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Wieder und wieder versucht Leon, an Liv heranzukommen, doch sie bleibt verschlossen. "Aaaaaah, diese Frau macht mich wahnsinnig", brüllt er durch sein Büro. "Doch nicht alles so perfekt, wie du dir das vorgestellt hast mit deiner Mate?" Leon dreht sich um und steht  einer Wölfin gegenüber, die ihm gleich über die Brust fährt und sich gegen ihn drängt. "Komm, ich helf dir dabei, sie zu vergessen", raunt sie und küsst ihn wild.

Liv sitzt lange auf der Fensterbank, es kostet sie enorm Kraft, Leon und die anderen aus ihrem Kopf zu halten, als sie ein Schmerz durchfährt. Keuchend hält sie ihren Brustkorb, dann läuft sie zur Tür und den Gang entlang zu Leons Büro. Sie öffnet die Tür und glaubt nicht, was sie da sieht, doch eine halbnackte Frau und einen Mann mit heruntergelassener Hose kann man nicht missverstehen. "Linus, hilf mir" kann sie gerade noch denken, dann wird ihr schwarz vor Augen. In diesem Moment merkt auch Leon einen Stich in seinem Herz, er fährt herum und sieht Liv zusammensacken. Er stösst die Wölfin von sich, zieht seine Hose hoch und rennt zu Liv, doch Linus ist vor ihm da. Der erkennt mit einem Blick die Situation und schubst ihn weg. "Bleib bloß weg von ihr! Bis du jetzt total übergeschnappt?" Linus hebt Liv hoch und trägt sie in ihr altes Zimmer, gefolgt von Leon. Linus knallt ihm die Tür vor der Nase zu und sperrt ab. Er legt Liv aufs Bett und ruft seine Mate und Malte und Konstantin zu Hilfe.

Als Liv wieder zu sich kommt, sieht sie in die warmen braunen Augen von Konstantin. "Da bist du ja wieder", sagt er leise. Liv dreht sich zur Seite und rollt sich zusammen, Tränen tropfen aus ihren geschlossenen Augen. Sie merkt, dass sich die Matratze hinter ihr senkt und sie umarmt wird. Kurz versteift sie sich, aber das ist kein Mann. "Ich glaube, du brauchst jetzt ganz dringend eine Freundin", sagt eine Frauenstimme hinter ihr. "Lasst ihr drei uns bitte alleine ... und sorgt dafür, das Leon uns in Ruhe lässt". Ein tiefes Knurren ist auf dem Gang zu hören und Liv beginnt zu zittern. "Schhhh, alles wird gut, Livy" - "Es ist MEINE Aufgabe, für sie da zu sein", brüllt Leon vor der Tür. "Hättest du deine Aufgabe ernst genommen, läge sie nicht hier, Alpha!" - "Wie redest du mit mir?" - "Wie jemand, der deiner Königin helfen will". Malte und Konstantin verlassen das Zimmer und ziehen den wütenden Leon mit sich. Linus beugt sich noch zu seiner Frau und gibt ihr einen Kuss. "Ich weiß nicht, wie lange wir ihn zurückhalten können, Lovely" - "Ich weiß, aber sie muss zur Ruhe kommen". 

Als auch Linus verschwunden ist, konzentriert sich Marie ganz auf Liv. Sie streicht ihr sanft über den Kopf und nach einer Weile hört sie auf zu zittern. "Ich muss hier weg" - "Das wird dir nichts bringen, er findet dich überall" - "Dann werde ich halt jemand, der von Ort zu Ort reist und nirgendwo lange bleibt" - "Livy - er wird dich wieder und wieder aufstöbern, solange, bis du wieder bei ihm bist" - "Ich geb ihm ein paar Jahre, dann hat er mich vergessen, ich bin sicher, diese Frau hilft ihm gern dabei", sagt Liv bitter und man hört einen Wolf aufheulen. "Livy, so einfach ist das nicht. Er hat dich markiert und das verbindet euch für die Ewigkeit" - "Na, die dauert ja für mich vermutlich noch so ungefähr fünfzig Jahre - damit muss ich leben". Marie sieht sie verdutzt an. "Er hat es dir nicht gesagt?", stellt sie dann fest. "Was gesagt?" - "Durch die Markierung bist du unsterblich wie wir auch" - "Wie bitte?" Entsetzt schaut Liv Marie an, durchforstet ihr Gesicht nach einem Hinweis, dass das ein schlechter Witz war - aber sie meint das anscheinend ernst. "Darf ich dich was fragen?" Marie sieht Liv nachdenklich an und diese nickt. "Warum hast du uns vorher alle ausgeschlossen? Was ist da passiert?" - "Ihr merkt das?" - "Ja, nicht alle können es einordnen, aber da ist dann Leere im Kopf, wenn man an denjenigen denkt. Und bei dir war da so eine negative Stimmung, das merke ich normalerweise nur bei Linus". Liv nickt. "Ich war sauer und musste nachdenken" - "Warum war der Alpha nicht bei dir?" - "Weil ich ihn weggeschickt habe" - "Weggeschickt? Okay, das erklärt seine Reaktion" - "Wenn ich ihn wegschicke, darf er eine andere vögeln? Dein Ernst? Ihr habt ja eine tolle Moral". Liv steht auf und geht im Zimmer auf und ab. "Hör endlich auf zu heulen, Leon", schickt sie ihm wütend eine Botschaft und sofort wird es leise im Wald. "Nein, Livy. Es erklärt nur, warum er so empfänglich war für die Reize von Tatjana. Sie war früher seine Partnerin, und als du aufgetaucht bist vor ein paar Wochen, war sie auf einmal abgeschrieben. Sie weiß, wie sie ihn nehmen muss und hat diesen schwachen Moment ausgenutzt" - "Warum ist er nicht bei ihr geblieben?" - "Weil man gegen diese Verbindung nicht ankommt" - "Aber ich bin doch nur ein Mensch, der höchstens für euch arbeiten sollte", meint Liv bitter. "Wer sagt denn sowas?" - "Er". Liv spürt, dass Leon wieder in der Nähe ist und hört auf zu reden. "Hast du mich deshalb weggeschickt, mein Herz? Weil ich das über Viktoria gesagt habe?"  Liv bleibt still, auch in Gedanken. "Darf ich ihn reinlassen?", fragt Marie, als es leise an der Tür klopft. "Hab ich eine Wahl?" - "Nicht wirklich, wen die Mondgöttin füreinander bestimmt, der bleibt für die Ewigkeit zusammen". Marie schliesst die Tür auf und Leon geht zu Liv und zieht sie sofort in seine Arme. Tief inhaliert er ihren Duft. "Es tut mir leid, mein Herz", haucht er in ihr Haar. Marie verlässt leise den Raum und geht nach unten. "Na, Lovely, geht das gut?", meint Linus und nimmt sie in die Arme. "Der ist echt so doof. Warts ab, da krachts noch öfter. Sie ist eine starke Frau, die ihm die Stirn bietet - ich find das echt toll. Das braucht er auch, eine Frau, die ihm zur Seite steht, ihn unterstützt, aber auch ihre eigene Sichtweise vertritt. Sie ist die perfekte Luna" - "Ja, das seh ich auch so. Komm, lass uns heimfahren, Malte bleibt heute hier, falls nochmal was sein sollte".

Leon setzt sich aufs Bett und will Liv auf seinen Schoß ziehen, doch sie setzt sich neben ihn. "Ich dachte echt, du wärst anders", sagt Liv leise und Tränen tropfen auf ihre Hände, die sie auf ihren Oberschenkeln abgelegt hat. "Olivia ..." - "Kann man die Verbindung irgendwie trennen?" - "WAS?" Leon springt auf und tobt vor ihr auf und ab. "Nein, kann man nicht - und selbst wenn, wollte ich nicht" - "Leon, ich will das nicht - ich hab meinen Freund verlassen, weil er untreu war und jetzt steck ich in der gleichen Scheiße - nur noch viel schlimmer, weil wir angeblich Mates sind" - "Nicht angeblich, wir SIND Mates", knurrt Leon. "Soweit ich bisher weiß, können Mates nicht ohne einander. DU konntest sehr wohl ohne mich, also sag mir nicht, dass es nicht irgendeinen Weg gibt, diese Bindung zu beenden" - "Olivia! Das, was da vorher passiert ist  - ich kann es nicht erklären. Ich hab mich nur abreagiert. Und ich werde nicht zulassen, dass du diese Bindung zerstörst" - "Dass ICH sie zerstöre? Leon, das hast du doch schon selbst gemacht. Lass mich einfach gehen und wir beide leben unser Leben weiter" - "NEIN! Du bleibst an meiner Seite, und wenn ich dich einsperren muss!". Leon stürmt hinaus und sperrt tatsächlich von aussen die Zimmertür zu.

Leon & Liv   -   Eine WerwolfgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt