Blaues Eis

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Beep beep.

Mit diesem nervtötenden Geräusch startet fast jeder normale Tag in meinem Leben. Ich bin 16 Jahre alt und somit noch Schülerin. Also klingelt der Wecker an jedem normalen Schultag. Manchmal sogar in den Ferien- wie zum Beispiel heute. Ich hatte dieses Jahr meinen ersten Ferienjob gefunden, ich verkaufte Eis. Nichts Spektakuläres, aber es war eigentlich ganz cool. Außerdem bekam man zusätzlich zum Gehalt, noch ziemlich viel Trinkgeld. Bei mir waren es bis zu 10 Euro am Tag, je nachdem wie das Wetter und die Anzahl der Kunden war.

Ich stand also auf, machte mich fertig und stieg auf mein Fahrrad. Damit brauchte ich höchstens zehn Minuten um zum Cafe zu kommen, also brauchte ich auch keinen Bus zu nehmen. Das war ziemlich praktisch, da ich dazu neige, den Bus ganz knapp zu verpassen.

Als ich losfuhr, fing es an, leicht zu regnen. Na toll, wenn es jetzt anfängt zu regnen, kommt sowieso keiner, dachte ich. Endlich angekommen, regnete es noch immer und mittlerweile war es ein bisschen mehr geworden. Schnell rettete ich mich ins trockene Innere des Cafés.

Ich legte meine Sachen in meinen Spind und nahm meine Schürze heraus. Nachdem ich sie umgelegt hatte, rieb ich meine Hände mit Desinfektionsmittel ein und rief eine Begrüßung in die Küche, wo sich mein Chef aufhielt. Sandy, meine Kollegin, saß an einem der Tische, als ich hinauskam, aber da eh keiner da war, war es auch egal, dass niemand hinter der Theke stand.

"Hey", begrüßte ich sie. Sandy erwiderte den Gruß und wir sprachen kurz über das Wetter und wie viele Leute heute da waren. Laut ihr, waren heute Vormittag, als die Sonne noch schien, ziemlich viele Leute da. Dann, als es anfing zu regnen, niemand mehr und jetzt musste ja ich übernehmen.

Nachdem wir uns ein paar Minuten unterhalten hatten, verschwand sie schließlich zu den Spinden und kam fünf Minuten später wieder heraus- ohne Schürze, dafür mit ihrem Rucksack.
Sie winkte kurz und verließ dann das Café.
Mein Chef Mr. Chesterfield kam aus der Küche und tauschte das fast leere Schokoladeneis gegen neues aus.

Eigentlich unnötig, es kommt ja eh niemand, dachte ich bei mir. Und wirklich- fast den ganzen Tag über war niemand da. Einmal kam ein Ehepaar um die 40 herein, aber in erster Linie wohl nur, um dem Regen zu entkommen.

Heute hatte ich durch den Regen fast keine Kunden und so verbrachte ich meine Zeit damit, zu lesen (ich hatte immer ein Buch mit, für den Fall, dass nichts los war) oder meinen Freundinnen zu schreiben. Manchmal saß ich einfach da und beobachtete die Leute, die am Café vorbeihasteten. So gingen die ersten beiden Stunden meiner Schicht vorbei.

Schließlich kam Mrs Williams, eine unserer Stammkundinnen, mit ihrem Pudel herein und ordert einen Kaffee. Kaum hatte ich ihn ihr gebracht, fing sie an, etwas aus ihrem Leben zu erzählen- wie jeden Tag.

Sie begann zu erzählen, dass sie gestern mit Fluffy (dem Pudel) beim Tierarzt war und was dort passiert war. Deshalb war sie gestern nicht da. Ich war schon leicht besorgt gewesen, denn sonst kam sie wirklich jeden Tag mindestens einmal vorbei, egal bei welchem Wetter, trank ihrem Kaffee und redete mit mir oder Sandy.

Während sie erzählte und ich mit einem Ohr zuhört und ab und zu etwas sagte, beobachtete ich die vorübergehenden Passanten. Bunte Regenschirm wirbelte durch den Regen, der die Fensterscheibe herunterlief.

Da fiel mir ein Pärchen in meinem Alter auf. Sie sahen aus wie 16 oder 17. Das Mädchen war blond und hielt einen Regenschirm über sich und einen Jungen mit schwarzen Haaren- Percy aus meiner Parallelklasse, seines Zeichens Kapitän des Schwimmteams und der Schwarm so ziemlich aller Mädchen an unserer Schule. Mit der anderen Hand hielt das Mädchen, wohl seine Freundin, seine Hand.

Sie schienen ziemlich viel Spaß zu haben, denn sie lachten über irgendetwas, dass seine Freundin gesagt hatte. Dann entdeckte Percy wohl, dass das Café geöffnet war, denn er sagte etwas zu ihr und deutete in dessen Richtung. Die Blondine warf einen kurzen Blick auf das Café und schüttelte dann ihren Kopf. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Es war wahrscheinlich ziemlich kalt draußen und wer wollte bei diesem Wetter ein Eis? Nun, Percy anscheinend, denn die beiden blieben stehen und fingen an zu diskutieren (so sah es zumindest aus).

Percabeth OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt