Irre mit Dir ↑↓ Jikook|Kookmin

9

Jimin

Die Fahrt dauerte länger als erwartet, vielleicht kam es dem Kleineren auch nur so vor, weil der Braunhaarige neben ihm, noch immer keinen Ton von sich gab.

Nach einer weiteren halben Stunde kam der Bus zum gefühlt hundertsten mal zum stehen, dieses mal allerdings, stieg der Braunhaarige von seinem Platz und spazierte zum Ausgang des Busses. Jimin nahm dies erst in der letzten Sekunde war, hingen seine Gedanken eben noch an der düsteren Gegend, die man durch die Fenster des Busses sehen konnte.

Augenblicklich stand dieser ebenfalls auf, hechtete zur Tür und konnte gerade noch so hindurch schlüpfen, bevor sich die Türen wieder schlossen und der Bus weiter fuhr. Einmal atmete der Dunkelhaarige durch, bevor er nach dem jungen Mann Ausschau hielt.

Dieser war bereits ein paar Meter gelaufen, dachte wohl garnicht daran, auf den Kleineren zu warten. Sofort begann dieser wieder zu laufen, um den Braunhaarigen einzuholen.
"Hey, jetzt warte doch mal." Schrie der Dunkelhaarige in die Nacht, versuchte ihn damit zu stoppen, jedoch vergeblich.

Nach kurzem rennen hatte er nun endlich den Größeren eingeholt, versuchte ihn anschließend am Ärmel festzuhalten und damit auf sich aufmerksam zu machen.
Genervt drehte sich der Braunhaarige zu dem Kleineren um, sah ihm kurz in die Augen und sprach dann.
"Beeil dich einfach, wenn du unbedingt mitkommen willst."

Empört über das eben gesagte blieb Jimin der Mund offen stehn, bevor er doch wieder schneller ging, um mit dem Braunhaarigen mit zu halten und in dieser, schon fast angst einflößenden Gegend, nicht alleine da zu stehn.

Nach ein paar weiteren Minuten blieb der junge Mann vor einem Gebäude stehn, zückte einen Schlüssel und ging anschließend durch die Eingangstür, dicht gefolgt von dem Dunkelhaarigen. Das folgende Treppenlaufen schien fast kein Ende mehr zu nehmen, so dachte zumindest Jimin, bis beide an einer blauen Tür zum stehen kamen und der Braunhaarige erneut zum Schlüssel griff und diese anschließend auf sperrte.

Während der Größere schon mal die Wohnung betrat und in einem Zimmer verschwand, stand Jimin unschlüssig im dunklen Flur. Es war eine Sache, einen völlig unüberlegten Deal ein zu gehn und eine andere, diesen auch wirklich durch zu führen, das wurde dem Dunkelhaarigen so eben bewusst.

Bevor er aber noch weiter darüber nachdenken konnte, ging er auf die Tür zu, in die der Größere eben verschwunden war, musste er doch wissen, wo und vor allem wer sich alles in dieser Wohnung befand.

Ohne zu Klopfen öffnete der Dunkelhaarige die Tür und weitete erschrocken seine Augen, als er dem Braunhaarigen vor sich direkt in die Augen blickte. Sein Blick wanderte den Körper des jungen Mannes nach unten, der wohlgemerkt kein Oberteil mehr anhatte.

Wirklich viel sah er allerdings nicht, da ihn die Stimme des Braunhaarigen im nächsten Moment vollkommen erschreckte.
"Alter spinnst du. Raus hier."
Über das gesagte nachdenken konnte er allerdings nicht, da er auch schon rückwärts aus dem Zimmer geschoben und ihm die Tür vor der Nase zu geknallt wurde.

Völlig perplex stand Jimin noch kurze Zeit vor der nun verschlossenen Tür, bevor er sich dazu entschloss, die Wohnung alleine zu erkunden.

Zu seiner linken befand sich eine Öffnung in der Wand, die wahrscheinlich ins Wohnzimmer führte. Viel erkennen konnte der Dunkelhaarige dort allerdings nicht, denn neben dem roten Sofa, vor dem ein kleiner alter Fernseher stand, war fast die komplette hintere Wand mit Pizza Kartons vollgestellt.

Erschrocken hielt sich Jimin die Hand vor den Mund, als er die zerknüllten Zigarettenschachteln auf dem Tisch und die leeren Bierflaschen darunter sah. Das Sofa sah zu dem nicht besser aus, so zerrissen wie es war.

Gerade als er anfangen wollte, die Schachteln zumindest zusammen zu räumen, riss ihn eine Stimme aus seinem Vorhaben.
"Ey, was machst du da?"
Der Dunkelhaarige drehte sich um und blickte zum wiederholten Male in die dunklen Augen seines Gegenübers, der mit verschränkten Armen im Torbogen stand.
"Ich wollte ein wenig aufräumen." Gestand er kleinlaut.

Der Braunhaarige seufzte und erhob erneut die Stimme.
"Tu was du nicht lassen kannst. Meine Kumpels und ich gehen jetzt auf jeden Fall noch feiern. Du kannst dann auf dem Sofa schlafen, Decken müssten auch irgendwo liegen. Ach ja und mein Zimmer ist übrigens tabu, Kleiner."
Verstehend nickte der Angesprochene, als der Größere sich schon zum gehen wand.
"Ich bin übrigens Jimin." Kam es noch schnell aus dem Dunkelhaarigen, wollte er dies dem Größeren schon vorhin mitteilen. Dieser blickte ihn daraufhin nur an, bevor er noch einmal zum Sprechen ansetzte.
"Jungkook." Und mit diesem Wort verschwand er auch schon aus der Tür der Wohnung, die mit einem lauten Knall ins Schloss fiel.

Seufzend drehte sich der Dunkelhaarige wieder zu dem Müllhaufen um, hatte er sich das so definitiv nicht vorgestellt.
Eigentlich wollte er Jungkook besser kennen lernen, fand er ihn schon im Büro von Herrn Kim interessant und mysteriös. Doch dem Braunhaarigen war es wohl egal. Dieser hatte nun das Geld, wenn er den Ring verkaufen würde und dann müsste Jimin sowieso wieder zurück zu seinen Eltern.

"Na dann wollen wir mal."

○●

Mehrere Stunden ordnete der Dunkelhaarige die Kartons, schmiss die alten Zigarettenschachteln in den Müll und stellte die leeren Flaschen in die Küche. Er war angewidert von dem Dreck, hasste er Unordnung doch wie die Pest.

Mittlerweile war es spät in der Nacht, ein wirkliches Zeitgefühl hatte Jimin nicht, denn sein Handy war leer und die Uhr in der Küche war stehn geblieben.

Müde lag der Dunkelhaarige nun auf dem kaputten Sofa, eingekuschelt in die Decke, die er unter ein paar Kartons gefunden hatte. Er zitterte extrem, denn in der Wohnung war es kalt und viel half die Decke auch nicht.

Nach einiger Zeit hörte er die Tür der Wohnung aufgehen, gefolgt von Stimmen und Schuhen, die den Parkettboden entlang gingen und das nicht gerade leise. Der Dunkelhaarige versuchte zu verstehn, was dort gesprochen wurde, allerdings kam nicht wirklich etwas zu ihm durch. Kurz darauf hörte man nur noch Türen zu knallen, bevor die Wohnung in völlige Dunkelheit und Stille getaucht war.

Und genau da wusste Jimin, das er diese Nacht wohl nicht mehr schlafen würde.