Manchmal gab es diese Wochen nach denen man sich einfach erschießen möchte. Oder während derer man sich erschießen möchte. Oder man möchte andere erschießen. Stattdessen macht man einfach weiter, man hatte ja auch keine große Wahl. Der Freitag war ein möglicher „way out of everything".
Ellas linke Kopfseite dröhnte vor Schmerzen. Sie presste ihren Handballen gegen ihr linkes Auge, in der Hoffnung, wenigstens ein bisschen Erleichterung zu finden.
„Soll ich ihnen einen Kühlakku bringen?", fragte Sonja mit ihrer piepsigen Stimme und fiel Ella damit sofort auf die Nerven. Sie funkelte Svenjas Ersatz an. „Danke, nein." Die wenigsten Leute wussten, dass sich bei Migräne u.A. die Blutgefäße im Kopf zusammenzogen und die Schmerzen daher rührten, dass das Blut, durch die sich verengenden Blutbahnen, schlechter floss, was wiederum zu den Kopfschmerzen führte. Kälte würde nur bewirken, dass sich die Blutgefäße noch mehr zusammenzogen. Eigentlich bräuchte sie eine heiße Dusche, Tabletten und Schlaf.
Der Auftritt von Caspers Oma am Vorabend hatte verhindert, dass sie früh ins Bett kamen.
Jace war den ganzen Ausbruch dieser Irren über völlig ruhig geblieben. Erst als die Beamten von Ella ins Haus gelassen wurden und die kreischende Daniela mit sich nahmen, redete er kurz und knapp, um den Sachverhalt darzustellen. Ella hatte zu dem Zeitpunkt angefangen sich Sorgen zu machen. So ruhig kannte sie ihn garnicht. Anschließend war er an ihr vorbei in sein Trainingszimmer gegangen und hatte blind vor Wut und Frust auf seinen Boxsack eingeschlagen. Sie hatte die ganze Zeit an der Tür gestanden und ihn beobachtet. Erst als er erschöpft die Arme sinken ließ, war sie zu ihm gegangen.***
„Ella, es tut mir so leid", murmelte Jace in ihr Haar, in dem er seinen Kopf vergrub. Behutsam streichelte sie über seinen Rücken. „Was denn?"
„Das ich ausgerastet bin." Schüchtern sah er sie an. „Hast du jetzt Angst vor mir?"
Ella überlegte. „Nein."
„Warum nicht?" Er ballte seine Hände immer wieder zu Fäusten. Seine Knöcheln waren zum Teil aufgeplatzt, einzelne Blutstropfen fielen auf den Boden. Er sah ihnen hinterher.
Sein Gesicht in ihre Hände nehmend, zwang sie ihn ihr in die Augen zu sehen. „Du warst zurecht wütend, aber du hast die Wut an einem dafür gemachten Gegenstand ausgelassen. Du hast nicht geschrien, du warst zu keiner Zeit unberechenbar. Wovor sollte ich also Angst haben?" Sie küsste ihn sanft. „Wovor ich tatsächlich Angst habe, ist, dass die beiden Psycho-Weiber uns das Leben schwer machen. Dass sie uns - dir - Casper wegnehmen." Sein grimmiges Lächeln erreichte seine Augen nicht, als er erwiderte: „Niemand nimmt uns Casper weg. Das lasse ich nicht zu."
***Jace war gegen die verschlossene Tür gerannt, als er nach Casper sehen wollte und Ella hatte über seinen Gesichtsausdruck laut lachen müssen. Damit war der böse Bann des Abends gebrochen, aber der Abend leider nicht vorbei.
Nicht nur, dass diese Frau auf Jace' Sofa gekotzt hatte, sie hatte auch die Bildergalerie von der Kommode gefegt, so dass unzählige Rahmen zersplittert wurden. All das musste gesäubert und gründlich weggeräumt werden, damit Casper sich am nächsten Tag nicht verletzte.Als sie endlich fertig waren - und Jace hatte ernsthaft vorgeschlagen das Sofa einfach wegzuschmeißen - war es weit nach Mitternacht gewesen.
Während sie am Schreibtisch saß und zumindest versuchte irgendwie zu arbeiten, hatte Jace es übernommen die Anwälte loszulassen, eine einstweilige Verfügung zu erwirken und mit den Presseabteilungen zu sprechen, falls irgendwas veröffentlicht werden sollte. Der Gedanke an die Anwälte verstärkte ihre Kopfschmerzen noch.
Gerade als sie aufstehen und in die HerrNielsonGruppe laufen wollte, um ihre Nerven mit einem Blick auf Casper zu beruhigen, klopfte es an der Tür. Ohne ihre Erlaubnis abzuwarten, öffnete sie sich und herein kam ihr Vater. Ihm folgten auf dem Fuß ein Mann und eine Frau: Er trug einen teuren dunkelblauen Anzug, sie ein cremefarbenes Etuikleid mit Dreiviertel- Ärmeln.
Überrascht ging Ella auf die Drei zu und begrüßte sie. Die beiden stellten sich als Mr Joaquín Smith und Mrs Penelope Sanchez vor. Ella schüttelte ihre Hände und wandte sich dann mit einem fragenden Gesichtsausdruck an ihren Dad.
„Ella, Mrs Sanchez und Mr Smith gehört die Sunshine- Education- Group." Sie nickte. Das war die Gesellschaft, die das Konzept der AstridLindgrenStiftung nach Kanada exportieren und in den USA um Schulen ergänzen wollte. Ambitionierte Leute. Ambitionierte Idee.
„Wir machen es kurz." Mr Smith grinste sie an. „Wir wollen sie als Geschäftsführerin für die zwölf kanadischen Sunshine-Häuser."
Mrs Sanchez übernahm: „Ihnen obläge die Architektur der Gebäude, die Einrichtung der Räume, die Einstellung des gesamten Personals und natürlich die Einführung des pädagogischen Konzepts."
Ella konnte es nicht fassen. Sie könnte alles selbst entscheiden und an die Bedürfnisse der Kinder und des pädagogischen Personals anpassen. Das war ihr Traum. Ihr Gegenüber lächelte. „Sie würden das natürlich nicht umsonst tun." Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. „Wir bieten ihnen 400 000 Dollar im ersten Jahr und beteiligen sie darüber hinaus nach fünf Jahren mit 5% an den Gewinnen." Ben strahlte sie an. „Was sagen sie, Miss Castlereagh?", fragte die elegante Geschäftsfrau.
Nichts. Erstmal sagte sie nichts.————-
Auf dem Bild ist Ella, so wie ich sie mir vorstelle.
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Du bist, was ich will
ChickLit„Er ist ein arrogantes Arschloch, das seinesgleichen sucht." „Und du liebst ihn." Darla grinste. „Und ich liebe ihn." Verdammter Mist. Sie liebte ihn. „Aber das ist nicht genug." Erschrocken drehte sie sich um, als sie seine Stimme hörte... Jace...