer noch, ein so gutes Aussehen zugeben? Ich biss mir fest auf meine Lippen. Sollte ich? Bevor mein Verstand einschalten konnte tat ich das unmögliche. „Luzifer?" flüsterte ich und wartete angespannt. Ich setzte mich aufrecht hin, zog meine Knie fest an mich und legte mein Kinn auf ihnen ab. „Luzifer?" versuchte ich es diesmal etwas bestimmter. Angespannt lauschte ich, doch außer den typischen Waldgeräuschen bemerkte ich nichts. Was hatte ich mir auch dabei gedacht? Oh mein Gott, was stimmt denn nicht mit mir? Ich hatte gerade tatsächlich nach Luzifer gerufen, den Dämon oder was weiß ich was, der mich genötigt hatte einen Pakt einzugehen. Ohne Anhalt begann ich zulachen, hysterisch versteht sich. Bei mir war echt eine Schraube locker. Viele, viele Schrauben. „Was ist so lustig?" Die tiefe Stimme, mit einem so dominanten Bariton, den ich überall wiederkennen würde, konnte nur zu einer Person gehören. Luzifer. Geschockt rappelte ich mich auf und drehte mich um. Tatsächlich. Luzifer lehnte an einem Baum zwei Meter von mir entfernt, seine Hände in den Taschen seiner tief, sehr tief, hängenden schwarzen Jeans vergraben, den einzigen offensichtlichen Kleidungsstück und wirkte regelrecht tiefenentspannt. Ohne mich auch nur im geringstem zu kontrollieren wanderte mein Blick auf seine Brust und immer weiter hinunter auf seine Bauchmuskel, seinen Nabel und die feinen Härchen, welche irgendwann unter der Hose verschwanden. Oh Mann. Eine tragische Verschwendung. „Ich, Ich, Ich" stotterte ich und riss meinen Blick von seinem nackten Oberkörper und entschied mich stattdessen seine Nase anzusehen. Eine schöne Nase. Instinktiv wusste ich, dass ich direkten Augenkontakt vermeiden sollte. „Du, du, du?" fragte er belustigt. Wütend begann ich dann doch den Fehler und starrte direkt in seine seltsamen Augen. Das Farbenspiel in ihnen war einfach unglaublich und der warme Kontrast zu seinem kalten Sein höchst fragwürdig. „Holst du mich jetzt?" brachte ich schließlich heraus. Das hatte ich wohl davon, dass ich seinen Namen gerufen hatte. Idiotischer geht's nicht. „Hast mich wohl vermisst aber ich bin ehrlich, du bist nicht gerade mein Typ" gab er von sich und musterte mich anzüglich. „Ich steh eher auf interessant." „Interessant?" wiederholte ich dümmlich. Was sollte das denn bedeuten. „Ja, interessant. Du bist, wie soll ich es sagen." er sah ernsthaft in die Luft und runzelte die Stirn ehe er weitersprach. „Du bist die personifiziere Mathematikstunde des menschlichen Aussehens. Nicht das ich jemals so etwas wie Mathe nötig gehabt hätte aber so stelle ich es mir vor." Sprachlos schüttelte ich den Kopf. „So langweilig kann ich gar nicht sein, wenn du mich so unbedingt haben wolltest," brachte ich schließlich nach gefühlten Stunden heraus und sah ihn zornig an. „Ich habe auch nie gesagt, dass du langweilig bist, sondern dein Aussehen höchst uninteressant. Keine Sonderheiten alles entspricht der Norm." Wow. Still sah ich ihn weiter wütend an und ballte meine Hände zu Fäusten. Eigentlich konnte es mir egal sein ob er mich interessant fand. Meinem Ego gefiel es trotzdem nicht. „Holst du mich jetzt?" fragte ich erneut bis auf die Knochen angespannt. „Du scheinst es ja gar nicht mehr abwarten zu können." Luzifer stieß sich vom Baum ab und kam auf mich zu. Wie ein Raubtier, dass sich an seine Beute pirschte kam er mir langsam immer näher. Es kostete mich jede Willenskraft in mir keinen Schritt nach hinten zumachen. Mein Kinn trotzig nach oben gerichtet, versuchte ich stark zu wirken. Hoffentlich würde er meine zitternden Hände nicht bemerken. Gedacht, getan. Sein Blick wanderte mit einem schiefen Grinsen auf sie. Vor mir angekommen musste ich den Kopf in den Nacken legen um ihn nicht wieder auf seine nackte Brust zu starren. Als er eine seiner Hände auf meine Wange legte zuckte ich zusammen und könnte mir dafür in den Hintern treten. Sanft strich er über meine Wange, ehe er seine Hand weiter nach hinten wandern ließ und mir mein Haar hinters Ohr klemmte. Stumm starrte ich ihn an und als er meinen Blick erwiderte musste ich schluckten. Wie konnte jemand so sanft sein und nichts als gnadenlose Kälte dabei ausstrahlen? Ich wollte zurücktreten, wollte seine Hand, welche immer noch auf mir ruhte, loswerden, doch sein Blick ließ es nicht zu. Diese kalten Augen schienen mich gefangen zuhalten, sich abwenden war unmöglich. Plötzlich beugte er sich so weit vor das seine Lippen, wenn er sprach die meinen leicht berührten. 

„Ja, ja ich hol dich jetzt" sprach er tiefer als zuvor und raubte mir damit den Atem.

Apokalypse - BittersüßWo Geschichten leben. Entdecke jetzt