Eine schöne Nacht in dieser beschissenen Welt

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Wieder waren wir unterwegs. Immer weiter Richtung Kalifornien. Gerade machten wir in einer Kleinstadt rast. Wir hatten ein paar Vorräte gefunden und uns dann in einem Haus verschanzt um uns etwas auszuruhen. Außerdem hatte sich Cassandra an einem Stacheldrahtzaun verletzt und da wir keine Medikamente für sie fanden, hatte sich ihr Bein entzündet. Sie musste sich also dringend ausruhen. Wir alle mussten das, denn wir waren fix und fertig.Es war bereits dunkel und die Gruppe hatte sich in die Zimmer verteilt. Doc war der erste, der Wache hielt und ich sollte ihn nach zwei Stunden ablösen. So lange schlief ich auf der Couch im Wohnzimmer. Seit dem Reaktor Vorfall ist nicht viel zwischen mir und Zehntausend passiert. Wir redeten eigentlich kaum ein Wort miteinander. Aber das tat der Schwarzhaarige seit dem sowieso mit kaum einem. Heute hatte sich Citizen C bei uns gemeldet. Komischer Kerl. Er war ein totaler Computer Nerd. Citizen C erzählte uns, dass es hier in der Nähe wohl eine Einrichtung gab. Es soll wohl einen Typen geben, der uns bei Operation 'Bisswunde' helfen könnte. Dort wollten wir morgen hin. Wir waren nur noch einen halben Tag von dem Ort entfernt. Und zum Glück hatten wir mittlerweile wieder ein Auto. Ich schlief unruhig. Schon wieder träumte ich von diesem kleinen Raum, doch dieses mal wurde ich aus ihm heraus geholt und in eine Art Labor geführt. Man band mich an einem Stuhl fest und sagte mir, dass ich ruhig bleiben sollte, sonst bekam ich wieder die Stromschläge. Ich zitterte am ganzen Leib und unterdrückte die Schreie. Tränen liefen mir ununterbrochen übers Gesicht. "Ich will nach Hause." flehte ich. Eine Frau kam auf mich zu und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Ich konnte sie nicht erkennen, denn ihr Gesicht war unscharf. "Schätzchen, du bist zu Hause. Jedes mal das gleiche mit dir. Du sollst nicht alles vergessen, sondern nur die Prozedur. Bald kommst du in ein Zimmer für große Kinder, mit zwei anderen Mädchen. Freust du dich? Dann kannst du endlich wieder zur Schule gehen." Die Frau klang heuchlerisch. Aber ich nickte nur. Ich wusste, was passierte, wenn ich nicht das tat was man mir sagte. Und wenn man mir eine Frage stellte, dann hätte ich zu antworten. Dann fing sie an mir eine schwarze Flüssigkeit zu spritzen. Meine Adern verfärbten sich unter meiner Haut schwarz und es fühlte sich an, als würde ich von innen verbrennen. Meine Augen brannten ebenso und ich hatte das Gefühl Blut zu weinen. Es schmeckte zumindest nach Eisen, als sie mir die Lippe runter liefen. Ich schrie und schreckte hoch.Zehntausend war der Erste, der bei mir war. Er hockte sich vor die Couch und nahm meine zittrigen Hände in seine. "Hey, hey, das war nur ein Traum. Alles ist gut. Ich bin da." "Was ist passiert?" Doc kam ins Wohnzimmer gestürmt. Ich lehnte mich an Zehntausend und weinte. Wann habe ich das letzte mal so geweint? Er nahm mich in den Arm und strich mir über die Haare. "Alles in Ordnung. Ich glaube Leliel hatte nur einen Albtraum oder?" fragte 10K mich und ich nickte. "Was ist los?" "Kann man nicht mal eine Nacht in Ruhe schlafen?" hörte ich die anderen. Ich löste mich von dem Schwarzhaarigen und versuchte den Kloß herunter zu schlucken. "Alles in Ordnung. Ich habe nur schlecht geträumt. Geht wieder schlafen." sagte ich leise und versuchte die Situation zu beruhigen. "Ist wirklich alles okay?" fragte Roberta mich und ich nickte. Cassandra gähnte und humpelte wieder zurück ins Bett. Auch die anderen gingen wieder. Ich atmete noch einmal tief ein und aus und sah zu 10K, doch er schüttelte nur den Kopf. Er würde also nicht gehen. "Doc du kannst auch pennen gehen. Ich übernehme ab jetzt die Wache. Ich kann sowieso nicht mehr schlafen." Er sah mich misstrauisch an, sagte aber nichts und ging in eines der Zimmer.Ich versuchte mich zu beruhigen, merkte aber immer noch, dass ich zitterte. Der Traum war die Hölle. Ich hatte das Gefühl den Schmerz tatsächlich zu spüren. "Du kannst dich auch wieder hinlegen." sagte ich trotzdem noch mal zu 10K, doch hoffte innerlich, dass er bei mir bleiben würde und genau das tat er auch. Er setzte sich zu mir auf die Couch und sah mich mit einem leichten Lächeln an. Seine Haare waren verwuschelt und sein Shirt zerknittert. Er sah aus, als hätte ich ihm aus dem Tiefschlaf gerissen, doch seine Augen waren wach und strahlten. Selbst im dunkeln konnte ich es erkennen. "Nein, ich bleibe bei dir. Ich kann dich doch jetzt nicht alleine lassen." sagte er und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Meine Haut fing an zu kribbeln, da wo er sie mit seinen Fingern berührte. Ich schloss kurz die Augen um es zu genießen, doch kaum waren meine Augen zu, kamen die Bilder aus dem Traum wieder, der Schmerz wurde schlimmer und ich riss sie auf. "Was ist? Hab ich was falsch gemacht?" fragte 10K mich verunsichert. Ich schüttelte heftig mit dem Kopf. "Nein du hast nichts falsch gemacht. Es waren nur noch die Erinnerungen an diesen Traum." sagte ich und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. "Willst du darüber reden?" "Nein. Eigentlich nicht. Es fühlte sich nur so real an." Ich versuchte die Bilder und den Schmerz zu verdrängen und schaffte es einigermaßen, als 10K meine Hand nahm. "Okay. Aber du weißt, wenn du reden willst. Ich bin für dich da." "Das gleiche habe ich dir vor ein paar Tagen auch zu dir gesagt.""Stimmt." Er musste lachen und ich glaube, dass er leicht rot wurde. "Dafür wollte ich mich auch noch bei dir bedanken Leliel." "Ach keine große Sache." winkte ich ab. Doch er ließ nicht locker. Erst jetzt realisierte ich die Situation in der wir uns befanden. Seit Tagen waren wir mal allein. Darauf habe ich doch eigentlich gehofft. "Weißt du eigentlich, dass du wunderschön bist." sagte 10K plötzlich und seine Finger berührten sanft mein Gesicht. Seine Augen fesselten mich und die Schmetterlinge in meinem Bauch explodierten. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich fühlte mich gerade wie auf Wolke Sieben und ich wollte nicht, dass es endete."Danke, dass du für mich da warst. Es zumindest versucht hast." Seine Stimme wurde leiser. Ich merkte, dass es ihm schwer fiel darüber zu reden und jetzt legte ich meine Hand an seine Wange. "Hey, kein Ding. Ich kann mir vorstellen wie schwer es für dich war." Ich versuchte zu lächeln. "Du bist echt verdammt mutig, aber auch du bist nur ein Mensch und es ist okay auch mal schwach zu sein." Die Stimmung war komisch zwischen uns beiden. Ich konnte es nicht beschreiben, aber eine Sache wusste ich, ich wollte ihn küssen und er dachte wohl das gleiche. Denn wir bewegten uns langsam aufeinander zu. Meine Augen wanderten zu seinen Lippen und 10K überwand die letzten Zentimeter und legte seine Lippen auf meine. Der Kuss war zaghaft und etwas unbeholfen. Ich merkte, dass er zitterte und auch ich hatte eine Gänsehaut. Aber nicht vor Kälte. In meinem Bauch spielten die Schmetterlinge verrückt. Doch nach ein paar Sekunden, löste 10K sich von mir. Er wirkte verunsichert. "Ich.. Tut mir leid." sagte er. Ich war verwirrt. "Was tut dir leid?" fragte ich ihn. "Der Kuss, dass hätte ich nicht tun sollen?" "Wieso?" "Ich.. Vielleicht wolltest du das ja gar nicht." Er strich sich mit einer Hand durch die Haare und dabei sah er echt verdammt sexy aus. Auch wenn er gerade etwas verunsichert war. Okay dann musste ich das ganze jetzt in die Hand nehmen, dachte ich mir und legte meine Hände um seinen Hals und zog ihn wieder in einen Kuss. Zuerst war er überrumpelt, doch nach einer Sekunde erwiderte er den Kuss und jetzt war es perfekt. Unsere Unsicherheit wich schnell und er legte eine Hand auf meine Hüfte und zog mich enger an sich. Die andere vergrub er in meinen Haaren. Auch ich vergrub meine Hände in seinen Haaren. Die Zeit blieb stehen. Es gab nur noch 10K und mich. Und uns beiden war es egal, ob jetzt jemand von den anderen her kommen würde und uns sehen könnte oder wenn jetzt die Welt ganz untergehen würde. Irgendwann lösten wir uns voneinander. Er legte seine Stirn an meine und lächelte mich zuckersüß an. "Das war der Wahnsinn." sagte etwas außer Atem."Spinner." lachte ich und lächelte wahrscheinlich genauso breit. "10K ich mag dich. Sehr sogar. Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt." So jetzt war es raus. Seine Mundwinkel zuckten noch weiter nach oben. "Ich habe mich auch in dich verliebt Leliel." sagte er und küsste mich wieder. Das war wohl einer der schönsten Tage in dieser sonst so beschissenen Zeit. Noch einiger Zeit saßen wir beide auf der Couch. Oder eher 10K saß und ich lag mit dem Kopf auf seinen Schoß. Unsere Waffen lagen Griffbereit auf dem Tisch vor uns. Wir redeten nicht miteinander. Das brauchten wir auch nicht. Es war auch so perfekt. Zum Glück gab es diese Nacht keine besonderen Vorkommnisse mehr.

Together till the End/ Z Nation/ 10K x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt