4. Minerva McGonagall sah stehts das Gute im Menschen.

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Draco Malfoy p.o.v.

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11. Mai. Der Tag von Minervas Beisetzung. Zunächst hatte ich geglaubt, dass mir dieser Tag egal sein würde. Aber er ist es nicht. Schon am Morgen war meine Stimmung getrübter als ohnehin schon. Und ich bin mir dessen bisher nicht bewusst gewesen, aber ich vermisse sie. Möglicherweise, weil ich in den letzten Jahren mit ihr zusammengearbeitet habe und sie die Einzige war, die mich nie verurteilt hat. Verdammt. Und jetzt ist niemand geblieben, der sich für mich interessiert. Ich kann nur hoffen, dass Granger es nicht allzu übel mit mir meint. Obwohl, vielleicht ist es ganz gut, dass sich niemand um mich kümmert, dann kann ich tun, was ich für richtig halte und weiterhin alle Anderen ignorieren wie bisher.

Schleppend werfe ich mir meinen schwarzen Umhang über meinen ebenfalls schwarzen Anzug. Ich prüfe mein Erscheinungsbild, entferne die Bartstoppeln mit einem Zauber und lasse meine Haare so wie sie sind. Danach begebe ich mich zum Frühstück in die große Halle. Es ist stiller als sonst, alle flüstern höchstens miteinander und sind dunkel gekleidet. Passend zum Anlass hat sich auch das Wetter dazu entschieden, schlecht zu sein und es wie aus Eimern gießen zu lassen, weshalb auch die verzauberte Decke eher ungemütlich in Erscheinung tritt. Irgendwann sitze ich am Lehrertisch und beende mein Frühstück nach einer Tasse schwarzem Kaffee und etwas Rührei mit Speck.

Schneller als gedacht ist es Zeit geworden nach draußen zu gehen. An diesem Tag waren die Schüler vom Unterricht befreit, also verbrachte ich meinen Tag im Büro und bereitete meine Aufzeichnungen auf. Der Regen hat noch immer nicht aufgehört und ich gehe lediglich mit der Kapuze über dem Kopf auf den Hügel, an dem die Beisetzung stattfindet. So ziemlich alle die Minerva je gekannt haben sind heute anwesend, um ihr die letzte Ehre zu erweisen, stelle ich fest, als ich mir einen groben Überblick schaffe. Verzauberte Instrumente spielen melancholische, schottische Stücke und übertönen den Regen kaum, der unerbittlich die Umhänge der Schüler durchweicht. Da wohl keiner meine Wenigkeit erwünscht, stelle ich mich ein paar Meter entfernt von der Menschenmenge auf die Wiese. Ich selbst stehe etwas erhaben, sodass ich gut sehen kann, was passiert. Ein alter Zauberer in einem langen dunkelblau karierten Umhang hält eine Rede, von der ich nur wenig hören kann. Schräg vor ihm stehen offenbar Potter, Weasley und Granger. Ich kann sie an ihren Haaren erkennen, die von einem magischen, durchsichtigen Regenschirm überspannt werden. Auch viele andere ehemalige Mitschüler aus meinem Jahrgang sind erschienen, darunter Daphne Greengrass, diese Lovegood, Theodore Nott, Susan Bones...

≫...Minerva McGonagall sah stehts das Gute im Menschen und gab jedem, der es verdiente, eine zweite Chance. Nie werden wir vergessen, welche Großzügigkeit sie uns zuteilwerden ließ. Ihre Freunde, Kollegen, Schüler, Familie, werden sie schmerzlich vermissen, aber für immer in ihrem Herzen beheimaten. Ich bitte sie nun um eine Schweigeminute, bevor wir sie durch das Hexenfeuer den Göttern übergeben.≪, er pausiert seine Rede und senkt seinen Kopf.

Auch ich denke an unser erstes wirkliches Gespräch zurück:

Was auch immer die alte Hexe von mir wollte konnte nichts Gutes bedeuten. Sie bat mich zu sich, direkt nach den Verhandlungen, aus denen ich glücklicherweise entgehen konnte, ohne ein weiteres Wort. Sie wollte, dass ich büße, oh ja, das wollte sie. Ich habe die Todesser in die Schule gelassen und bin an Dumbledores Tod schuld. Alles ist meine Schuld.

Verzweifelt raufte ich mein Haar, als ich vor ihrem Büro stand. Dem Büro der neuen Schulleiterin, die mich sprechen wollte.

≫Treten Sie ein, Mr. Malfoy.≪, hörte ich sie rufen. Zögerlich griff ich nach dem Knauf und öffnete die schwere Tür. McGonagall saß gelassen an ihrem Schreibtisch und sah mich über ihre Brille hinweg an. ≫Wenn sie sich bitte setzen würden.≪, sie wies mit ihrer Hand zu dem Stuhl vor sich. Ich nickte nur und folgte ihrer Anweisung. Diese Situation war so seltsam, dass ich nicht wusste wie ich mich verhalten sollte, deshalb versuchte ich nichts zu tun.

≫Guten Tag, Professor.≪, begrüßte ich sie nur.

≫Guten Tag. Ich habe Sie aus einem bestimmten Grund zu mir bestellt.≪, ich nickte wieder. ≫Ich möchte, dass Sie ihren Abschluss nachholen.≪, ich konnte ihr nicht folgen. Meinte sie das ernst?

≫Sind Sie sich sicher?≪, wollte ich daher wissen.

≫Zweifeln Sie etwa daran, dass Sie das schaffen könnten?≪

≫Ich... natürlich nicht. Aber warum sollten Sie mir das anbieten?≪

≫Ohne einen Schulabschluss werden sie nicht arbeiten können. Und wie ich erfahren habe wurde Ihre Familie ihres Vermögens enteignet.≪, woher sie das wusste wollte ich in diesem Moment nicht wissen. Zweifellos konnte sie alles erfahren, wenn sie nur wollte.

≫Aber selbst mit einem Schulabschluss wird mich niemand einstellen. Wer würde mich wollen?≪, ich warf ihr einen leicht verzweifelten Blick zu. Mitleidig erwiderte sie ihn.

≫Mr. Malfoy, seien sie nicht so pessimistisch. Auch wenn sie, ihrer Meinung nach, keine Zukunft haben werden, habe ich bereits einen Plan für sie.≪

≫Und der sieht wie aus?≪, ich runzelte meine Stirn.

≫Sie werden hier an der Schule lehren.≪, vor Überraschung konnte ich nicht an mich halten und mein Mund öffnete sich wie von allein.

≫Aber ich habe doch gar nicht... die anderen Eltern werden das nicht zulassen.≪

≫Lassen Sie das meine Sorge sein. Natürlich werden Sie unter meiner Leitung entsprechend ausgebildet. Aber ich bin der Meinung, dass Sie genug Erfahrung mit den dunklen Künsten haben, um anderen die Verteidigung gegen sie beizubringen.≪, ruhig verschränkte sie ihre Hände vor sich auf der Tischplatte. ≫Eine Sache wäre da allerdings noch. Sie sollten vorerst niemandem davon erzählen. Wenn Sie Fragen haben wenden Sie sich an mich. Wenn Sie das, was ich Ihnen vorschlage wollen, dann werde ich Sie jeden Samstag zusätzlich unterrichten.≪

≫Werden die anderen nicht fragen wo ich währenddessen bin?≪, ich war verunsichert und mir ziemlich sicher, dass sie das aus meiner Stimme hören konnte.

≫Sagen Sie ihren Mitschülern, dass Sie Nachhilfe erhalten. Es wurde von mir angeordnet und Sie können nichts dagegen tun.≪, beantwortete sie meine Frage. Ich nickte erneut.

≫Dann haben wir ja alles in die Wege geleitet. In ein paar Tagen sende ich Ihnen die notwendigen Unterlagen, ich würde Sie darum bitten, sie mir noch vor Schulbeginn ausgefüllt zukommen zu lassen.≪

Nach unserer Verabschiedung bin ich aus Hogsmeade zu meinen Eltern appariert, die zwar erst verwirrt, aber dann einverstanden waren. Die Ausbildung unter Minerva war das seltsamste Jahr meines Lebens, dennoch danke ich ihr sehr dafür.

Das, was mir an der ganzen Sache am meisten leidtut, ist die Art und Weise wie sie sterben musste und dass ich nicht da war, als sie mich hätte brauchen können. Einen ganzen Tag zu spät war ich da und konnte nur minimale Vorkehrungen treffen, aber wenn die jemand herausbekommen würde, wäre ich wohl bald meinen Job los. Ich kann nur hoffen, dass ich keine Fehler mache und Granger mir nicht auf die Schliche kommt. Es ist wohl am besten, wenn ich sie so gut es geht meide.

Der Zauberer beendet die Schweigeminute und entzündet den Scheiterhaufen mit Minervas Sarg. Zuckend kämpfen die Flammen gegen den unerbittlichen Regen an, um anschließend die kleinen Äste, später die Holzbalken in einem hellen Feuer untergehen zu lassen. In der Dunkelheit wirkt es mächtig und verzehrend, selbst in meiner Entfernung spüre ich die Wärme auf meinem Gesicht. Zögerlich lösen sich Tränen aus meinen Augen und benetzen meine Wangen. Selten habe ich in der Vergangenheit geweint, das hier ist jedoch ein Anlass dafür. Lange bleibe ich, beobachte wie die Menge kleiner wird. Später setze ich mich in das nasse Gras, beachte nicht, dass ich komplett nass bin und trauere um eine Freundin, die viel zu früh von uns gegangen ist. Selbst Potter und seine Freunde sind bereits verschwunden, als ich mich erhebe und ins Schloss zurückkehre. Nur die Glut schwindet zischend unter dem Nachthimmel.

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Hogwarts 2007 [Dramione]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt