Das Frühstück war schneller vergangen, als mir lieb gewesen war. Ich hatte kaum mit jemanden gesprochen außer mit Lorcan, Lucie und Hayes. Aber sonst hatte ich mich in Schweigen gehüllt und hatte von der leckeren heißen Schokolade getrunken. Jetzt klopfte mein Herz wie verrückt, als mir langsam klar wurde, was Lorcan und ich besprechen würden.
Dieser Zeitpunkt rückte mit jedem Herzschlag, mit jeder verstreichenden Sekunde näher. So nahe, dass ich es schon fast greifen konnte. Aber eben nur fast. Ein Blick nach draußen verriet mir, dass der wilde Regen sich gelegt hatte und mit ihm der Wind. Nur noch die grauen Wolken hingen am Himmel und verdeckten die Sicht auf einen schönen blauen Himmel, wo die Sonne strahlte. Ich konnte meinen Herzschlag hören.
Dazu auch das Rauschen meines Pulses in meinen Ohren. Ich war einfach so nervös. Ich konnte niemanden sagen wie nervös. Ich konnte mir nicht vorstellen, warum Phil so zu mir war. Warum er mich mit 400 weiteren Personen suchte, wie eine Schwerverbrecherin. Nein, dass konnte ich beim besten Willen nicht. Ich wollte es auch nicht verstehen. Vielleicht würde ich es durch Lorcan verstehen, aber sicher war das auch nicht.
Seufzend lehnte ich mich im Stuhl zurück und spielte mit meinen Händen, während die anderen das Geschirr abräumten. Lucie sprang sofort auf, als Hayes ebenfalls aufstand. Dieser rollte zwar mit den Augen, konnte aber ein Lächeln nicht verbergen. Ich beobachtete alle eine Weile, nur um mich von der Tatsache abzulenken, dass Lorcan mich bald in alles einweihen würde. Ich wusste einfach nicht, was mich erwarten würde. Vermutlich war genau das die Sache, die es verschlimmerte.
Lorcan würde mir Dinge sagen, von denen ich keine Ahnung hatte. Nicht die Geringste. Neben mir räusperte Lorcan sich. Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm, in dem Wissen, was er mir sagen würde. Ich wusste es einfach. »Willst du jetzt darüber reden?«, fragt er mich und bestätigte somit meine Vermutung. Ich wollte verneinen, doch es würde nicht viel bringen. Zwar war ich vielleicht noch nicht ganz bereit, aber wissen wollte ich es dennoch.
Es war verdammt wichtig, es zu erfahren. Verdammt wichtig. Also sah ich Lorcan an und nickte. »Aber können wir dabei vielleicht Spazierengehen? Im Wald oder so?«, fragte ich noch nach. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. Warum, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass ich nicht stillsitzen wollte, wenn er mir das alles offenbarte. Außerdem roch der Wald nach einem Regen immer wunderschön. Einfach herrlich. »Dann machen wir eben das«, antwortete er mir, noch immer mit diesem Lächeln auf den Lippen.
»Okay gut«, erwiderte ich etwas plump, bevor ich noch den letzten Schluck meiner nun eher lauwarmen Schokolade trank. Lorcans Blick brannte dabei auf mir. Man sollte meinen, dass ich mich daran gewöhnt hatte, in den paar Stunden. An das Gefühl von prickelnder Haut, von diesem Kribbeln in meinem Bauch. Doch ich fand es noch immer verwirrend. Besonders, wenn er einen immer so intensiv ansah. Gut, bis jetzt hatte er nur mich so angesehen, was die Lage verschlechterte.
Ich kam damit nicht wirklich zurecht. Auch jetzt kam ich damit nicht zurecht. Unsicher ließ ich die Tasse sinken und sah ihn an. Sein Blick war auf mein Handgelenk geheftet. Dort, wo drei Muttermale prangerten. Drei Muttermale, die ein Dreieck bildeten, wenn man sie verbinden würde. Meine Mutter hatte auch so eins gehabt. Auch die Muttermale auf und oberhalb meiner Lippe hatte ich von ihr.
Die Muttermale auf meiner Nase hatte ich eher von meinem Vater. Den leichten Rotstich in meinen Haaren hatte ich auch von ihm. Er war schon immer ein Rotschopf gewesen. Deswegen hatte ich braune Haare, die im Sonnenlicht oder hellerem Licht rot schimmerten. Eine merkwürdige Eigenschaft, die ich eigentlich nicht mochte. Ab und an fand ich es auch ganz hübsch. Aber nur ab und an. Lorcan hob den Kopf und unsere Blicke trafen sich.
Für einen Moment hörte die Welt um uns herum auf zu existieren. Mein Herz klopfte wild in meiner Brust und schien keine Ruhe mehr geben zu wollen. Keine einzige. Ich spürte wieder dieses nervöse Kribbeln und wandte schnell den Blick ab, bevor ich abermals in seinen dunklen Augen versinken konnte. Das wollte ich in diesem Moment wirklich nicht. Also stand ich hastig auf und nahm meine Tasse und meinen Teller in die Hand. Damit eilte ich in die Küche. Während ich lief spürte ich seinen Blick noch immer in meinem Rücken brennen.
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Lorcan - "Sie will zu mir" ✔
LobisomemAls Phil, Neras Freund, ihr einen Antrag macht, kann sie nicht ja sagen. Etwas hindert sie daran. Sie weiß nur nicht genau was. Kaum hat sie sich versehen, läuft sie weg und folgt einem inneren Trieb, den sie sich nicht erklären kann. Kurz darauf fi...