Lorcan sah mich etwas verblüfft an. Mit einer fahrigen Bewegung kratzte er sich am Nacken und seine Wangen schienen für einen Moment rot zu werden, wenn mich nicht alles täuschte. Unsicher flirrte sein Blick durch das ganze Zimmer. Zu Hayes, aber nur nicht zu mir. Sein Blick flirrte oft sogar nach draußen. Was er dort sah, wusste ich nicht.
Ich wollte es auch gar nicht wissen. »Also, Lorcan?«, hakte ich nach und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Besagter schluckte und versuchte meinem Blick noch immer auszuweichen. Schließlich holte er tief Luft, bevor er mich ansah. »Ich werde dir das alles später erklären. Versprochen. Nur finde ich, verdienen wir alle erst ein leckeres Frühstück«, sagte er zu mir. Ich wusste, dass ich ihm in der Hinsicht vertrauen konnte. Dass er es mir so oder so sagen würde, da er ganz genau wusste, dass ich nicht locker lassen würde.
Er wusste, dass ich mich nicht kontrollieren lassen würde. Lorcan wirkte auf mich auch nicht wie ein Mann, der mir etwas verschweigen würde. Er wirkte nicht so, als würde er diese Situation nur hinauszögern. Denn er hatte recht. Ein Frühstück würde jedem Guttun. »Okay gut. Was gibt es zum Frühstück?«, erkundigte ich mich und glaubte ein Lächeln auf seinen Lippen zu sehen. »Pancakes.« Ich wusste nicht, ob es wieder ein Zufall war.
Ich konnte nicht sagen, ob es zufällig war, dass er wusste, dass ich gerne Pancakes zum Frühstück aß. Doch ich versuchte mir zu sagen, dass Lorcan sicher auch besseres zu tun hatte, als nur nach meinen Wünschen zu gehen. Jeder mag Pancakes, sagte ich mir. Jeder. Pancakes zum Frühstück konnten doch viele Leute essen. Und vielleicht ist es hier so Tradition, sagte ich mir. Näher wollte ich darüber nicht nachdenken.
»Klingt gut«, versuchte ich so neutral wie möglich zu sagen, doch es war nicht so leicht für mich, dass Lächeln auf meinen Lippen zu verstecken. Phil hatte mir seit Ewigkeiten keine Pancakes mehr zum Frühstück gemacht. Dank ihm gab es nur Toast mit Butter. Mehr nicht. Vielleicht noch Frischkäse, aber sicher keine Wurst und sicher kein Nutella.
Deswegen lief mir jetzt schon das Wasser im Mund zusammen, als ich mir die leckeren Pancakes vorstellte, die sich auf meinem Teller türmen würde, mit leckerem Ahornsirup oder Nutella. Beides war sehr lecker. Ich sehnte jetzt schon das Frühstück herbei. »Alle lieben Pancakes. Sogar Lorcan liebt sie. Nur ich nicht. Warum genau machet ihr ständig Pancakes?«, sagte Hayes dann zu Lorcan. Lorcan grinste ihn nur an.
»Wenn es dir nicht passt, kannst du ja gerne zu deinem Rudel zurück gehen und dort frühstücken.« Hayes rollte mit den Augen und seufzte. »Ich mein ja nur. Es gibt so viel, was man zum Frühstück essen kann und ihr entscheidet euch für Pancakes.« Lorcans Grinsen wurde breiter. »Du musst ja keine essen, wenn du nicht möchtest.« Hayes schien noch etwas sagen zu wollen, doch ich unterbrach sie.
»Ich finde es ja schön, dass ihr euch so rege unterhaltet, aber könntet ihr das bitte in einem anderen Zimmer tun?« Beide sahen mich an. In dem Moment fiel Lorcans Blick auf meine Hand. Auf die Hand, die den BH in den Händen hielt. Beide schienen das rote Ding erst jetzt zu bemerken. Passend zu der Farbe des BHs färbten sich meine Wangen. »Passt er dir nicht?«, fragte Lorcan, dessen Blick sich in diesem Moment auf mich richtete.
Schnell nickte ich. Er war zu klein. Viel zu klein und schnürte mich total ein. Meine Rippen hatten sich angefühlt, als würden sie jeden Moment brechen. So ungefähr fühlte es sich an, einen BH zu tragen, der viel zu klein war. »Okay, war ein Versuch wert.« Er streckte seine Hand danach aus. Mit einer flinken Bewegung gab ich ihm den BH.
Meine Wangen glühten. Sie waren heiß. Das wusste ich, ohne sie zu berühren. Schnell senkte ich den Blick auf meine Zehen. Mir fiel auf, dass ich die Nägel dort auch mal wieder schneiden konnte. Sie waren etwas zu lang und bei der nächsten Gelegenheit könnten sie meine Socke einreißen und würden beim Laufen drücken. Solche Fälle hatte ich schon oft gehabt. Und es war nicht besonders toll, wenn die Nägel beim Laufen drückten.
»Dann lassen wir dich mal allein«, erklang Lorcans tiefe und raue Stimme direkt neben meinem Ohr. Kurz zuckte ich zusammen, sagte mir dann aber, dass ich nichts zu befürchten hatte. Hayes lief an mir vorbei. Als ich kurz nach oben sah, erkannte ich, dass er mir ein kleines Lächeln schenkte. Mehr aber auch nicht. Ein paar Sekunden später hatten beide das Zimmer verlassen und ich schloss eilig die Tür hinter ihnen.
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Lorcan - "Sie will zu mir" ✔
Manusia SerigalaAls Phil, Neras Freund, ihr einen Antrag macht, kann sie nicht ja sagen. Etwas hindert sie daran. Sie weiß nur nicht genau was. Kaum hat sie sich versehen, läuft sie weg und folgt einem inneren Trieb, den sie sich nicht erklären kann. Kurz darauf fi...