Prophezeiung

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„Wenn Zerstörung wie so oft, die Welt belebt,
Wenn Hass die Herzen weiter benebelt,
Ein Engel des Lichts und ein Sklave der Dunkelheit sich verbünden.

Wenn Grausamkeit, den Menschen bewegt,
Wenn Gier die Sicht betäubt,
Zwei Gegner sich ineinander verlieren.

Hörst du, die Welt sie bebt,
Etwas Ungehorsames geschieht,
Das Geschöpf wird beseelt,
Himmel und Hölle, ein wilder Gesang.

Hörst du, die Bestrafung sie lacht,
Der Mensch, zitternd beim Untergang,
Das Kind strahlend, voller Liebe
Erblickt, das Licht der Zerstörung unbewacht."

Sang ein Seher lautstark und ließ so einen jeden Verstummen. Erst als er den letzten Vers gesungen und sich in Rauch aufgelöst hatte, begann die Unterwelt in Panik zu geraten. Wirr sprachen die Diener der Dunkelheit, hörten gar nicht auf Mutmaßungen zustellen. Erst als der Meister selbst mit dunkler Stimme Ruhe verlangte verstummten sie, gespannt was dieser zu sagen hatte. Er wiederum saß auf seinem aus Menschenknochen bestehenden Thron und kratzte sich in Gedanken versunken am Kinn. Ein Kind, halb Himmels-, halb Höllenblut, diese Vorstellung war unfassbar. Fast aber nur fast war er versucht zu Lachen, etwas so Boshaftes konnte er nur Gutheißen. Allerdings war ein solches Geschöpf nicht nur gegen jedes Gesetzt, es könnte auch seine Pläne vereiteln. „Finde heraus, welcher Narr sich mit einem Engel verleibt hatte und bringt ihn zu mir" sprach er an einen seiner engeren Vertrauten gerichtet, welcher sich verbeugte ehe er von dannen Schritt. „Hea, richte Luzifer aus, dass er eine Aufgabe hat." Seine Stimme so kalt wie die Antarktis ließ nicht den geringsten Widerspruch zu. „Darf ich fragen, welche die wäre?" fragt ihn die Dämonin unverblümt mit neugierigem Blick. „Das Kind zu finden und es zu töten." „Aber Meister, dass was der Seher prophezeite könnte noch nicht geschehen sein," gab die schöne Dämonin zu bedenken. „Das ist das Problem Luzifers und jetzt geh mir aus meinen Augen oder du wirst dem Höllenfeuer einen Besuch abstatten," schnaufte er wütend. Unruhe packte ihn, denn daran hatte er insgeheim gar nicht gedacht. Nachdenkend schritt er vor seinem Thron auf und ab. Hea, die nicht den Anschein machte sich auf den Weg zu begeben, beobachtet ihren Herrscher still. Sie wusste, dass es Ernst war. Ein solches Kind könnte der Untergang allem sein. „Was stehts du noch so rum!" riss sie ihr Gegenüber schreiend aus den Gedanken. „Ver-verzeihung aber ich denke nicht, dass es Luzifer gefallen wird, wenn Sie ihn einen Befehl erteilen," stottert sie den Blick zu Boden gerichtet. Das Beben unter ihren Füßen verriet ihr, dass sie wohl tatsächlich kurz davor war im Höllenfeuer zu baden. „Geh!" schrie er sie an und ohne zögern lief sie los. Wissend, dass es so oder so nicht gut für sie Enden würde. 

Apokalypse - BittersüßWo Geschichten leben. Entdecke jetzt