Chapter Twenty-One 》 You've Got A Friend In Me

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You Can't Hurry Love ~The Supremes

Beverly's POV:

Auf seinem Schreibtisch standen zwei leere Kaffeetassen, über seinem Stuhl hing eine verwaschene Jeanshose und ein Schuh lugte unter seinem Bett hervor. Und es roch nach ihm. Alles hier roch so sehr nach ihm, dass mich ganz plötzlich eine in der Herzgegend zwickende Sehnsucht überkam.

Brian stand hinter mir, wenige Zentimeter von mir entfernt und ich vermisste ihn so sehr, dass es beinahe wehtat. Das war dieses Gefühl, vor dem mein Dad mich immer gewarnt hatte. Wenn man sechzehn Jahre alt und bis über beide Ohren verliebt war, dann war jeder Tag wie die Fahrt auf einem Riesenrad. Genau dann, wenn man ganz oben ankam, ging es auch schon wieder hinunter.

Seufzend beschloss ich, mich zusammenzureißen. Hier ging es gerade nicht mehr um ihn und mich, sondern darum, dass etwas in seinem Leben nicht stimmte. Gerade wollte ich einfach nur für ihn da sein.

Brian bedeutete mir mit einer Handgeste, mich zu setzten und schloss die dunkle Holztür leise mit einem Quietschen hinter sich. Dafür, dass ich ihm widersprochen und mich geweigert hatte, zu gehen, wirkte er nicht sonderlich wütend. Er schien eher nervös zu sein, wie er mich durch das Haus geschleust hatte, tonlos, fast schon heimlich .

Meine Lippen zu einem schmalen Lächeln zusammengepresst, ließ ich mich auf dem Schreibtischstuhl nieder, überschlug die Beine und legte meine Hände auf meinen Knien ab. Er hingegen setzte sich auf die Bettkante und betrachtete mich für einen seltsam langen Moment. Die Art, wie sein Blick auf mir lag, sorgte dafür, dass meine Handflächen ganz schwitzig wurden und ich biss mir in die Innenseite meiner Wange, bin ich den Geschmack von Eisen auf meiner Zunge vernahm.

Kurz hoben sich seine Mundwinkel, so als wüsste er, dass er mich nervös machte. Das wusste er vermutlich auch. Und dann sanken seine Mundwinkel auch wieder, wissend, dass noch einiges vor uns lag.

„Okay, fassen wir es kurz. Ich werde nicht lange um den heißen Brei reden. Ich will aber auch nicht, dass du über das, was ich dir erzählen werde, urteilst oder versuchst, etwas daran zu ändern. Ich habe alles im Griff.", sagte er schließlich mit gequältem Gesichtsausdruck und fuhr sich durch das wirre braune Haar. Langsam machte er mir Angst. Ich nickte bloß zustimmend, unfähig das Gesagte einzuschätzen.

Brian nahm tief Luft und suchte meinen Blick: „Du bist die erste, der ich das erzähle. Aber ich mache das wirklich nicht, weil du hier aufgetaucht bist und ich mich dazu gezwungen fühle, sondern weil ich es will."

Ich schluckte. Die Schmetterlinge wirbelten meinen ohnehin schon schwachen Magen auf und ich verkniff mir, aufzustehen und ihn in den Arm zu nehmen. Am Liebsten hätte ich ihn auf der Stelle so lange geküsst, bis er nicht mal mehr erinnerte, dass er überhaupt Sorgen hatte. Stattdessen nickte ich und schenkte ihm ein warmes Lächeln, in das ich das Flattern all dieser Schmetterlinge legte, in der Hoffnung, er würde verstehen.

Und das darauf folgende Lächeln zeigte, dass er verstand. Jedoch erstarb dieses Lächeln restlos, als er zu sprechen begann: „Mein Vater war schon immer ein ziemlicher Säufer. Er und Mum haben nur gestritten. Er hat nie einen Finger gerührt und als er uns dann verlassen hat als ich zwölf war, um zurück nach Schottland zu gehen, dachten wir, jetzt würde alles gut werden."

„Warte, du bist halber Schotte?", hake ich ziemlich dämlich grinsend nach und würde mir für mein unangebrachtes Verhalten am Liebsten gerne selbst gegen's Schienbein treten. Trotzdem konnte ich den Gedanken an Brian mit einem Dudelsack in der Hand nicht unterdrücken.

Brian hingegen lachte kurz auf und nicke, ehe er fast schon konzentriert fortfuhr: „Aber meine Mum war sowieso schon überarbeitet und total überfordert mit uns. Henry war ja fast noch ein Baby. Und dann bekam sie Depressionen und gegen die bekam sie Pillen. Und irgendwann wurde sie abhängig von diesen Pillen und noch ganz vielen anderen. Und jetzt ist sie krank, Beverly, schlimm krank."

GirlhoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt