Liebe vor dem Bildschirm

157 10 16
                                    

Dritter Teil von "Freundschaft hinter dem Bildschirm".
Nach einer Idee und auf Wunsch von @FelleyWrites, meiner wohl treuesten Leserin <3

Sherlock hasste die Schule längst nicht mehr so sehr, wie noch vor einigen Wochen. Seit er fest auf John und Emily als seine Freunde zählen konnte, fühlte er sich bedeutend wohler, auch wenn er auf der Hitliste der Schüler noch immer im unteren Bereich zu finden war. Er gab sich nicht die Mühe, seinen Intellekt zu verbergen, sondern posaunte alle Deduktionen laut heraus, was ihm mehr Ärger als Bewunderung einbrachte.
"Sherlock, lass das", zischte John immer neben ihm und zupfte leicht an dem Ärmel seines Mantels, ohne den er das Haus nicht verließ. Auch für diesen wurde er geärgert, manche Schüler äfften nach, wie er den Kragen in der typischen fließenden Bewegung hochklappte. Doch auch das störte ihn nicht.
Was ihn tatsächlich störte war, dass auch John in das Zielfeld der Hänseleien geriet. Er fing sich beinahe so viele Kommentare ein wie sein bester Freund und das hatte dieser eigentlich verhindern wollen.

"Wann glaubst du werden sie aufhören, ihn zu ärgern?", fragte er Emily bedrückt, die neben ihm auf der Tischtennisplatte lungerte, an der sie sich jede Pause trafen. Sie überlegte, während sie ein Salatblatt aus ihrem Brot zog und möglichst unauffällig auf den Boden fallen ließ.
"Vermutlich gar nicht", ihre grünen Augen bohrten sich in seine und er wandte den Blick ab. Er hatte zwar mit dieser Antwort gerechnet, doch er hasste es, dass sie Recht hatte.
"Seit ihr euch datet ist er ebenfalls zur Zielscheibe geworden, aber dagegen kannst du nichts machen", sie zuckte mit den Schultern und biss in ihr Brot.
Sherlock starrte mit mahlenden Kiefern auf den Boden. Es gab seines Erachtens nur eine Möglichkeit, um John nicht weiter in den Abgrund zu reißen, doch vorerst war er nicht bereit, diesen Schritt zu wagen.

Dies änderte sich jedoch wenige Tage später, als er einige Bücher in seinem Spind auf dem Schulflur verstaute und dabei zufällig mitbekam, wie sich ein paar Jungs aus der Footballmannschaft ihrem Captain näherten, welcher sich gerade auf den Weg in seinen nächsten Kursraum machte.
"Hey, was gibt's?", fragte er sie und hielt an.
Sherlock spähte möglichst unauffällig an der Tür seines Spindes vorbei auf die Szene, die sich vor ihm abspielte.
"Wir haben mit dem Coach gesprochen. Wir finden, dass du echt mies spielst, seit du mit dem Freak rumhängst", gab der Eine spöttisch von sich und sah auf den kleineren Jungen hinab, welcher ihn wütend anstierte.
"Er ist kein Freak!", verteidigte er seinen Freund verbissen, doch das sorgte nur für einen kurzen Blickwechsel seitens der Spieler, die Sherlock als James und Paul, Emilys Bruder, identifizierte. Er wusste, dass Paul es nicht leiden konnte, dass seine Schwester mit ihm abhing, doch diese ließ sich nichts von ihrem großen Bruder sagen, wofür er sie insgeheim bewunderte, denn der Footballer war eine furchteinflößende Erscheinung.
"Naja, jedenfalls ist das Team der Meinung, dass du nicht länger der Captain sein solltest und der Coach hat dem zugestimmt, weil alle es so wollten. Ich denke er hätte dich gerne behalten, aber er wird sicher schnell merken, dass es so besser ist", gab James mit hochgezogener Augenbraue von sich. Als sie an ihm vorbei in Sherlocks Richtung gingen, stießen sie ihn unsanft an und John stolperte etwas zur Seite, ehe er mit hängendem Kopf im Flur stehen blieb.
Sherlock schmerzte der Anblick seines Freundes und er fasste den Entschluss, seine Idee in die Tat umzusetzen.

Nach dem Unterricht fing er den niedergeschlagenen John vor dem Raum ab und zog ihn mit sich in eine verlassenere Ecke des Flures. Der Footballer war verwirrt von der Handlung seines Freundes und sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
"Sherlock, was ist los mit dir?", fragte er.
"Ich möchte nicht länger mit dir befreundet sein", platzte es ihm heraus, bis ihm auffiel, dass sein Satz ein wenig missverständlich war, wenn man bedachte, dass sie sich dateten.
"Ich meine eigentlich, dass ich keinen Kontakt mehr zu dir will", korrigierte er sich schnell und der fassungslose und verletzte Blick war wie ein Messer in seinem Herzen.
"Ist es wegen der Football-Sache? Dass ich kein Captain mehr bin?", fragte er mit bebender Stimme und zitternder Unterlippe nach.
Sherlock war erleichtert, dass John es verstand. Wenn sie sich nicht mehr sehen würden, würde er vielleicht wieder an seine geliebte Position zurückkehren können.
Er nickte und John wich einen Schritt zurück. Tränen traten in seine blauen Augen, als er langsam den Kopf schüttelte.
"Das hätte ich nie von dir gedacht", flüsterte er, ehe er an ihm vorbeistürmte.
Bedrückt sah er ihm nach, bis er verschwunden war. Es war besser so.

Was Johns Football Karriere betraf, hatte er Recht gehabt. Er ist wieder zum Captain geworden und stürzte sich so ins Training, dass es sehr unwahrscheinlich war, dass er diesen Titel jemals wieder verlieren sollte. Doch Emotional waren beide ein Wrack. Sherlocks Leistungen in der Schule waren mies, er beteiligte sich nicht mehr und verschonte die Anderen von seinen Deduktionen. Stattdessen starrte er mit leerem Blick an die Wand, bis Emily in anstupste, damit er eine Frage beantwortete, die ein Lehrer direkt an ihn gerichtet hatte, um ihm zur Beteiligung am Unterricht zu bewegen.

"Ich halte das keinen Tag länger aus!", als das Mädchen ihn energisch angestoßen und mit ernsten Blick angesehen hatte, hatte er aufgesehen. Sie stand mit in die Seiten gestemmten Händen vor ihm und starrte ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
"Ich bin doch kein Seelenklempner! Ich pendle von einem zum anderen, um mir von beiden dasselbe Geheule anzuhören! So geht das doch nicht weiter!" Sie war sehr wütend und Sherlock wusste, dass man vorsichtig sein sollte, wenn sie so drauf war. Emily war eine wunderbare Freundin, die immer sagte, wenn ihr etwas nicht passte und dieser Punkt schien nun erreicht.
"Was soll ich denn machen? Er wird von allen runtergemacht, wenn er mit mir befreundet ist. Das hat er nicht verdient", gab er hilflos zurück und ließ wieder den Kopf hängen.
"Ihr seid schon längst keine Freunde mehr! Ihr steht aufeinander und anstatt sich das endlich einzugestehen und darauf zu scheißen, was die Idioten auf dieser Schule sagen, tut ihr euch sowas an! Was ist euer verdammtes Problem?!"
Sherlock revidierte seine Erkenntnis, sie war nicht nur wütend, sie war stinksauer. Und das zu Recht.
"Ich- Ich", stammelte er, planlos, was er sagen sollte.
"Genau. Und jetzt beweg deinen Arsch und klär das mit John, sonst sitzt du bald wieder alleine auf dem Schulhof!" Auch wenn ihr Blick sehr ernst war, wusste er, dass sie bluffte. Sie würde ihn niemals im Stich lassen. Nicht so, wie er es bei John getan hatte. Als er seinen Fehler endlich erkannte, sprang er auf.
"Na geht doch!", Emily warf dramatisch ihre Hände in die Luft und ehe sie sich versah, hatte er sie kurz umarmt.
"Das hätte ich aufnehmen müssen", murmelte sie, als der Junge davonlief.
"Das werde ich nie wieder erleben."

Als Sherlock John sah, wie dieser alleine auf dem Schulhof saß, rutschte sein Herz in die Hose.
"John?", er räusperte sich und als er den kalten Blick seines ehemaligen Freundes auffing, brachte er kurzzeitig kein Wort mehr raus.
"Was ist?", die Stimme war frostig und abweisend, doch ihm entging nicht das leichte Beben in ihr. Ihm erging es wohl genauso und er schöpfte Mut aus dieser Erkenntnis.
"Können wir reden?", fragte er verhalten. John zog eine Augenbraue hoch und stand auf.
"Ach, jetzt wo ich wieder Captain bin, bin ich dir wieder gut genug, oder was?"
Sherlock fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen.
"Bitte was?"
"Es war die Captain-Sache, das hast du doch selbst gesagt!", wütend funkelte er ihn an, doch man konnte ihm ansehen, dass er verletzt war.
"Aber so meinte ich das doch gar nicht", protestierte der gelockte Junge und blinzelte einige Male, um zu verarbeiten, was er gehört hatte.
"Seit wir uns näher gestanden haben, wurdest du nur noch geärgert und runtergemacht. Ich bin das gewohnt, aber du hast das nicht verdient. Und als ich dann auf dem Flur mitbekommen habe, dass du wegen dieser Freundschaft nicht mehr länger den Titel des Captains hast, habe ich den Entschluss gefasst, dass du ohne mich besser dran bist. Aber weißt du, was das Problem ist? Ich bin ohne dich nicht besser dran. Im Gegenteil, mir ging es beschissen", hoffnungsvoll sah er zu John hinunter, welcher ihn ausdruckslos ansah, ehe seine Miene etwas weicher wurde.
"So ging es mir auch. Oh, Sherlock, ich habe das völlig falsch verstanden", hauchte er und zögerte kurz, ehe er ihn näher zu sich heranzog und ihn auf die Lippen küsste.
"Verdammt nochmal, ich will keine Freundschaft mehr", flüsterte er gegen die Lippen Sherlocks und sah ihm tief in die Augen.
"Ich will mit dir zusammen sein und es ist mir völlig egal, was der Rest dazu sagt. Wie klingt das für dich?"
Sherlock konnte sein Glück kaum fassen und er grinste so breit, dass er sich fragte, ob seine Mundwinkel nicht tatsächlich seine Ohren berührten.
"Das klingt besser als alles, was ich je gehört habe", erwiderte er und küsste ihn erneut.

Aufgrund der Schule und vielen Freizeitaktivitäten komme ich leider aktuell so selten zum Schreiben😐 Das tut mir wirklich leid, aber wenn immer ich Zeit habe, werde ich die Oneshots natürlich fortsetzen!
Ich hoffe, dass er euch gefällt😊

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 31, 2019 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Johnlock Oneshots Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt