Chapter Eighteen 》I Kissed A Girl

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I'd Esther Go Blind ~Etta James

Beverly's POV:

Ich konnte mich noch genau an den Tag meiner Einschulung erinnern. Dad hatte mir vor dem Eingang der Grundschule, meinen überdimensionalen und quietschpinken Rucksack auf den Rücken geschnallt. Er hatte so beeindruckend adrett in seiner Dienstuniform gewirkt. Dann hatte er mich eindringlich angesehen und gesagt: "Sei einfach genau so, wie du bist und sie werden dich alle so sehr lieben, wie wir es tun."

Diese Worte hatte ich nie vergessen. Zwar war ich nicht immer ganz zufrieden mit der Person die ich war, aber bis auf die Tatsache, dass ich jahrelang meine Gefühle für Aegeus geheimgehalten hatte, war ich stets ich selbst. Das war mir nie besonders schwer gefallen.

An jenem Donnerstag erkannte ich jedoch, dass die Person, von welcher ich es am Wenigsten erwartet hätte, sich dafür schämte, sie selbst zu sein. Bestimmt eine halbe Stunde saß ich bereits mit Pippa in einem unbelegten Klassenraum und ließ sie in mein Shirt weinen. Ich hatte sie noch nie zuvor so sehr weinen sehen. Wie es dazu gekommen war?

Als ich während des Mathematikunterrichts auf die Toilette gegangen war, erwartete mich hinter der Tür der Mädchentoilette die Antwort darauf, was Pippa wirklich in ihren Freistunden tat. Sie hing an den Lippen von Grace Sanderson, ihrer Cheerleader- Erzfeindin. Ich hatte die beiden bei einer äußerst heißen Liaison ertappt. Wie vom Blitz getroffen waren sie auseinander gefahren und hatten mich mit geweiteten Augen angestarrt. Dann war Pippa in Tränen ausgebrochen und Grace, die sich hastig die Bluse zugeknöpft hatte und ich hatten ratlos daneben gestanden. Seitdem hatte sie nicht mehr aufgehört zu weinen.

Nun saß ich hier, ihr Schluchzen in meinen Ohren unaufhörlich widerhallend, und wusste nicht was ich tun, oder geschweige denn sagen sollte. Offenbar stand Pippa auf Mädchen und schämte sich dafür. Sie war Latina, streng katholisch aufgewachsen und lebte in einer texanischen Kleinstadt. Konservativer ging es wohl kaum. Sollte ich ihr von Dean erzählen? Die beiden teilten ein ähnliches Schicksal und könnten einander vermutlich beistehen. Andererseits hatte ich Dean versprochen, sein Geheimnis, komme was wolle, für mich zu behalten und wollte ihm nur ungern in den Rücken fallen. Demnach beschloss ich, dass das meine Verschwiegenheit Dean gegenüber vorerst Priorität hatte.

Irgendwann wurden Pippas Tränen weniger und sie schnäuzte ausgiebig in ein verkrumpeltes Taschentuch, welches sie zuvor aus ihrer Jeanstasche gekramt hatte, bevor sie sich erklärte: "Ich mag Jungs, Beverly. Aber ich mag auch Mädchen. Nicht so wie ich dich, oder Phoebe, oder Fiona mag, sondern wie du Brian magst und Aegeus mochtest."

Ich nickte und fragte mich, warum es mir nicht früher aufgefallen war. Sowas hätte ich doch merken müssen, als ihre beste Freundin. Mühsam schob ich meine eigenen Schuldzuweisungen zur Seite und konzentrierte mich darauf, für Pippa da zu sein, jetzt, wo ich Bescheid wusste.

"Das ist okay und nichts, wofür du dich schämen musst. Ich verstehe, dass es unter deinen Umständen nicht leicht ist, aber ich stehe hinter dir, egal was ist. ", sagte ich und meinte es auch genau so.

Dankend schloss sie ihre schmalen, dennoch starken Arme um mich und ich erwiderte ihre Umarmung erleichtert seufzend. Sie hatte sich mir geöffnet und nun wusste ich, weshalb sie in letzter Zeit so abwesend gewesen war. Als wir uns voneinander lösten, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen: "Ist das mit Grace was Ernstes? Ich dachte, du kannst sie nicht leiden."

Pippas Wangen färbten sich rötlich, als sie leicht kichernd ihr dunkles Haar nach hinten warf: "So hat es zumindest angefangen und irgendwann entwickelte sich aus unserer Feindschaft eine nicht zu leugnende Anziehung. Sie war das erste Mädchen, das ich jemals geküsst habe und sie ist mir echt wichtig."

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