Kapitel 26

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Ich lief in meinem Zimmer auf und ab, während ich auf den Rückruf von Mareike wartete. Nachdem sie sich nicht gemeldet hatte, hatte ich ihr eine Nachricht hinterlassen, aber sie hatte sie noch nicht gelesen. Meine Gedanken machten sich selbstständig und fantasierten sich zusammen, was alles passiert sein könnte.

Der Ladenbesitzer arbeitete heute nicht, da hatte er Zeit sich mit Mareike zu treffen. Würde es bald ein neues Opfer geben? War Mareike gerade mit dem Typen unterwegs, ohne zu ahnen, dass er Fotos von ihr sammelte?

Schaudernd griff ich nach meinem Handy. Sie hatte die Nachricht noch immer nicht gelesen. Ich zögerte. Sollte ich sie noch einmal anrufen? Allerdings befürchtete ich, wenn sie tatsächlich gerade mit dem Ladenbesitzer verabredet war und er meine Anrufe mitbekam, nur ebenfalls auf dessen Liste zu landen – wenn ich nicht bereits auf dieser stand.

Vielleicht war es am besten, wenn ich die Polizei rief. Die konnten dann ermitteln, warum der Mann Fotos von Mareike bei sich hatte. Ob er irgendwo auch Fotos von Kira hatte? Vermutlich. Vielleicht nicht in seinem Büro, vielleicht irgendwo anders. Vielleicht bewahrte er in seinem Büro nur die Bilder seines aktuellen Opfers auf.

Das war doch zum Verrücktwerden. Ich hätte mich gar nicht darauf einlassen dürfen mit Mareike über ihre Theorien zu sprechen und mich in diese zu vertiefen. Das hatte doch erst dazu geführt, dass ich unbedingt in den Laden gewollt hatte. Andererseits ... hätte ich es nicht getan, würde ich nichts von den Bildern wissen und könnte Mareike nun nicht warnen. Es konnte ja auch sein, dass sie gerade einfach beschäftigt war und meine Nachricht nicht mitbekommen hatte.

Als mein Handy vibrierte, zuckte ich zusammen.

Mareike!

„Hey, sorry, ich hatte grad ein längeres Gespräch mit meiner Redakteurin", erklärte sie, nachdem ich den Anruf entgegengenommen hatte und noch bevor ich mein Hallo krächzen konnte. „Stimmt was nicht?" Und schon sprudelte alles aus mir heraus.

Ich erzählte Mareike von diesem unbändigen Wunsch, den Laden zu besuchen und mich dort umzusehen, meinem heutigen Besuch dort und der wirklich zufälligen Chance nach hinten zu gelangen – und den Fotos, die ich entdeckt hatte.

„Ich kann sie dir schicken", erklärte ich, als ich an diesem Punkt ankam. Mareike war still geworden, was ich verstehen konnte. Mir hätte es auch die Sprache verschlagen, hätte mir jemand das alles erzählt. Gerade die Sache mit den Fotos hätte mich fertig gemacht.

„Vielleicht ist er auch nur ein perverser Stalker." Mareike klang nicht überzeugt, hätte ich schätzen müssen, hätte ich vermutet, dass sie gerade so verstört war wie ich es nach meiner Entdeckung gewesen war. Und wie ich es immer noch war.

„Und wenn nicht? Wenn er auch von Kira solche Bilder hat? Von Isabelle? Von anderen Mädchen, die jetzt tot sind?" Ich begann wieder in meinem Zimmer auf und ab zu laufen und trat schließlich an mein Fenster. „Sollten wir damit nicht die Polizei rufen? Sie könnten sich in dem Laden umsehen. Jetzt können wir ihnen ja einen Grund nennen."

„Ich weiß nicht, ob das so einfach ist. Was, wenn er die Fotos heimlich aufgenommen hat, als ich da war? Oder sie von einer Überwachungskamera stammen und er sich daraus Bilder gebastelt hat? Wie gesagt, er könnte einfach ein Perverser sein."

„Ein Perverser, der Mädchen tötet."

„Das vielleicht auch. Aber dass er Fotos von mir hat, beweist leider gar nichts. Glaub mir, ich würde es mir auch wünschen, aber ich glaube nicht, dass es für die Polizei reicht, um sein ganzes Büro oder gar den Laden auf den Kopf zu stellen. Ganz zu schweigen davon, dass du vermutlich auch Ärger kriegen wirst, weil du dich heimlich reingeschlichen hast."

Dreizehn MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt