19 || Der Dunkle Lord

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Sirius keuchte, als Lily und er über die Ländereien sprinteten. Sie liefen so schnell wie sie konnten, aber für seinen Geschmack ging es viel zu langsam. Lily hatte ihm zwar schon versichert, dass Ariana auf sich selbst aufpassen konnte und viel stärker war, als er oft tat. Doch er sah immer noch das hilflose, junge Mädchen, das damals neu auf der Schule war. Auch wenn er eigentlich wusste, dass sie längst viel mehr war als das.

„Was zur Hölle macht ihr da?" Vor Schreck blieb Sirius auf der Stelle stehen, sodass Lily ihn prompt über den Haufen rannte und sie beide auf dem Boden landeten.

„Remus?" Der schmächtige Junge stand mit einem Buch in der Hand vor ihnen und sah verdattert auf sie herunter.

„Ist alles in Ordnung bei euch?" So kurz wie möglich fasste Sirius die Situation zusammen, während er sich wieder aufrappelte.

„Und jetzt seid ihr auf dem Weg sie zu retten?", schloss Remus aus seiner Erklärung.

„Richtig. Kommst du?" Remus antwortete nicht. Stattdessen seufzte er nur erschöpft.

„Sirius... "

„Was?"

„Hast du dir jemals überlegt, dass Ariana weder ein kleines Kind, noch eine hilflose Prinzessin ist und du nicht immer den Rittern der goldenen Rüstung spielen musst?"

„Was wird das?"

„Du rennst ihr hinterher, versuchst verzweifelt, sie vor allem zu retten, was auch nur die geringste Gefahr bedeutet. Und immer artet es im schlimmstmöglichen Szenario aus. Du bist so getrieben von diesem einen Gedanken, sie zu schützen, dass du dabei alles um dich herum vergisst. Wann hast du das letzte mal wirklich etwas mit James gemacht, mit uns allen, ohne dass ständig über Ariana geredet wurde? Es ist immer Ariana, dein ganzes scheiß Leben dreht sich nur um sie! Früher hast du dich um andere gekümmert, hast gemerkt, wenn du jemanden verletzt. Aber heute stößt du alle weg, nur damit es ihr gut geht." Er war laut geworden. Seufzend fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht und sah dabei so müde aus, wie ein alter Mann. „Eine Beziehung zu haben bedeutet nicht, sich selbst aufzugeben, Sirius. Vielleicht solltest du einfach einsehen, dass du es ihr am leichtesten machst, wenn du sie einfach in Ruhe lässt und nicht immer versuchst, sie abzuschirmen. Denn das kannst du nicht und das wirst du nie können." Mit offenen Mund starrte Sirius ihn an. Remus' Worte hatten ihn stärker getroffen, als er erwartet hätte.

„Remus, ich... " Seine Stimme versagte. Remus winkte ab und schob sich an ihm vorbei.

„Lass gut sein, Tatze. Lass es dir einfach mal durch den Kopf gehen."

„Remus, warte!" Er drehte sich um und sah Sirius abwartend an. „Mag sein, dass du in einigen Punkten recht hast. In verdammt vielen sogar. Und es tut mir leid! Aber du hast eine entscheidende Sache vergessen: Ich liebe dieses Mädchen. Sie macht mich verrückt, jeden einzelnen Tag. Und wenn ich mal wieder renne, um sie zu retten, tu ich das nicht nur für sie. Ich tu es vor allem für mich. Denn ich kann nicht ohne sie leben, so abgedroschen das auch klingen mag. Und das kann dir gefallen oder nicht, aber das ändert nichts an meinen Gefühlen. Ich gehe lieber blind und unvorbereitet in einen Kampf, als nicht zu gehen, aber zu wissen, dass es eine Chance gegeben hätte, sie zu retten. Ich weiß, dass es dumm ist! Ich weiß, dass ich andere Menschen damit verletze und ich gebe mein Bestes, es nicht zu tun. Liebe ist einfach nicht rational, Remus. Aber vielleicht hast du einfach nie so gefühlt. Vielleicht weißt du einfach nicht wie es ist, jemanden so sehr zu lieben, dass man sein Leben vor das eigene stellt, und man alles dafür tun würde, dass diese Person sicher und glücklich ist." Für ein paar Sekunden schwieg Remus. Sein Blick verhakte sich mit Sirius' und schien nicht loslassen zu wollen. Seine braunen Augen wirkten, als wollten sie etwas sagen, als würden sie Sirius irgendetwas mitteilen wollen, doch er konnte nicht erkennen, was es war. Schließlich hoben sich Remus Mundwinkel und er schüttelte leicht den Kopf.

Gaias Töchter (2) - Zwischen den WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt