Drei Monate waren vergangen. Drei Monate, in denen Lucie gelitten hatte. Jede Nacht war sie von Albträumen geplagt wurden und war schreiend aufgewacht. Die Schule hatte sie kaum besucht. Besonders, da sie selbst von sich aus meinte, dass sie keine Schule mehr besuchen konnte, auf die Menschen gingen. Sie schottete sich ab. Sprach kaum mit jemanden und hielt sich im Hintergrund. Die Lucie, die ich kennengelernt hatte, war verschwunden. Auch Football konnte sie kaum noch begeistern. Zwar sprach sie noch immer von Michael Thomas und Alvin Kamara, hielt sich aber im Hintergrund.
Spiele schaute sie kaum noch, als würde sie sich schämen. Generell mied sie jeden Kontakt mit Menschen. Von Hayes hatten wir in diesen drei Monaten nichts gehört. Immer wieder hatte ich ihn suchen wollen, doch Lorcan meinte, dass er von selbst kommen würde, wenn er dazu bereit war. Mir war klar, dass es schwer sein musste, sein Rudel zu verlieren. Mir war klar, dass er sich schämte, dass er Lucie nicht hatte schützen können. Doch ich wollte und konnte nicht hinnehmen, dass er schon drei Monate nicht gekommen war.
Lucie litt sehr und verfiel immer mehr in Abstand zu mir und Lorcan. Sie sprach kaum mit uns, aß sehr wenig und rührte sich kaum. Unterricht bekam sie Zuhause von einem Privatlehrer, der Werwolf war. Eigentlich mied sie jeden Kontakt zu Menschen und verwandelt hatte sie sich auch nicht. Sie hatte Angst. Doch ich wusste, dass da Wut in ihr war, die früher oder später die Kontrolle übernehmen würde. Sie würde sich wohl oder übel verwandeln müssen. Es war in ihren Genen.
Mein Blick glitt zu Lorcan. Sein Blick war auf Lucie gerichtet, die auf dem Sofa saß und aus dem Fenster starrte. Wir waren noch mitten im Winter und vereinzelte Schneeflocken fielen vom weißen Himmel. Lucie schien jede Schneeflocke einzeln zu betrachten. Wirklich jede. Milan, Toran und Scarlett erlaubten sich keinen Kommentar. Auch die anderen nicht. Alles war still. Doch das förderte nur, dass Lucie sich unwohl fühlte.
Sie wusste, dass sie beobachtet wurde. Besonders von ihrem Bruder, der sich sehr viele Sorgen machte. Deswegen blickte sie im nächsten Moment auch auf und sah meinen Gefährten böse an. »Du musst nicht sicher gehen, dass ich mich nicht bewege, Lorcan. Ich werde schon nicht aufstehen und plötzlich jemanden töten.« Ihre Stimme war so kalt. So gefühlslos. Für ihr Alter war das sehr merkwürdig. Es tat weh und versetzte mir einen Stich in der Brust. Das war nicht die Lucie, die ich kannte.
Auf einmal saß dort ein anderes Mädchen. Ein Mädchen, dass viel älter war. Sie wirkte auf einmal wie vom Leben gezeichnet. Vermutlich war sie das auch. Deswegen war es so wichtig, dass Hayes mit ihr sprach. Er musste einfach. Ob er wollte, oder nicht. Er musste mit ihr sprechen. Auch für sich selbst. Nur die beiden wussten, was passiert war.
Sie mussten sich gegenseitig helfen. Gegenseitig verstehen. Doch je länger Hayes nicht kam oder je länger wir ihn nicht fanden, desto aussichtsloser wurde es. Für beide von ihnen. Der Kloß in meinem Hals war echt und erschwerte mir für einen Moment das Atmen. »So meine ich das doch nicht, Lucie und das weißt du auch. Ich sorge mich nur um dich«, sagte er. Lucie rollte mit den Augen und wandte wieder den Blick ab.
Es kam kein weiterer Satz von ihr. Gar keiner. Ich wandte den Blick ab und entdeckte Liam, der mit einem aus unserem Rudel sprach. Was Liam betraf hatte ich recht gehabt. Er hatte mich von Anfang an schützen wollen, doch er hatte von dem Plan gewusst, dass Phil uns mit Alaric und seinen Freunden reinlegen wollte. Zwar hatte ich ihm noch immer nicht verziehen, dass er mich damals belogen hatte, doch er war eine große Hilfe gewesen, weswegen er auf unserem Territorium freies Geleit hatte.
Er war nicht mehr der Feind. Und doch wünschte ich, dass dort draußen Hayes stehen würde und kommen würde. Damit es Lucie besser ging, denn sie vermisste ihn. Mit jedem Tag, der verstrich, erlosch dieser kleine Funken an Hoffnung in ihren Augen und ich wusste nicht, wie lange er noch anhalten würde. Traurig wandte ich den Blick ab und sah zu Lorcan.
Dieser nahm meine Hand in seine und drückte sie fest.Das wird alles werden, Nera. Das hast du selbst gesagt.
Da wusste ich auch nicht, dass Hayes nach drei Monaten nicht auftauchen würde.
Er wird kommen. Er ist hier, wir sehen ihn nur nicht. Er ist da draußen und achtet auf Lucie.
Dann soll er auch reinkommen und sie unterstützen.
Das kann er nicht, wenn er selbst verloren ist im Strudel der Dunkelheit.Mir fielauf, dass er recht hatte. Hayes war selbst verloren. Verloren in der Dunkelheitund musste mit seinen Dämonen kämpfen. Beide brauchten Rettung. Nur wusste ichnicht, wann sie diese bekommen würden. Ich hoffte, dass die Rettung für beidebald kommen würde.
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Lorcan - "Sie will zu mir" ✔
Manusia SerigalaAls Phil, Neras Freund, ihr einen Antrag macht, kann sie nicht ja sagen. Etwas hindert sie daran. Sie weiß nur nicht genau was. Kaum hat sie sich versehen, läuft sie weg und folgt einem inneren Trieb, den sie sich nicht erklären kann. Kurz darauf fi...