10. Professor Malfoy unterrichtet gewissenhaft.

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Draco Malfoy p.o.v.


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Nach dem Abendessen sitze ich wieder einmal an meinem Schreibtisch und über einem Stapel von Aufsätzen liegt Grangers Beurteilung. Nachdenklich streiche ich über mein Kinn, während ich die Zeilen immer wieder lese:

Professor Malfoy unterrichtet gewissenhaft und mit einer angemessenen Strenge. Seine Fragen sind präzise und eindeutig formuliert, bei falschen Antworten übt er positive Kritik, die zur weiteren Anstrengung auffordert. Seine Schülerinnen und Schüler respektieren ihn und stören den Unterricht selten. Gleichzeitig wirken sie interessiert und beteiligen sich rege. Jede*r Schüler*in wird von ihm gleichbehandelt und gefördert. Der Unterrichtsstoff ist dem Alter entsprechend aufbereitet. Kritikpunkte: -

15.05.07 H. Granger.≪

Ich versuche krampfhaft etwas aus den Zeilen zu lesen, das mir unterschwellig mitteilen will, dass ich unfähig bin. Aber ich finde nichts. Granger ist ein so gottverdammt guter Mensch, dass sie meinen Unterricht komplett objektiv beurteilen kann und das auch noch positiv. Mir fällt beim besten Willen nicht ein, wieso sie das tut, aber ich beschwere mich einfach nicht, denn offensichtlich darf ich meinen Job behalten. Und ich bin auf das Geld angewiesen. Um mir meine vorerst gute Stellung nicht zu vermiesen, gehe ich ihr besser weiterhin aus dem Weg. Außer morgen Abend natürlich, da steht wieder die Patrouille an. Augenrollend verstaue ich die Beurteilung in einer Schublade und widme mich meinem eigentlichen Job.

An diesem Abend kann ich mehr schlecht als recht schlafen und beschließe daher etwas Sinnvolles für dieses ‚Problem' zu tun, das ich leider noch habe und mache mich auf den Weg in die Bibliothek. Da ich, anders als unsere tolle neue Schulleiterin, kein eigenes Bücherregal habe, gehe ich regelmäßig nachts in die Bibliothek, um niemandem zu begegnen und in Ruhe recherchieren zu können. Vor allem die verbotene Abteilung ist mir dabei behilflich, weil diverse Ereignisse der Vergangenheit dazu geführt haben, dass ich die Kinder auf alles vorbereiten möchte, das ihnen widerfahren kann. Sie sollen nicht so unvorbereitet wie ich mit diesen ganzen Dingen konfrontiert werden müssen. Außerdem helfen sie mir bei dem, wie ich schon erwähnte ‚Problem'.

Entspannt, mit dem Zauberstab in einer Hand, die andere in meiner Hosentasche, schlendere ich in den dritten Stock, indem ich das Treppenhaus passiere. Wie zu erwarten begegnet mir niemand. Hätte mich um 1:00 Uhr nachts auch gewundert.

Endlich bin ich angekommen und öffne die Tür mit einem Schlüssel, den mir Minerva zum Beginn meiner Lehrer-Karriere (wenn man es denn so nennen möchte) ausgehändigt hat. Kurz betrachte ich die kunstvollen Verzierungen, ehe ich die Tür knarzend öffne und den Lesesaal betrete. Noch immer brennen ein paar Lichter und die Tür war darüber hinaus unabgeschlossen, was mich zwar verwundert, aber ich schiebe es einfach darauf, dass Madame Prince es vielleicht vergessen hat.

Gerade passiere ich das Regal mit dem Schildchen ‚Verwandlung' und werfe einen Blick in den Gang, an dessen Ende zu meiner Überraschung Granger sitzt. Inmitten von Pergamentrollen und Büchern kritzelt sie mit einer Feder herum. Mit der anderen Hand zeigt sie gleichzeitig auf die Stelle in einem Buch, das vor ihr liegt. Offenbar hat sie doch keine so erschöpfende Literatur in ihren Gemächern und weicht deshalb auf die der Schüler aus. Ich setze zum Gehen an und werde sofort von Granger aufgehalten:

≫Was machst du denn noch hier?≪, fragte sie mich höchst interessiert. Eigentlich hatte ich gehofft ihr unbemerkt zu entkommen. Das ist aber, wie ich vermute, unmöglich.

≫Ich bin nur hier, weil ich etwas nachschlagen will.≪, antworte ich beiläufig und will gerade gehen, Granger hält jedoch nicht viel davon mich einfach gehen zu lassen.

Hogwarts 2007 [Dramione]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt