14 || Wahnsinn

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"Erzähl mir doch erst mal, was passiert ist!", rief Ariana verärgert, während Jelena sie durchs Schloss zerrte.

"Irgendjemand hat durchsickern lassen, dass ich hier bin und jetzt ist Mirkos wahnsinnig geworden. Er bringt jeden um, der ihn auch nur falsch anschaut!"

"Und warum tut niemand was dagegen?"

"Wie denn? Mirkos's Leute sind zu viele und sie sind zu stark. Wir müssen jetzt dort hin!"

"Lass mich erst mal die anderen suchen!"

"Wir haben keine Zeit."

"Es ist Zeit genug, dass ich wenigstens Sirius holen kann. Ich kann das nicht ohne meine Freunde."

"Doch, kannst du. Und außerdem wird es Zeit, dass du ein bisschen selbstständig wirst und dich nicht immer hinter Sirius versteckst." Empört schnappte Ariana nach Luft und blieb stehen.

"Ich verstecke mich nicht hint-"

"Alles in Ordnung?" Dorcas stand vor ihnen und drückte ein paar Bücher an ihre Brust.

"Klar", erwiderte Ariana kurz angebunden.

"Ich hab dich gesucht. Ich wollte dir nur sagen, dass jemand Olivias Denkmal umgestoßen hat."

"Was?"

"Ariana!", fauchte Jelena und ihre Augen blitzten wütend auf. "Keine! Zeit! Mein Bruder tötet weiter und jede Sekunde, die du hier verplemperst bedeutet mehr Leichen. Also beweg deinen Hintern!"

"Ich wollte nur schnell meinen Zauberstab holen gehen, um es wieder aufzubauen", sagte Dorcas langsam und warf Jelena einen irritierten Blick zu.

"Nein, das wirst du nicht", befahl Jelena ruhig. Geschockt sah Ariana sie an. Sie hatte eine dunkle Ahnung, was die Beschwörerin vorhatte.

"Ähm, Entschuldigung?", fragte Dorcas unsicher. Doch bevor Ariana auch nur einen Finger rühren konnte, hatte Jelena schon die Hand gehoben. Eine Schlinge schoss aus ihren Fingern und knotete sich fest um Dorcas Hals. Ängstlich wimmerte sie auf und ließ die Bücher fallen.

"Wenn du versuchst, mir zu schaden, wird sie sterben", erklärte Jelena, als wäre es eine besonders schwierige Matheaufgabe. "Wenn du wegrennst, wird sie sterben. Wenn du mitkommst und tust, was ich dir sage, wird niemand verletzt."

"Bist du wahnsinnig geworden?", zischte Ariana und trat einen Schritt nach vorne, doch sobald sie sich bewegte, zog sich die Schlinge um Dorcas' Hals etwas weiter zu und sie begann, zu röcheln. Jelenas Blick huschte wild hin und her.

"Vielleicht ein bisschen." Ihre Stimme zitterte. "Aber Mirkos noch mehr. Und jetzt komm!"

***

Schnellen Schrittes eilte James durch das Schloss. Es war nicht ungewöhnlich, dass Sirius nicht pünktlich bei einer ihrer Verabredung war, doch dass er nicht auftauchte, war noch nie passiert. Er hatte schon im Gemeinschaftsraum gesucht, um Schlafsaal, in der Küche und sogar in der Bibliothek. Doch von Sirius war keine Spur.

„James! Ist alles in Ordnung?" Er fuhr herum. Lily stand vor ihm und sah ihn fragend an. Er hatte ganz vergessen, dass sie ja heute Abend die Patrouille lief.

„Ja... Nein", erwiderte er zerstreut. „Hast du Sirius gesehen? Er ist nicht aufgetaucht und wir hatten eigentlich etwas zusammen geplant." Besorgt zogen sich Lilys Augenbrauen zusammen und sie dachte angestrengt nach.

„Nein", sagte sie langsam. „Ich hab ihn nicht gesehen. Ariana allerdings auch nicht. Vielleicht sind sie zusammen irgendwo verschwunden." Entschieden schüttelte James den Kopf.

„Nicht ohne Bescheid zu sagen. So etwas macht er nicht. "

„Ich helfe dir!", beschloss Lily und nahm seine Hand.

„Solltest du nicht deine Patrouille laufen?" Lily zuckte mit den Schultern und grinste verschmitzt.

„Wer kontrolliert das denn?" Auf James Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Das war sein Mädchen!

„Dann los!"

***

„Wir müssen raus aus Hogwarts. Hier drinnen kann man nicht apparieren", keuchte Ariana, während sie hinter Jelena her rannte.

„Dann bring uns raus", insitierte sie.

„So einfach ist es nicht, ich-"

„Bring. Uns. Raus", knurrte Jelena und zerrte an Dorcas. Widerwillig setzte Ariana sich in Bewegung.

„Wir nehmen den Geheimgang", murmelte sie.

Als sie bei der Statue der buckligen Hexe ankamen und Ariana den Geheimgang öffnete, zogen sich Jelenas Augenbrauen skeptisch zusammen.

„Wenn du irgendwelche Spielchen spielst, dann kannst du dich auf was gefasst machen."

„Jelena, vergiss nicht, warum du meine Hilfe brauchst. Wenn ich wollte, wäre ich hier schon längst raus", erwiderte Ariana scharf und kletterte in den Gang.

Stumm rannten die drei Frauen durch den dunklen Tunnel. Als sie endlich im Keller des Honigtopfes ankamen, wandte sich Ariana Dorcas zu.

„Wir sind jetzt in Hogsmeade. Du hast die Apparierprüfung bestanden oder?" Dorcas nickte verängstigt.

„Ariana, was geht hier vor sich?", hauchte sie und warf Jelena einen schnellen Blick zu.

„Ich erkläre dir alles später. Versprich mir, dass du alles tust, was ich dir sage, ja? Dann können wir bald wieder zurück und niemand kommt zu Schaden."

„Okay." Die Slytherin atmete tief durch und schluckte ihre Angst herunter. „Was muss ich tun?"


Wenige Minuten später standen sie in einem kleinen Dorf in den Highlands, viele Kilometer weit entfernt von Hogwarts.

„Was soll das? Wo sind wir?", schnappte Jelena.

„Es ist das nächste Dorf, das sie kannte, in das wir apparieren konnten", zischte Ariana genervt zurück. „Du kannst von Glück reden, dass wir jetzt nicht noch zwei Stunden laufen müssen - oder auf dem Weg zersplintert sind", fügte sie für sich hinzu. Langsam schien auch Jelena zu erkennen, wo sie sich befanden. Vor bestimmt zehn Jahren, hatte sich eine Gruppe von jungen Beschwörern, darunter auch Ariana und Jelena, aus dem Camp geschlichen, um einen Jahrmarkt der Muggle mitzuerleben. Bis auf Jelena hatten alle den Ärger ihres Lebens bekommen, doch es hatte sich gelohnt.

„Hier lang", befahl Jelena und zerrte Dorcas wie ein Hund hinter sich her.

„Es tut mir leid", flüsterte Ariana ihr zu, doch Dorcas reagierte nicht. In Schockstarre mit weit aufgerissenen Augen stolperte sie hinter Jelena her. Sie liefen vielleicht eine knappe Stunde schweigend durch den Wald. Immer wieder änderte Jelena die Richtung, sodass sich Ariana fragte, ob sie überhaupt wusste, was sie tat. Doch irgendwann änderte sich ihre Umgebung. Die Bäume wurden größer und breiter, das Gebüsch dichter und das Sonnenlicht hatte Schwierigkeiten durch das dichte Laub zu dringen. Nach und nach sah Ariana altbekannte Felsformationen, Lichtungen und kaum erkennbare Pfade. Sie waren im Territorium des Ordens angekommen.

Gaias Töchter (2) - Zwischen den WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt