Kapitel 27

17 4 4
                                    


Ich entschied mich vorerst dagegen meinen Eltern von dem Drohanruf zu erzählen. Sie hätten sich nur noch mehr Sorgen gemacht als ohnehin schon. Immerhin wussten sie bereits von dem Drohbrief und dass in Kiras Fall wegen Mordes ermittelt wurde. Wenn ich jetzt von dem Anruf erzählte, würden sie doch sofort glauben, dass der Mörder nun mich auf seiner Liste hatte.

Vielleicht hatte er das auch.

Es war vermutlich nicht gerade eine kluge Entscheidung, meine Eltern nicht einzuweihen, aber ich wusste doch auch nicht, ob sich nicht einfach jemand verwählt hatte. Zwar bezweifelte ich das, aber möglich war es. Und dann würde ich meine Eltern nur unnötig in Panik versetzen.

Daher setzte ich mir selbst ein Limit: Wenn es noch einen solchen Anruf gab oder ein weiterer Drohbrief einging, dann würde ich ihnen natürlich davon erzählen.

Mareike meldete sich an diesem Tag nicht mehr und ich war ein wenig nervös. Was, wenn der Ladenbesitzer sie besucht hatte und sie nun sein nächstes Opfer war? Würde es bald einen Artikel zu ihrem tragischen Tod geben? Ich zögerte, sie anzurufen, immerhin musste sie arbeiten und vielleicht war es eben auch genau das, was sie davon abhielt sich zu melden: Ihre Arbeit.

Zumindest hatte sie meine Nachricht bekommen und gelesen, sie wusste nun also, was für Bilder der Typ von ihr hatte. Andererseits hatte das nichts zu bedeuten, flüsterte eine giftige Stimme in mir. Es konnte immerhin auch sein, dass der Ladenbesitzer die Nachricht geöffnet hatte ...

Diese Gedanken machten mich noch wahnsinnig.

Ich war froh, als meine Mutter und Lena nach Hause kamen. Das bedeutete Abwechslung und so murrte ich auch kaum, als Lena mich bat mit ihr englische Vokabeln zu lernen. Es war angenehm für eine Weile die Ereignisse dieses Tages aus dem Kopf zu kriegen.

Allerdings ließ die Nervosität mich nicht los.

Als ich abends in mein Zimmer ging, ließ ich sofort die Jalousien runter und beobachtete durch einen Spalt für eine Weile den Garten. Natürlich war da nichts. Die Spiegelung, die ich gesehen hatte, hatte sicher irgendeinen natürlichen Ursprung gehabt. Wäre es anders gewesen, hätte der Grund dafür auf dem Grundstück gegenüber sein müssen und da wohnte, soweit ich wusste, ein älteres Ehepaar.

Die hatten mich ganz sicher nicht beobachtet oder auf irgendeine Weise für diese Spiegelung gesorgt. Nicht alles, was geschah, hatte etwas mit Kiras Tod und ihrem Mörder zu tun.

Seufzend wandte ich mich vom Fenster ab und setzte mich an meinen Schreibtisch. Ich schaltete meinen Laptop ein, öffnete den Internetbrowser und gab „Journalist" ins Suchfeld ein. Falls ich tatsächlich ein Praktikum bei Mareikes Zeitung ergatterte, wollte ich mich gründlich informieren. Bestimmt würden mir einige Fragen gestellt werden, warum ich mich für den Job interessierte und ähnliches.

Vino gesellte sich schließlich zu mir, schnupperte kurz an meinem Bein und sprang schließlich maunzend auf mein Bett. Ich musste lächeln, als ich ihn beobachtete, wie er es sich auf meinem Kissen bequem machte.

„Nachher bin ich wieder voll mit deinen Haaren", tadelte ich ihn spaßeshalber. Nicht, dass es mich störte, zudem war ich selbst schuld. Ich hätte es ihm nie erlauben dürfen in mein Bett zu kommen, wenn ich ihn da nicht haben wollte. Wobei ich bezweifelte, dass man Katzen das wirklich effektiv verbieten konnte. Vermutlich half nur, die Zimmertüren immer geschlossen zu halten, wenn sie irgendwo nicht hindurften.

Vino maunzte nur erneut, dann schloss er die Augen. Schlafen war eben interessanter als mir zuzuhören. Grinsend wandte ich mich wieder meinem Laptop zu und vertiefte mich in Artikel über Journalisten und Journalismus. Ich vergaß völlig die Zeit darüber und bemerkte nur am Rande, wie sich alle fertig machten.

Dreizehn MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt