18. „Dear Maria, Count Me In"

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Nach dem Duschen war sie in ein großes weißes Handtuch gewickelt aus dem Bad getreten, ihre nassen Haare lagen glatt gebürstet um ihre Schultern und reichten fast bis zu ihren Hüften. Jonathan schluckte hart. Sein Blick glitt über ihre zerkratze Schulter zu ihrem blaugrünen Schenkel. „Tut es noch sehr weh?" Sie lächelte ihn an und zuckte mit den Schultern, so dass das Handtuch über ihren Brüsten spannte.

Ella lächelte über Jonathans angespannte Miene. Auch sie musterte ihr Gegenüber: er hatte sein Hemd über einen Stuhl gehängt und die Socken ausgezogen, so dass er entspannt und nur mit einer Jeans bekleidet auf dem Bett lag. Seine sonst so perfekt frisierten Haare waren durcheinander und erinnerten sie daran, was vor wenigen Minuten auf der Terrasse geschehen war. „Möchtest du jetzt duschen?"

„Nein."

Überrascht sah Ella Jonathan an. „Oh ok, dann hole ich eben meine Sachen und ziehe mich im Bad um."

Er grinste. „Wieso denn das?"

Ella zog die Augenbrauen hoch. „Du spielst mit dem Feuer, Jonathan. Verbrenn dich nicht."

„Nur zu. Ich habe neben dem Studium bei der freiwilligen Feuerwehr gearbeitet. Ich verbrenn mich nicht so leicht." Entspannt lehnte er sich zurück und grinste sie an.

Ella grinste. Na warte, Jonathan. Das würde er schwer bereuen.

Sie ging um das Bett herum zu ihrem Koffer, den die Pagen auf den entsprechenden Ablageflächen platziert hatten und öffnete ihn mit dem Rücken zu Jonathan stehend. Ganz aus Versehen stieß sie gegen ein oben aufliegendes Tuch und warf es auf den Boden. „Ups." Sie grinste Jonathan über die Schulter an, bückte sich dann nur aus der Hüfte um das Tuch wieder aufzuheben und achtete darauf, dass das Handtuch sich über ihre Hüfte weiter nach oben schob.

Ella sah wie Jonathan sich auf den Bauch drehte und hörte wie er seinen Kopf auf das Bett presste und in die Decke stöhnte. Sie drehte ihm erneut den Rücken zu und suchte nach ihrer Wäsche.

***

Bevor sie zum Essen nach unten gingen, tippte Ella ihr Smartphone an, doch auf dem Display erschien nur die Uhrzeit und im Hintergrund das Bild von Darla und ihr am Strand, was sie so sehr mochte, weil sie an dem Tag so entspannt gewesen waren. Kein Mensch hatte ihr geschrieben. Jace hatte ihr nicht geschrieben.

Sie entschied sich das Smartphone in die Schublade des Nachttischchens zu legen, dort liegen zu lassen und das Wochenende vielleicht eine Digitaldiät zu versuchen.
Dann verschränkte sie ihre Finger mit Jonathans, der sie beobachtet hatte und nun sanft anlächelte. Innerlich wappnete sie sich für ihre Mutter.

***

Jonathan gelang es nur schlecht während des Essens seine Augen von Ella abzuwenden. Sie hatte vorhin ganze Arbeit geleistet und er hatte sich verdammt nochmal tatsächlich verbrannt.

Die Nummer mit den heruntergefallenen Sachen war schon heftig gewesen, die Auswahl der Spitzenwäsche hatte ihn gereizt, als sie sich setzte und die schwarze Spitze des Höschens über ihre Schenkel unter das Handtuch schob, hatte ihn das hart an seine Grenzen der Selbstbeherrschung gebracht, aber als sie sich mit dem Rücken zu ihm stellte und das Handtuch fallen ließ, um sich den passenden schwarzen BH anzuziehen, da war es vorbei. Er war stöhnend aufgesprungen und hatte sich ohne ein weiteres Wort unter die eiskalte Dusche gestellt.

Ihr Lachen war noch im Bad laut und deutlich zu hören gewesen.
Jetzt saß sie vor ihm, ihre Locken zu einem lockeren Zopf geflochten, der über ihre linke Schulter fiel, in einem mitternachtsblauen Wickelkleid und plauderte lächelnd mit ihrem Vater.

Er wusste nicht, was er später in ihrem Zimmer tun sollte. Sie hatte Erfahrung, das wusste er und es störte ihn nicht. Wie sagte man immer so schön: Einer sollte wissen was man tat. Ella war nicht seine erste Freundin. Aber sie war die erste, mit der er sich ein Leben vorstellen konnte. Sie war auch die erste, die ihm so heftig unter die Haut ging. Irgendwas lief auch zwischen ihr und Jace, er war kein Idiot und die Nachricht eindeutig: „Sag mir wo du bist und ich hole dich, Baby." Er ballte die Hände zu Fäusten. Niemand brauchte Ella zu holen, sie war da wo sie hingehörte. Bei ihm. Und das würde auch ein Weiberheld und Skandalkönig wie Jace Adams erkennen müssen.

Ella spürte, dass Jonathan sie ansah, schaute lächelnd zu ihm hoch und glitt mit ihren Fingern am V-förmigen Ausschnitt ihres Kleides entlang zum Mondstein, der zwischen ihren Brüsten baumelte. Sie sah, dass seine Augen ihren Fingern folgten. Er hatte sich ja so was von verbrannt.

Ihre Mutter war erstaunlich still, wenn auch schon ordentlich angetrunken. Der Kellner brachte bereits die vierte Flasche Wein und da Ella und Jonathan noch an ihren ersten Gläsern nippten und ihr Dad Bier trank, musste sie also bereits mehr als zwei Flaschen intus haben.

Sie ärgerte sich, weil ihre Mom das Essen damit künstlich in die Länge zog.
Ihr Dad hatte endlich die Arbeitsthemen links liegen lassen und war bei seiner zweiten Leidenschaft angekommen: Football. Ella hörte nur mit halbem Ohr hin, als er und Jonathan darüber fachsimpelten, wie das Spiel am Sonntag laufen würde. Ein Blick auf die Uhr zeigte an, dass es mittlerweile fast Mitternacht war, weshalb sie auch unwillkürlich gähnte.

Ihr Gähnen war sein Stichwort. „Ich denke wir sollten uns verabschieden, wenn es Sie - Verzeihung euch - nicht stört, Nora und Ben. Wir haben morgen viel vor und der Tag heute war lang", sagte Jonathan, wartete die Antwort kaum ab und rückte Ellas Stuhl nach hinten. Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich, kaum dass sie sich von ihren Eltern verabschiedet hatte.

„Jonathan, warte, nicht so schnell! Oder brennt es irgendwie?", rief Ella lachend. Er umfing sie vorsichtig mit seinen starken Armen und küsste sie sanft auf die unverletzte Wange, nur um im nächsten Augenblick mit rauer Stimme in ihr Ohr zu flüstern: „Ich. Brenne. Für. Dich. Ella." Dann küsste er sie sanft auf den Mund.

Sie fuhren mit dem Fahrstuhl nach oben und Ella überlegte, was Jonathan wohl vorhatte. Würde er mit ihr schlafen? Wollte sie das? Hatte sie es vorhin zu weit getrieben? Jonathans Integrität war es, was ihn für sie immer so anziehend gemacht hatte; wenn er jetzt seine Prinzipien in Sachen Sex über Board warf, handelte er nicht so wie sie es erwartete. Auf der anderen Seite hatte sie das mehr als provoziert. Und sie würde so gern mit ihm schlafen. Ella seufzte.

„Woran denkst du?", fragte Jonathan, als sie an der Zimmertür standen, die er mit ihrer Keycard öffnete.

„Ich denke darüber nach, ob ich mit dir schlafen möchte", Ella sah ihn forschend an.

Jonathan schluckte hart: „Und zu welchem Schluss bist du gekommen?"

„Ich würde gern mit dir schlafen", flüsterte Ella. Jonathan nickte langsam.

Du bist, was ich willWo Geschichten leben. Entdecke jetzt