01 || Jelena

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„...und dann hat er mir die Tür geöffnet und dann lächelt er immer so charmant und- argh! Ich bin verrückt geworden!" Lily raufte sich die Haare. Ihre Wangen waren gerötet und das breite Grinsen konnte sie sich seit Tagen nicht verkneifen.

„Nicht verrückt, Lily. Verliebt!" Ariana lachte, als Lilys Wangen die Farbe ihrer Haare annahmen.

„Aber es ist Potter!"

„James", korrigierte Ariana. „Und er ist verrückt nach dir!" Lily seufzte verträumt.

„Ist er wirklich?" WAMM! Ariana warf ihr Kissen direkt ins Gesicht ihrer Freundin.

„Wach auf, Lily! Und wie wäre es, wenn du diese ganzen Schwärmereien nicht mir, sondern deinem Romeo erzählst."

„Er ist nicht mein Romeo! Sonst würden wir am Ende der Geschichte ja beide sterben", protestierte Lily. Ariana verdrehte die Augen.

„Ja ja, ich weiß schon. Ihr werdet heiraten, hundert Kinder bekommen und gemeinsam uralt werden. Hast du mir alles schon erzählt. Nur James weiß noch nichts von seinem Glück."

„Aber was, wenn er-"

„Nein! Stopp! Nicht weiter reden." Ariana zerrte Lily von ihrem Bett und schob sie zur Tür. „Du gehst jetzt runter und ich wette, James sitzt im Gemeinschaftsraum und wartet aufgeregt darauf, dass du zufällig runter kommst." Hinter ihnen öffnete sich die Tür. Sofort trat eine bedrückte Stille ein. Jelena stand in ein Handtuch gewickelt im Schlafsaal. Lily räusperte sich.

„Ich äh... Geh dann mal." Plötzlich hatte sie es ganz eilig die Treppe herunter zu sausen und Ariana mit dem blonden Mädchen allein zu lassen.

„Alles in Ordnung?", fragte Ariana.

„Ich habe keine Kleidung. Also, keine saubere." Jetzt, wo der ganze Schmutz aus ihrem Gesicht und ihren Haaren verschwunden war, erkannte Ariana die aus ihrer Kindheit vertrauten Gesichtszüge. Sie hatte sich kaum verändert, seit dem sie sich das letzte mal gesehen hatten. Damals, als Ariana noch beim Orden gewohnt hatte. Wenn sie sich jetzt daran erinnerte, kam es ihr vor, als wäre es das Leben einer anderen Person gewesen.

„Du kannst etwas von mir haben." Sie kramte eine Hose und einen Pullover aus ihrem Schrank.

„Danke." Jelena verschwand wieder im Bad. Sobald sie die Tür hinter sich zugeschlossen hatte, fiel alle Anspannung von Ariana ab. Es waren zwar erst wenige Stunden vergangen, in denen die Beschwörerin in Hogwarts war, doch seit dem hatte sie kaum eine ruhige Minute gehabt. Sie wusste noch immer nicht, warum Jelena hier war und es schien nicht so, als hätte sie vor, es in nächster Zeit zu erzählen. Sirius hatte sie gedrängt, Jelena zu Dumbledore zu bringen, doch sie hatte gezögert. Ein Teil von ihr war noch immer mit dem Orden verbunden und schreckte davor zurück, den Zauberern Informationen über Beschwörer zu geben. Doch natürlich wusste sie, dass sie den Schulleiter früher oder später informieren musste. Schließlich hatte die halbe Schülerschaft Jelena bereits gesehen und die Gerüchte nahmen wahrscheinlich mal wieder immense Ausmaße an. Je früher Dumbledore von dem fremden Mädchen wusste, desto besser.

„Jelena?" Ariana klopfte sanft an die Badezimmertür. „Bist du fertig?" Sie antwortete nicht. Stattdessen hörte Ariana ein leises Schniefen. Sie griff nach ihrem Zauberstab und richtete ihn auf das Schloss. „Alohomora", flüsterte sie und das Türschloss klackte. Stolz grinste sie kurz in sich hinein. Diesen praktischen Zauber hatte sie gerade erst gelernt.

Als sie die Tür aufstieß, musste sie ein Husten unterdrücken. Schwaden aus Wasserdampf waberten in der Luft, sodass sie kaum noch atmen konnte. Jelena saß zusammen gekauert auf der Wanne. Ihre Haare waren noch nass, doch sie hatte Ariana Kleidung bereits angezogen.

Gaias Töchter (2) - Zwischen den WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt