30. „Shut up and Dance" II/III

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„Können wir ein Foto mit dir machen?"

Ella verdrehte genervt die Augen, während Jace zum gefühlt hundertsten Mal die Arme um irgendwelche Hochzeitsgäste schlang und sich mit ihnen fotografieren ließ.
Sie waren nach der Trauung ins Hotel gefahren, hatten kurz in ihre Zimmer eingecheckt und waren dann zum Empfang in den Saal gegangen. Seit dem Kaffeetrinken und dem Fotoshoot mit dem Brautpaar schienen alle Gäste Langeweile zu haben und das obwohl es eine Menge Spiele gab, die Paul und seine Brüder selbst gebaut und im Garten aufgestellt hatten: über Ringtoss bis zum Plinko war alles dabei. Aber eigentlich hätte Svenja Jace auch einfach irgendwo hinsetzen können und alle hätten eine Runde mit ihm spielen können. Da hätte sie sicher Geld gespart.

Ella nahm noch einen großen Schluck Sekt und stellte das Glas freundlich lächelnd auf das Tablett eines umhergehenden Kellners. Augenverdrehend wandte sie sich von den zwei Mädels ab, die sich links und rechts an Jace' Arme gehängt hatten und stieß mit einem attraktiven Herrn in schwarz zusammen.

„Verzeihung." Sie sah auf und blickte in haselnussbraune Augen, die sie freundlich anlächelten.

„Jemand wie du muss sich nicht entschuldigen. Rempel mich gern nochmal an." Er zwinkerte ihr zu und sie lachte laut auf.

„Ich nehme dich beim Wort, wenn ich dich später beim Tanzen mit meinen zwei linken Füßen umtackle."

„Wen tackelst du um?" Sie hatte nicht bemerkt, dass Jace hinter sie getreten war. Wo waren denn seine beiden Groupies hin? Während er sich hinter sie stellte und den linken Arm besitzerreifend um ihren Bauch schlang, streckte er dem Mann in Schwarz die Rechte hin.

„Jace Adams, Freund der Braut."

„Denzil Stevens, Familie der Braut."

Die beiden Männer hielten sich länger bei den Händen, als üblich. Was machten sie da? Ein Kräftemessen? Zieht euch dazu lieber aus und prügelt euch. Ella musste kichern. Ups, auf nüchternen Magen waren zwei Glas Sekt vielleicht nicht so clever gewesen. Vielleicht hätte sie doch ein Stück Kuchen essen sollen.

„Dann freue ich mich auf unseren Tanz später, falls dein Mann nichts dagegen hat", sagte Denzil mit einem Augenzwinkern in Ellas Richtung.

Sie lächelte ihn an. „Jace ist nur ein Freund, von daher spricht wohl nichts gegen einen Tanz." Er lächelte ihr zu und verschwand dann wieder in der Menge.

„Du wirst keine Zeit haben mit ihm zu tanzen.", grummelte Jace.

„Wieso nicht?" Betont langsam drehte Ella sich in Jace' Arm um, nicht ohne ihren Hintern kurz an seinen Schritt zu pressen.

Jace grinste sie an. „Du brauchst außer mir keinen anderen, Baby."

Immer wenn er sie Baby nannte, lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken. In dem kleinen Wort schwang soviel Sex mit, soviel männliche Überlegenheit, dass es sie ganz wuschig machte. Sie hatte wirklich zu viel intus.

Wir sind Freunde, Jace", sagte sie, während sie die Hände gegen seine Brust stemmte.

Er hatte es so gewollt. Er hatte sie nicht gewollt. Und sie wollte immer noch mehr als das, Jace. Sie musste es ihm sagen. Sie musste es ihm einfach sagen. Doch Ella schwieg dazu.

Stattdessen sagte sie: „Ich bin froh, dass du da bist, Jace. Es ist auf Hochzeiten immer so unangenehm, wenn man alleine ist. Man weiß nie mit wem man reden oder wo man in den romantischen Pärchen-Momenten hingucken soll. Danke dafür, Jace." Sie überlegte nicht lange und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Wieso bist du denn dann grad alleine weggegangen?"

Sie schmollte. „Du warst mit deinen Groupies beschäftigt."

Du bist, was ich willWo Geschichten leben. Entdecke jetzt