Kapitel 8

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„Wahnsinn, endlich durch mit der Scheiße!" Jubelnd warf Britta die Arme in die Luft und ich schmunzelte. Ich hatte noch auf sie gewartet, da wir zusammen mit einigen anderen aus unserem Jahrgang etwas trinken gehen wollten nach der Prüfung. Auch ich fühlte mich erleichtert. Die mündliche Prüfung lag endlich hinter uns, ich hatte mein Abi in der Tasche, auch wenn es die offiziellen Zeugnisse erst in ein paar Tagen geben würde, und die Schule war vorbei.

Ich musste wieder einmal an Kira denken. Sie wäre jetzt eigentlich bei uns gewesen, hätte sich mit uns gefreut und wir hätten an unseren Plänen geschmiedet. Eine Reise nach Italien, bevor wir unser Studium begannen. Alleine wollte ich nicht fahren, zumindest hatte ich bisher nicht mehr gewollt. Aber während ich mit Britta darauf gewartet hatte in den Prüfungsraum aufgerufen zu werden, hatten wir uns über meine Idee mit dem Auslandsjahr unterhalten und sie hatte mich darauf gebracht, dass ich das auch in Italien machen konnte.

Morgen wollte ich mit meinen Eltern darüber sprechen. Sie würden vermutlich nichts dagegen haben, wenn ich ihnen meine Überlegungen genau darlegte. Der Reise mit Kira hatten sie ja auch schon zugestimmt, wenn auch unter der Bedingung, dass ich mein Abi schaffte. Am Bestehen der Prüfungen hatte ich auch nicht wirklich gezweifelt, auch wenn ich an den Prüfungstagen immer nervös gewesen war.

Aber heute wollten wir einfach nur feiern. Der Abiball stand auch noch bevor, heute war es bloß ein Treffen mit ein paar Freunden aus meinem Jahrgang. Die anderen unterhielten sich angeregt, ich warf nur gelegentlich etwas ein und hörte sonst eher schweigend zu. Sonst hatte ich mich gerne an den Gesprächen beteiligt, seit Kiras Tod jedoch war ich ruhiger geworden, wie ich selber gemerkt hatte. Vermutlich war das normal. Wir erreichten gerade die Bushaltestelle, als mein Handy klingelte. Ich warf einen Blick auf das Display und erwartete eine Nachricht von Mareike oder Jonathan, die mich nach dem Ergebnis der Prüfung fragten, aber da blinkte unsere Festnetznummer. Meine Eltern hätten mich über ihre Handys angerufen, also war das wohl Lena. Ich meldete mich und ging ein paar Schritte von meinen Freunden weg, um Lena besser verstehen zu können.

„Hey, was gibt's?"

„Paula ...?" Lenas Stimme war leise, ein undeutliches Wispern und ich runzelte die Stirn.

„Lena? Was ist los?"

„Hier ... hier ist jemand. Mama ist einkaufen und hier ist jemand. Da war ein Schatten am Fenster. Und Mama und Papa haben doch gesagt, dass hier so oft eingebrochen wurde. Ich hab Angst, Paula." Das konnte ich deutlich hören, das musste sie mir gar nicht erst sagen.

„Okay, Süße, mach dir keine Sorgen, ich ruf die Polizei und komm gleich nach Hause. Hast du alles abgeschlossen? Die Wohnungstür? Die Terrassentür?" Sie bejahte und ich atmete erleichtert aus. „Gut. Dann geh jetzt in dein Zimmer und schließ dich dort ein. Es ist alles gut, Süße. Mama kommt bestimmt auch gleich und die Polizisten auch. Ich muss jetzt aber auflegen, damit ich die Polizei anrufen kann, hörst du? Keine Angst."

„Okay ... komm schnell, ja?"

„Natürlich." Ich bemerkte Brittas fragenden Blick, winkte aber ab, da ich erst einmal die Polizei anrufen wollte. Es meldete sich zum Glück sofort jemand und ich schilderte, was ich gerade von Lena gehört hatte. Der Mann versicherte mir, dass gleich ein Streifenwagen zu unserer Adresse fahren würde.

„Paula? Was ist los?" Britta und die anderen sahen mich alarmiert an.

„Ich muss nach Hause. Lena ist grad allein und irgendwer schleicht durch unseren Garten. Ihr habt es gehört, ich hab die Polizei gerufen, aber ich kann Lena nicht allein lassen. Tut mir leid."

Dreizehn MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt