Abschied

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Kapitel 16 – Abschied

Padmé schaute Anakin amüsiert zu, wie er eine kleine Granate schweben ließ. Anstatt mit Sprengstoff war sie allerdings mit dichtem Rauch gefüllt. "Bist du dir sicher, dass dein Plan aufgeht?" Unsicher taumelte sie von einem Fuß auf den anderen. Ihr war immer noch ein wenig übel.

Anakin nickte zielsicher. "Na klar", seine Stimme klang angespannt. "Nachdem die Rauchbombe erst einmal hochgegangen ist, werden die Wachen sofort beginnen nach dem Auslöser suchen. Und währenddessen spazieren wir gemütlich an ihnen vorbei." Anscheinend war Anakin sehr stolz auf seinen Masterplan, denn er war schon dabei ihn in die Tat umzusetzen. Er grinste vor sich hin, während er die Rauchbombe höher schweben ließ.

"Anakin können wir denn nicht eine andere Alternative ausprobieren bevor ...", weiter kam sie nicht. Im selben Moment ging die Bombe hoch. Rauch wirbelte auf, der sich blitzschnell verbreitete. Er war grau und undurchschaubar. Erschrocken zuckte Padmé zusammen. Plötzlich riss jemand an ihrem Arm. Die Senatorin geriet in Panik. Verzweifelt versuchte sie den Angreifer abzuschütteln. Sie wollte rufen, nach Anakin schreien, doch stattdessen atmete sie nur Rauch ein und musste husten. Die Übelkeit kam zurück. Mit klopfendem Herzen fing Padmé an, nach dem Angreifer zu treten. Doch es schien, als würde er alle ihre Schritte vorahnen, denn er wich gekonnt aus. Einen Augenblick meinte sie schließlich jemanden direkt vor ihr erkennen zu können. Ein Gesicht, das immer näherkam. Panik breitete sich in ihr aus.

Doch es war niemand anderes als Anakin! Ein erleichtertes Seufzten entfuhr ihr. Der Jedi hielt seine gesunde Hand vor seinem Mund und starrte sie ein wenig genervt und vor allem verwirrt an. Beschämt lächelte sie für ihr vorheriges Verhalten und senkte den Kopf. Woher hätte sie denn wissen sollen, dass Anakin der Angreifer gewesen war? Von nun an ließ sich die junge Frau von ihrem Ehemann durch den Nebel zerren und versuchte so gut es ging die Sirenen -die ihr vorher gar nicht aufgefallen waren- zu ignorieren.

Unsicher taumelte sie hinter Anakin her. Der Rauch blockierte ihr Denkvermögen so sehr, dass sie sich kaum mit den Händen abfangen konnte, als sie stolperte und zu Boden fiel. Am besten bleib ich einfach liegen, dachte Padmé als sie den kalten Betonboden unter ihren Fingern spürte. Doch Anakin kniete schon neben ihr. Besorgt strich er ihr über die Wange und half ihr hoch. Benommen schaute Padmé sich um und atmete schwach. In ihrem Kopf schwirrte es. Alles drehte sich. Im nächsten Augenblick spürte sie Anakins Atem an ihrem Hals. Dann seinen Körper, der ihr half, aufrecht zu stehen.

Bis zum Tunnel waren es gerade mal zwanzig Meter. Trotzdem vergingen sie wie in Zeitlupe. Für Padmé die reinste Qual. Bis auf Anakin -ihr einziger Lichtblick-, der sie den ganzen Weg liebevoll stützte. Nach einer halben Ewigkeit erreichten sie endlich den lang ersehnten Tunnel. Mit geschlossener Faust hämmerte Anakin gegen einen roten Knopf, bis dieser sich grün färbte und ein großes Eisentor sich öffnete. Schnell machte der junge Jedi einen Satz nach vorn und verriegelte eilig die Tür.

Außer Atem sackte Anakin zu Boden und bettete die erschöpfte Padmé in seinem Schoss. Zärtlich strich er ihr eine Strähne aus ihrem Gesicht und flüsterte: "Padmé, es tut mir so leid. Hätte ich deine Reaktion erahnt, hätte ich das mit der Rauchbombe kaum zu Ende geführt. Geht es dir gut?"

Sie hustete abermals und nachdem sie endlich zu Atem gekommen war, strich sich die sichtlich erledigte Senatorin den Schweiß von der Stirn und nickte dann kaum merklich. "Schon ok Ani, du konntest doch nichts dafür", murmelte Padmé schließlich und schloss die Augen. Betroffen senkte Anakin den Kopf und griff nach der Hand seiner Ehefrau. Langsam beugte Padmé sich hoch und lehnte sich an seine Brust. "Schhh", flüsterte sie ihrem Gatten ins Ohr. "Alles in Ordnung." Dann drückte sie ihm einen Kuss auf den Mund und schaute ihm tief in die Augen. Anakin wiederum schlang sehnsüchtig die Arme um seine Frau und presste seine Lippen noch mehr gegen ihre. Langsam ließ er seine Lippen über ihre gleiten und forderte mit seiner Zunge Einlass. Kopfschüttelnd löste sie sich von ihm. "Ani", eindringlich schaute sie in an. "So leid es mir tut, aber wir müssen weiter."

Enttäuscht ließ er von ihr ab und stand auf. "Irgendwann hole ich das nach und dann kannst du mich nicht wieder abwimmeln", grummelte er und hakte sich entschlossen bei ihr ein.

Padmé schüttelte weiterhin den Kopf und gewährte ihm mit seinen Versuchen sie wenigstens zu berühren. Langsam gingen sie tiefer in den stockdunklen Tunnel. In der Ferne hörte man Wasser von der Decke tropfen. Ein modriger Gestank lag in der Luft, der Padmé erschaudern ließ. Anakin überbrückte währenddessen die letzten Zentimeter Abstand zwischen ihnen und hielt seine Ehefrau nun mit einer Hand an sich gedrückt. Während er mit der anderen Hand sein Lichtschwert hervorholte, um ihnen wenigstens ein bisschen Licht zu spenden. Sie gingen im Schritt, um ja nicht nochmal über etwas zu stolpern.

Jetzt erst merkte Padmé, wie sehr Anakin ihr in den letzten Tagen gefehlt hatte. Seine Präsenz alleine gab ihr schon ein Gefühl von Sicherheit. Anakin würde sie nie im Stich lassen. Dessen war sie sich bewusst. Dankbar lehnte sie ihren Kopf an seine starke Schulter rückte noch näher zu ihm. "Ich liebe dich", nuschelte sie in seine Brust und achtete darauf nicht über ihre eigenen Füße zu stolpern.

Anakins Augen fingen in der Dunkelheit an zu leuchten. "Ich dich auch mein Engel."

Gemeinsam gingen sie durch den Tunnel und machten ab und an eine kurze Pause. Stunden später hatten sie immer noch kein Tageslicht zu Gesicht bekommen. Dafür verstärkte sich der unangenehme Geruch mit jedem Schritt. "Wann kommt denn hier endlich das Ende?" Padmés Stimme klang rau und hoffnungslos.

Anakin stupste sie an und lächelte ermutigend. "Es kann nicht mehr lange dauern. Ich bin mir sicher, dass der Ausgang schon bald kommt."

Seine Frau stöhnte genervt. "Das hast du das letzte Mal auch gesagt", entgegnete sie.

"Aber diesmal bin ich mir sicher. Ich spüre Lebewesen. Viele Lebewesen. Wir können nicht weit von der Oberfläche oder einem Korridor entfernt sein." Padmés Augen weiteten sich. Sie lächelte engelsgleich und beschleunigte ihren Schritt. Plötzlich bog sich der Tunnel um eine scharfe Rechtskurve. Verwundert blieb das Paar stehen. "Das ist die allererste Kurve. Bis jetzt ging es nur geradeaus", wunderte sich Anakin. Erwartungsvoll blickte er seine Frau an, die immer noch bei ihm eingehakt war.

"Vielleicht", überlegte Padmé laut, "kommt jetzt der Ausgang!" Beide stürmten los und landeten kurz darauf wieder vor einem Eisentor. Fröhlich suchte die Senatorin nach einer Öffnung. Anakin fand sie jedoch als erster.

Nachdem sich die Öffnung hinter ihnen geschlossen hatte, blickten Anakin und Padmé auf die Unterwelt Coruscants. Überall flogen Schiffe und man sah viele bunte Spezies herumlaufen. "Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr hier unten", murmelte die Senatorin. Doch plötzlich wurde sie von ihrem Jedi umgedreht.

"Es wird Zeit", flüsterte er. "Du musst dich so lange wie möglich verstecken. Aber pass auf, dass dich niemand erkennt." Dann löste Anakin seinen Jedi-Mantel -der Padmé jetzt zum ersten Mal auffiel - und legte ihn seiner Frau um die Schultern.

Traurig schaute sie ihn an und lehnte sich gegen ihn. "Du musst mir versprechen, dass du zurück zu mir kommst."

Er umarmte sie fest und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. "Immer", hauchte er bevor er sie zum Abschied innig küsste.

Padmé erwiderte den Kuss und diesmal war sie es, die mit ihrer Zunge Zugang forderte. Für einen Moment verlor Anakin sich und ließ sie gewähren. Doch in diesem Moment war er der Vernünftige und löste sich sanft von ihr. "Jetzt geh", sagte der Jedi zaghaft.

Langsam drehte sie sich um und wollte gehen. Doch Anakin erstarrte für einen Augenblick. Hatte er gerade eine Träne auf Padmés Wange aufblitzen sehen? Erschrocken hielt er sie am Arm fest und drehte sie noch einmal um. Tatsächlich. Nur waren es diesmal mehr. Tröstend umarmte er sie noch einmal. "Es wird alles gut. Das verspreche ich dir. Sobald im Tempel alles in Ordnung ist, komme ich zu dir zurück." Er hielt sie fest, bis sie sich beruhigt hatte. "Sei vorsichtig, es ist sehr gefährlich dort draußen. Und zeige niemandem dein Gesicht, wenn dir etwas passieren würde...", er stockte. "Das würde ich mir nie verzeihen." Ein letztes Mal strich er ihr übers Haar und küsste sie anschließen auf die Stirn. Dann ließ er sie gehen. Ohne wirklich zu wissen, was nun passieren würde ...

Schatten des VertrauensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt