Epilog

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Ich wog das kleine Bündel in meinen Armen und erzählte ihm die Geschichte seines Namens. Es war eine bittersüße Geschichte, die Schmerz, Verlust und Liebe beinhaltete. Nachdem meine Eltern und Foras sich geopfert hatten passierte zunächst gar nichts. Die Engel kehrten zurück in den Himmel, wobei ich glaubte, dass einen besonders viel Ärger bevorstand, und wir verließen gebrochen den Ölberg. Ben kehrte zu Rhiannon zurück und gemeinsam halfen sie die Menschen wieder aufzubauen. Ihnen Hoffnung zu schenkten. Und Gott hielt sein Wort. Die Hölle verlor drastisch viele Seelen und die niedrigen Dämonen wanderten zurück, ließen die Menschen in Frieden. Wahrscheinlich wusste Gott von Beginn an, welches Ende diese Geschichte nahm. Luzifer fragte mich Wochen nachdem wir vom Ölberg zurückgekehrt waren, ob die Menschheit diesmal lernen würde. Es war eine Frage, deren Antwort schwer in meiner Brust wog. Nein, sagte ich ihm. Früher oder später würden sie den Kummer und die Angst vergessen. Sie würden erneut beginnen, sich selbst zu zerstören und wer weiß, vielleicht, war das der Kreislauf ihrer Existenz. Immerhin handelten sie schon immer so. Nach einem langen Krieg folgt eine Zeit des Verdrängens und dem Wunsch nach Frieden, darauf folgt ein neuer grausamer Krieg und alles begann von vorn. Nein, sie würden wohl nie lernen. Ich strich sanft über das kleine Wesen, Luzifers ganzen Stolz, und flüsterte ihm zu, dass ich ihn liebte.
„Er ist wunderschön," sprach Luzifer, welcher das Zimmer mit einem Teller voller Frühstücksspeck betrat. Anders als erwartet, entschied ich mit ihm in der Hölle zu bleiben. Es gibt immer einen Weg, dies war unser Motto, weshalb wir die Hölle bewusst gemeinsam regierten. Ganz zum Leidwesen von Satan. Natürlich blieb die Hölle, die Hölle und boshafte Seelen gehörten bestraft. Es zählte mehr zu unserer Aufgabe, dass die Dämonen betrachtet werden, wie sie sind, denn trotz ihrer Wesen und deren Aufgabe, die Menschen zu quälen, gab es unter ihnen, welche wie Foras. Das Leben in der Hölle war nicht leicht, weshalb wir ihr wohl irgendwann den Rücken kehren würden. Wahrscheinlich wenn unser Sohn zum krabbeln beginnen würde, da es dann doch zu gefährlich ist. Ich legte ihn in die Arme seines Vaters, der immer noch Angst hatte ihn zu verderben. Luzifer war nicht perfekt, immer noch jemand der Chaos und Verwüstung liebte. Sein Gemüt war zornig und provokant, dennoch war er ein liebevoller Mann und Vater. Zumindest, wenn niemand herschaut. Ehrfürchtig gab er ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn ehe sein Blick zu mir wanderte.
„Ich habe euch nicht verdient."
Ich verdrehte meine Augen, stopfte mir etwas von den Speck in den Mund und dachte nach, wie ich ihn am Besten rügen konnte. Er sah nicht ein, dass er sehr wohl Glück und Liebe verdiente und konnte es kaum fassen, dass er sie tatsächlich verspürte. Er lächelte unseren Sohn, der seine Augen und sein dunkles Haar geerbt hatte, an, welcher irgendetwas brabbelte. Der Schmerz würde wohl nie ganz verschwinden und manchmal, da vergesse ich zu schwimmen, doch dann halfen mir meine Freunde. Nina, die sich große Mühe gab, dass keine ihrer Schlangen unser Kind verschlang und Ben und Rhiannon, welche wir ab und zu besuchten. Vor allem aber halfen mir Luzifer und der kleine, sie waren mein Rettungsboot. Ich hatte die Apokalypse nicht nur verursacht, sondern auch noch überstanden. Es gab Opfer, denen ich für immer nachweinen würde, dennoch fühlte ich mich in Momenten wie diesen Glücklicher denn je. Ich beugte mich zu Luzifer, legte mein Kinn an seiner Schulter ab, nachdem ich ihn deinen Kuss auf die Wange gegeben hatte, und starrte in die goldenen Augen unseres Wunders, womöglich ein Geschenkt Gottes, da er uns alles nahm, und sprach: „Du wirst ein richtiger Krieger, wie dein Namensvetter. Mutig und Stark, das kann ich fühlen."
„Foras," hauchte der Mann, der mein Herz gestohlen hatte und es fast durch seine intensive Art brach.

Kein Name der Welt wäre passender gewesen als dieser. Er verleit nicht nur Kraft, sondern Liebe. Foras würde immer einen besonderen Platz in meinem Herzen tragen. Er war furchtlos gewesen und akzeptierte das ewige Feuer, für mich und Luzifer. Unser Sohn wird lernen seinen Namen mit Stolz zu Tragen und die Herkunft dessen Ehrfürchtig in seinem Herzen tragen. 

Wer weiß, vielleicht würde ich einen Weg finden seinen Namensvetter aus dem Fegefeuer zu befreien. Immerhin war noch unklar, zu was ich wirklich fähig war. 

Apokalypse - BittersüßWo Geschichten leben. Entdecke jetzt