Kapitel 24

90 5 0
                                    

„Was?" hauchte ich perplex. Luzifer lächelte mich weiter an, dann sah er mir auf meine Lippen und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Es war als würde die Zeit stehen bleiben. Seine Hände wanderten meine Arme hinauf bis sie mein Gesicht erreichten, welches er sanft aber entschlossen hielt. Seine Augen lösten sich von meinen Lippen und sahen lasziv in die meine. Ungeduldig versuchte ich still zu bleiben. Ich verstand nicht was gerade abging, doch war es mir egal. Gerade wollte ich nichts mehr als seine Lippen auf meinen. Mir blieb das Herz stehen, während Luzifer sich langsam vorwärts beugte und knapp vor meinem Mund anhielt. Seine Lippen berührten meine, als er sprach.
„Du gefällst mir, sehr sogar." wisperte er leise. Kaum hatte er ausgesprochen küsste er mich fordernd. Der Kuss war warm und grob zugleich. Seine Zunge bat um Einlass, den ich sofort gewährte. Mein Körper stand in Flammen. Gierig nach mehr umfasste ich fest seine Arme und zog an ihnen. Er verstand, erhob sich, ohne von mir los zulassen, zog mich mit sich und drehte uns so, dass ich als wir uns wieder aufs Sofa setzten auf seinem Schoss saß. Luzifer packte grob meine Hüften, was mir ein stöhnen entlockte. Meine Hände wanderten unter sein Shirt, erkundigten seinen Oberkörper, ließen ihn erschauern. Sein kehliges stöhnen befeuerte mich weiter zu gehen. Entschlossen drückte ich ihm meine Hüfte entgegen, während eine meiner Hände unter seinem Shirt zu seinem Hosenbund glitt. Luzifers Reaktion war alles andere als erwartet, denn er versteifte sich auf der Stelle. Unsicher hielt ich inne, öffnete meine Augen und sah in das intensive weiß seiner. Die Lust und das Verlangen waren aus ihnen verschwunden, seine Maske wurde wieder aufgesetzt. Trotzdem sah ich noch die Angst in ihnen. Etwas was mich zutiefst irritierte. Mit einem Ruck setzte Luzifer mich neben sich aufs Sofa. Verdattert beobachtete ich, wie er seufzend durch sein Haar strich. Auf einmal wurde ich wütend. Ich stand auf und wollte den Raum verlassen. Es war zu tiefst erniedrigend. Auch er erhob sich, umfasste mein Handgelenk und hielt mich damit ab zu gehen. Meinen Rücken zu ihm gedreht starrte ich auf den Boden. Ich wagte es nicht ihm ins Gesicht zusehen. Wollte ihm meine Gefühle nicht wissen lassen.
„Fia, es ist besser so. Glaub mir," fast hätte ich ihn überhört, so leise sprach er. Ich brodelte, riss grob meinen Arm, denn länger würde ich es nicht in diesem Raum aushalten. Luzifer gab meinen Arm nicht frei, wenn dann umfasste er ihn noch fester.
„Wieso küsst du mich dann?" bellte ich wütend. Ohne auf eine Antwort abzuwarten redete ich weiter. „Bin ich zum Küssen gut genug aber für mehr nicht? Und sag mir nicht, dass du nicht so ein Kerl bist, denn rein zufällig weiß ich, dass du dich mit einer Succubi triffst." frustriert zog ich weiter an meinem Arm. Luzifer seufzte erneut, packte meine Schultern, drehte mich um und zwang mich dann in seine Augen zusehen, da er mein Kinn umfasste. Nur mit Mühe konnte ich die Tränen wegblinzeln. Nichts, in seinem Blick war nichts außer der für ihn typischen Kälte zusehen.
„Du bist eifersüchtig." Das schiefe Grinsen, welches seine Augen nicht erreichte, war wie ein tritt mitten ins Gesicht. Ungläubig starrte ich ihn an.
„Ich hätte dich nicht küssen sollen. Es kommt nicht mehr vor."
Wie konnte man so viele Gesichter haben? Innerhalb weniger Minuten von sanft und gefühlsvoll in emotionslos und grausam. Es war mir ein Rätsel. Ohne ein Wort riss ich mich aus seinem Griff, drehte um und stampfte zu Tür.
„Fia!"
Aufgebrachte drehte ich mich in seine Richtung, musterte ihn angewidert, während ich entfernt wahrnahm, dass Gläser und andere Gegenstände im Wohnraum wackelten. Aha, er war anscheinend ebenfalls wütend. Luzifer riss die Augen auf, noch bevor er etwas sagen konnte begann ich mir Luft zu machen.
„Nein! Ich bin verdammt nochmal keine Spielfigur!" schrie ich erzürnt. Plötzlich zersprangen die Gläser und Alkoholflaschen, die an Regalen angebracht waren. Eine heftige Welle trat aus mir heraus und schmiss jedes Möbelstück um. Beinahe wäre der Kaffeetisch in Luzifers Gesicht gelandet. Erschrocken hob ich meine Hände an meinen Mund. Währenddessen sah er um sich herum, um anschließend bei mir zu landen. Seine Augen waren vor Schock etwas geweitet. Doch dann sah er mich tobsüchtig an.
„Sieh an, da wurde mir aber was verheimlicht" keifte er tobsüchtig.
„Wa..."
„Nein!" er unterbrach mich wutschäumend. Man sah deutlich die Adern an seinem Hals und sogar eine an der Stirn. Blitzschnell war er auf einmal vor mir und griff grob nach meiner Kehle. Panisch klopfte ich mit meinen Händen gegen seine, da er mir tatsächlich die Luft zum Atmen nahm. Der Schmerz war unerträglich als er grausam zu drückte. Ich sah ihn verschwommen durch meinen Tränenschleier an. Er würde mich umbringen.
„Es reicht Fia! Ich war gütig und zuvorkommen, sah immer wieder über deine Regelbrüche hinweg und so dankst du es mir?" schrie er gefährlich. Gütig und zuvorkommen? Wen will er verarschen. Der Druck in meinem Kopf wurde von Sekunde zu Sekunde stärker. Ich sah Sterne und wusste, dass ich bald in Ohnmacht fallen würde. Luzifer gab meine Kehle überraschend frei, von der Wut war keine Spur mehr zu sehen. Ich glitt zu Boden, saugte gierig die Luft ein, begann dann krächzend zu husten. Aufgelöst beobachtete ich, wie er betreten auf seine Hände starrte. Als er seinen Blick hob, dachte ich blind zu sein. Niemals könnte stimmen was ich gerade sehe. Doch war es Realität. Seine Augen glänzten verdächtigt, sahen mich von Schmerz getränkt an. Ich rutsche zurück, nachdem er einen zaghaften Schritt nach vorne ging. Schlagartig blieb er stehen.
„Das nächste Mal kann ich nicht versprechen aufzuhören." sprach er nachdem er sich etwas gefasst hatte. Er klang seltsam, irgendwie gedämpft. „Du hast mich belogen Fia. Du hast Inanna gesehen."
Ich wollte etwas reden, ließ es dann, da mein Hals zu sehr schmerzte. Noch immer rannten tränen über mein Gesicht.
„Uriel." bei diesen Namen blieb mein Herz stehen. Luzifer sprach folgend weiter: „Sie hat dir seinen Namen gegeben oder?" Von mir ignoriert lachte er kaltherzig auf. „Damit ist der Bann gebrochen und wir befinden uns mitten im Krieg. Ohne Zeit zur Vorbereitung."
„Was?" krächzte ich und bereute sofort etwas gesagt zu haben.
„Du hast mich verstanden. Nachdem hier..." er drehte sich und zeigte auf den verwüsteten Wohnraum. „Bin ich mir ziemlich sicher, dass du ihn getroffen hast. Es wird an der Zeit das du mir vertraust, ansonsten verlierst du nicht nur deine Menschenfreunde." Ihn vertrauen, nachdem er mich fast strangulierte? Meine Gefühle waren so durcheinander und am Ende wusste ich nur eines, dass ich mich hasste, denn obwohl er ein Monster war, wollte ich ihn glauben. Wollte glauben, dass er mehr als das Monster war.

Ben POV

Wayne sah mich ungläubig an. In den letzten Tagen war er nicht nur zu meinem Partner, sondern auch zu einem guten Freund geworden. Ich hatte ihn gerade erzählt, was ich über Fias verschwinden herausgefunden hatte, während wir unsere Waffen für unsere Schicht polierten. Das VT war ihrer Zeit voraus. Ihre Waffen waren auf Dämonen spezialisiert, ein Schuss und sie werden direkt zurück in die Hölle gebracht. Ich bevorzugte es ihnen den Kopf abzuschlagen, denn nur so konnte man sie endgültig töten beziehungsweise ins Fegefeuer schicken. Wayne war ein regelrechtes Genie, wusste so ziemlich alles über Dämonen und ihre Range. Dank ihm wusste ich das unsere Methoden nur bei niederen Höllenviechern funktionierten, was nicht weiter schlimm war, da nur sie ihr Unwesen trieben. Leider war mein Ziel eine ganz andere Liga.
„Sorry aber das macht keinen Sinn. Wieso sollte Luzifer sie mitnehmen?" fragte er mich skeptisch.
Ich zuckte mich der Achsel. „Was weiß ich, vielleicht gefiel sie ihm?" Wayne schüttelte den Kopf, begutachtete seine Arbeit und packte seine Waffe schließlich weg.
„Falls er es wirklich ist, und das meine ich rein hypothetisch, kann man ihr nicht mehr helfen. Buffay ich sags echt nicht gern aber sie ist wahrscheinlich schon tot." Ich zuckte zusammen. Nein Fia war noch am Leben, dass spürte ich einfach.
„Du verlierst dich, weil du nach einem Geist suchst. Ich weiß das es schwer ist. Du weißt, wenn dich einer versteht, dann ich aber es gibt Dinge die konnte man nicht mehr ändern. Konzentriere dich auf deine Beziehung mit Rhiannon und schließe damit ab."
„Wenn du an meiner Stelle wärst und eine kleine Chance bestünde, dass du Maisie wiederhaben könntest, würdest du dann auch einfach abschließen?" Wayne musste mir nicht antworten, ich konnte es bereits in seinen Augen lesen.
„Nein aber das ist auch was anderes. Maisie war die Liebe meines Lebens. Wir planten unsere Hochzeit, waren dabei eine Familie zugründen. Sie war, ist, mein Leben. Ben du hast Rhiannon, die dich liebt und ich weiß, dass du sie auch liebst. Ich verlor alles. Sie und unser ungeborenes Kind." Er hatte Recht, es war anders.
„Ich hätte es nicht vergleichen sollen." gab ich zu. „Als wir Kinder waren, versprach ich ihr, dass ich sie nie alleine lassen würde. Ich versprach, dass sie glücklich werden würde. Scheiße, ich habe so oft versagt."
Wayne musterte mich einen Augenblick lang, ehe er tief ausatmete und sprach: „Wenn du weiter kommst bei dieser Sache, dann kannst du auf mich zählen. Jetzt steh auf, diese Viecher warten nicht auf uns." 

Apokalypse - BittersüßWo Geschichten leben. Entdecke jetzt