09 || Dunkle Kräfte

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„Schau dir das an!" Stolz sprang Ariana auf und ab. Wie Dornen ragten die Äste heraus, die sie gerade ohne einen Muskel zu rühren in einen Baumstamm gerammt hatte.

„Meinen Freundin, die Superheldin", kommentierte Sirius grinsend und drückte ihr einen Kuss auf die Haare. Ariana schlang die Arme um seinen Bauch und sah nach oben.

„Wie kommt der denn dahin?", fragte sie gespielt überrascht und Sirius hob den Blick. Ein Mistelzweig schwebte über ihnen in der Luft. Ohne einen dazugehören Baum oder Strauch hing er dort und bildete immer mehr Verzweigungen und Blüten.

„Jetzt musst du mich wohl oder übel küssen", sagte sie grinsend.

„Blöd gelaufen, hm?", murmelte er, die Nasenspitze nur wenige Millimeter von ihrer entfernt.

„Sehr blöd", hauchte sie. Einige Sekunden verstrichen, in denen sie sich einfach nur ansahen, bis ihre Lippen sich trafen. Als Ariana ihre Augen wieder öffnete, sah sie sich erstaunt um. Blumen waren überall um sie herum aus dem Boden gesprossen.

„Du alte Romantikerin", feixte Sirius und Ariana boxte seine Brust.

„Ich hab das nicht mit Absicht gemacht", verteidigte sie sich, doch er lachte nur.

„Ich muss los, meine Freistunde ist vorbei." Sanft legte er seine Lippen auf ihre.

„Kannst du nicht noch ein bisschen hier bleiben", jammerte Ariana und hielt seine Hand fest.

„Gonni bringt mich um", erwiderte er entschuldigend. Seufzend ließ sie ihn los.

„Na schön. Ich räum hier mal auf." Als Sirius zwischen den Bäumen des Verbotenen Waldes verschwunden war, sah sie sich um und seufzte noch einmal. Sie hatte so oft auf dieser Lichtung trainiert, dass sie deutliche Spuren hinterlassen hatte. Mehrere verkohlte Sträucher säumten die Wiese, die ebenfalls eine Brandflecken und Löcher aufzuweisen hatte. Hier und da lagen entwurzelte Bäume und die Überreste einer sehr zerfetzten Eiche.

Fröhlich summend machte sich Ariana daran, die verbrannten Äste wieder mit Blättern zu schmücken und den löcherigen Rasen auszubessern. Seitdem Jelena nicht mehr wie eine dunkle, kritische Wolke über ihr schwebte und sie bemängelte, machte sie deutliche Fortschritte. Ein Ballon voller Stolz erfüllte ihre Brust, als sie sah, wie der zerstörte Busch aufblühte und mit Leben erfüllt wurde. In solchen Momenten liebte sie ihre Kräfte.

"Schön, nicht wahr?" Der Ballon zerplatzte. Langsam drehte Ariana sich um, wohl wissend, wer dort stand.

"Lass mich in Ruhe." Regulus stieß sich schwungvoll von dem Baum ab, an den er sich gelehnt hatte und schlenderte mit federnden Schritten auf sie zu.

"Das ist die schöne Seite deiner Kräfte. Die Blüten, das Leben..." Bewundernd sah er sich um und pfiff durch die Zähne. "Nicht übel. Dafür, dass du vor ein paar Wochen noch beinahe einen Waldbrand verursacht hast." Ariana durchfuhr es eiskalt, als sie überlegte, wie oft der Slytherin sie wohl beim trainieren beobachtet hatte. Vielleicht auch nicht nur beim Trainieren.

"Aber du kannst noch mehr, oder?" Regulus trat einen weiteren Schritt auf sie zu. Automatisch wich sie zurück. "Du kannst Menschen weh tun, wenn du willst. Sie deinem Willen unterwerfen. Sie töten." In seinen Augen blitzte begieriges Verlangen auf. "Deine Macht ist dunkel, Zidane, ob du es willst oder nicht." Ariana presste die Lippen zusammen.

"Ich könnte", gab sie zu. "Aber ich will nicht. Und weißt du warum? Weil ich ein guter Mensch bin. Ich bin nicht wie du und deine Freunde! Meine Kräfte sind nicht böse! Es ist meine Wahl, wie ich sie benutze." Lächelnd lehnte Regulus sich wieder zurück. Sie atmete erleichtert aus.

Gaias Töchter (2) - Zwischen den WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt