06 || Eine Entscheidung

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„Nein!" Jelena sah sie mit aufgerissenen Augen an.

„Wie, nein?"

„Ich mache es nicht", wiederholte Ariana. Sie standen sich im Gemeinschaftsraum gegenüber. Ariana hatte die Arme verschränkt, gab sich selbstbewusst, dabei hätte sie sich am liebsten zusammengerollt in eine Ecke gesetzt. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan, jede Möglichkeit hin und her überlegt, doch letztendlich war sie zu einer Entscheidung gekommen. Gleich am nächsten Morgen hatte sie es ihren Freunden mitgeteilt und in der Mittagspause gingen sie gemeinsam zu Jelena, um sie endlich endgültig zurück zu schicken.

„Du musst aber!"

„Sie muss überhaupt nichts!", brauste Sirius auf, doch Ariana schob ihn etwas zu grob zur Seite.

„Jetzt nicht, Sirius. Hör mal, Jelena, du hast mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe. Die Angelegenheiten des Ordens gehen mich nichts mehr an. Ich bin kein Teil des Ordens, also werde ich euch nicht helfen." Entschlossen drehte sie sich um und wollte gehen.

„Wenn du denkst, dass du jetzt aus der Sache raus bist, irrst du dich, Ariana." Jelenas Ruf ließ sie erstarren. „Im Orden gilt das Recht des Stärkeren, weißt du noch? Nur der mächtigste Beschwörer kann Führer des Ordens sein. Und Mirkos würde über Leichen gehen, um seinen Posten zu behalten." Ariana schluckte und drehte sich um.

„Ich werde lieber vor ihm wegrennen, als euch zu helfen", zischte sie.

„Wer sagt, dass es um dein Leben geht?", erwiderte Jelena langsam und ließ den Blick bedeutungsvoll über ihre Freunde gleiten. Der Schock schlug ihr eiskalt in den Magen. Wie konnte sie nur so naiv sein und glauben, dass Jelena so profane Dinge wie Arianas eigenes Leben zur Erpressung nutzen würde?

„Ariana, hör nicht auf sie", murmelte Lily, doch sie reagierte nicht.

„Willst du uns drohen?", knurrte Sirius und trat einen Schritt auf die Beschwörerin zu.

„Nein", erwiderte die schlicht. „Ich nicht. Ich spreche nur die Tatsachen aus."

„Sirius", flüsterte Ariana heiser. Er hörte sie nicht.

„Falls du es vergessen hast: wir sind hier in der Überzahl. Du solltest dir etwas besseres einfallen lassen, als leere Drohungen." Kurz flackert Unsicherheit über Jelenas Gesicht, doch gleich darauf hatte sie wieder ihren blasierten Blick drauf.

„Und was jetzt, hm? Was wollt ihr jetzt dagegen tun? Was ich gesagt habe, ist die Wahrheit, ob ihr es wollt oder nicht." Und just in dem Moment fällte Ariana eine Entscheidung. Eigentlich war es ihr schon ab der Sekunde klar gewesen, als ihre Freunde ins Spiel kamen.

„Ich mach's."

„Was?!" Sirius wirbelte herum und sah sie entgeistert an.

„Ich trete gegen Mirkos an und dafür lasst ihr meine Freunde in Ruhe." Ausnahmsweise zitterte ihre Stimme nicht, sie war nicht ängstlich oder unsicher. Dieses Mal war sie sich ganz sicher, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

„Bist du wahnsinnig?", rief James.

„Es ist nicht fair, dass ich euch da mit rein ziehe", erwiderte sie ruhig.

„Wir sind doch schon lange drin!", protestierte Sirius.

„Nicht so, Sirius. Du hast Mirkos gesehen, du weißt, wozu er fähig ist. Haltet euch da raus." Sie nahm seine Hand und sah ihn flehend an. „Bitte!" Sein Blick wurde weich.

„Ich kann nicht! Versteh' das doch. Wie soll ich teilnahmslos zusehen, wie du in Lebensgefahr schwebst?" Sie wollte gerade etwas erwidern, als Jelenas kalte Stimme die Luft zerschnitt.

Gaias Töchter (2) - Zwischen den WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt