„Okay, du gehst rein, fragst, ob sie ähnlichen Schmuck wie die Kette haben und siehst dich etwas um", fasste ich zusammen, was Mareike und ich gerade besprochen hatten. Sie nickte langsam.
„Vielleicht krieg ich raus, woher sie die Kette hatten. Im Moment ist das ja unser einziger Anhaltspunkt." Sie nahm einen Schluck aus ihrer Tasse und seufzte leise. Überzeugt von ihrem Plan wirkte sie nicht, ich war es allerdings auch nicht. So sehr ich auch endlich in diesen Laden wollte, so sehr zweifelte ich daran, dass wir wirklich etwas finden würden. Wenn Kiras Mörder auch mit dem Mord an Isabelle, Grit und Aylin zu tun hatte, wäre es ziemlich blöd von ihm gewesen den Schmuck zu behalten. Andererseits tauchte eben dieser Schmuck immer wieder auf. Mittlerweile vier tote Mädchen, die ähnlichen Schmuck getragen hatten – das konnte kein Zufall sein, da musste ich Mareike einfach zustimmen.
„Ich will eigentlich immer noch mitkommen."
„Nein." Mir war klar gewesen, dass Mareike widersprechen würde, aber ganz aufgeben wollte ich es nicht.
„Ich wollte doch eh etwas für Lena suchen. Außerdem war ich doch schon mal da. Mit Kira. Ich denke nicht, dass ich dem Händler irgendwie aufgefallen bin."
„Paula, wenn dieser Händler irgendwas mit den Morden zu tun hat, ist es zu gefährlich, wenn du da auch auftauchst. Er scheint ja eine Vorliebe für Mädchen in deinem Alter zu haben. Kira, Grit, Aylin, damals Isabelle – alle sechzehn bis achtzehn Jahre alt." Mareike schüttelte den Kopf und stellte ihre Tasse ab. „Nein. Ich will nicht, dass du ihm möglicherweise nun auch noch ins Auge fällst."
„Vielleicht ist er ja auch unschuldig."
„Vielleicht. Aber das wissen wir noch nicht. Wir brauchen etwas, was wir der Polizei geben können, damit die ihn dann vernehmen. Mehr als die Tatsache, dass Kiras Freund dort das Armband gekauft hat. Wir haben ja nicht einmal den Beweis, dass es das gleiche Armband ist. Der Schmuck könnte immer noch zufällig ähnlich aussehen. Vermutlich sind es keine Einzelteile."
„Und wenn doch? Wenn er den Schmuck nach den Morden immer wieder mitgenommen hat?"
„Als Trophäe?" Sie sah mich fragend an und ich schüttelte den Kopf.
„Nein. Also ... ich hatte noch ein wenig nachgedacht. Es ist vielleicht albern oder weit hergeholt, aber vielleicht gehörte der Schmuck seiner Frau oder seiner Schwester. Na, jemandem, der ihm wichtig war. Und nun schaut er immer, wer den Schmuck hat und wenn ihm die Person nicht gefällt, tötet er sie. Damit sie das Andenken an diese andere Person nicht beschmutzt oder so." Mareike brummte leise und schüttelte den Kopf.
„Klingt interessant, hat aber einen Haken. Woher soll er gewusst haben, wem Kiras Freund das Armband gibt? Wenn ich mich richtig erinnere, hast du gesagt, er hat es dort als Überraschung gekauft?" Ich nickte bloß zustimmend und sie zuckte mit den Schultern. „Dann hätte er ihn beobachten müssen, um zu sehen, wem er das Armband gibt. Ich bezweifle nämlich, dass er ihn im Laden danach gefragt haben wird. Und selbst wenn, wird er ihm kaum ein Bild von Kira gezeigt haben, oder?"
„Vermutlich nicht." Seufzend rührte ich in meinem Kaffee und fuhr mir durch die Haare. Wenn Polizeiarbeit auch so aussah, dass man rätselte und überlegte, nach Motiven suchte und einen Täter nach dem anderen durchleuchtete, dann war dies endgültig von der Liste möglicher Berufe gestrichen. Zwar hatte ich es ohnehin nie in Erwägung gezogen, aber wer wusste schon, wohin mich meine Überlegungen geführt hätten während meines Auslandsjahrs? „Okay, was anderes. Ich mache mein Auslandsjahr."
„Hey, das ist prima. Und wo geht es hin?" Mareike sah mich neugierig an und lächelte.
„Nach Italien. Als Au Pair. Also so hab ich es geplant, ich muss nur noch was finden. Aber meine Eltern sind damit einverstanden. Nur Lena nicht, wie ich es erwartet hatte."
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Dreizehn Mädchen
Tajemnica / ThrillerGemeinsam Abitur machen und danach studieren - das war Paulas und Kiras Traum. Doch daraus wird nichts mehr, denn Paulas beste Freundin ist tot, ermordet. Ihr Mörder ist noch auf freiem Fuß und Paula wünscht sich momentan nichts mehr, als dass er ge...