•5• Red Eyes •5•

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Ich hoffte, mein Opfer würde nicht zu sehr erschrecken, wenn er in einem fremden Haus aufwachen würde.

Ich hoffte, mein Opfer würde nicht zu sehr erschrecken, wenn er in einem fremden Haus aufwachen würde

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PoV. Jin

Rote Augen. Das war das erste Bild, welches sich in meine Gedanken schon, als ich mit Mühe meine schweren Augenlider öffnete. Ich fühlte mich unglaublich schwach. Jede Bewegung war eine riesige Anstrengung, doch ich konnte mir nicht erklären, warum ich mich so fühlte. Ein stechender Schmerz durchzog meinen Kopf und ich hob ruckartig meine Hand an meinen Kopf. Ein schmerzverzerrtes Keuchen kam über meine Lippen.

Alles um mich war stockdunkel. Meine Augen brauchten eine Weile, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Wo zur Hölle war ich?! Das war eindeutig nicht mein Zimmer. Ich hatte diesen Raum noch nie zuvor gesehen. "Jetzt nicht in Panik verfallen, Jin. Ganz ruhig. Du musst hier irgendwie rauskommen.", sagte ich so leise wie möglich zu mir selbst um mich zu beruhigen, was aber nicht sonderlich gut funktionierte.

Oh lieber Gott, bitte lass das Ganze hier nur ein Alptraum sein. Wie zur Hölle bin ich hier her gekommen? Wurde ich entführt? Das war im Moment die einzig möglichst sinnvolle Erklärung für meine jetzige Situation. Ich bemerkte, wie die Angst langsam über meinen Rücken kroch und mir eine Gänsehaut verlieh.

Ich sah mich nun etwas genauer um. Ich lag in einem riesigen Bett mit weißer Bettwäsche und zwei dunkelrot glänzenden kleinen Zierkissen am Kopfende. Eine Tagesdecke, die die gleiche Farbe wie die zwei kleinen Kissen hatte, bedeckte das untere Drittel des Bettes. Neben dem Bett stand jeweils links und rechts ein Nachttischchen. Auf dem rechten der beiden stand eine Kerzenständer mit drei halb heruntergebrannten Kerzen. Daneben stand ein Weinglas gefüllt mit Rotwein.

Welcher Mensch trank abends vor dem Schlafengehen noch ein Glas Wein?

An der gegenüberliegenden Seite des Zimmers befand sich ein großer schwarzer Kleiderschrank. Daneben war ein Spiegel an der Wand angebracht, der so groß war, dass man seinen ganzen Körper als Spiegelbild betrachten konnte. Neben dem Bett an der Wand hingen dunkelrote Vorhänge, was mich vermuten ließ, dass sich ein Fenster hinter diesen befand. In der Mitte des Raumes lag ein weißer Teppich mit einigen roten Flecken. Diese stammten bestimmt von Rotwein. An der linken Seite konnte ich eine kleine Kommode erkennen und daneben eine schwarze Tür.

Das war meine Rettung. Voller Elan stand ich auf und war gerade dabei zu der Tür herüber zu eilen, als sie sich quietschend langsam öffnete. Die Panik packte mich mit einem Schlag und ich wollte schreien, doch kein Ton verließ meine Lippen.

Rote Augen leuchteten mir durch die Dunkelheit entgegen. Es waren die gleichen Augen, die ich in Gloom Park im Nebel gesehen hatte und die gleichen roten Augen, die seit dem Aufwachen in meinem Kopf herumspukten.

Die Gestalt setzte sich nun in Bewegung und kam näher. Mit jedem Schritt, den sie machte, ging ich einen Schritt zurück, bis ich schließlich die Wand an meinem Rücken spürte. Die Gestalt blieb nicht stehen sondern kam weiter auf mich zu, bis sie kurz vor mir schließlich zum Stehen kam.

"Bitte... bitte, tu mir nichts....ich...", fing ich an zu wimmern und Tränen verließen meine Augen, als ich abermals in diese roten Augen blickte. Ich rutschte an der Wand hinunter und machte mich so klein wie möglich. Meine Arme legte ich schützend vor mein Gesicht und schluchzte ein paar Mal herzzerreißend.

Die Gestalt streckte ihren Arm aus und griff nach dem Kerzenständer auf dem Nachttischchen. Ich machte mich schon auf den Schmerz gefasst und wartete bis die Gestalt mit dem silbernen Kerzenständer ausholte. Der Schmerz kam jedoch nicht.

Stattdessen erhellte plötzlich warmes Kerzenlicht den Raum. Vorsichtig nahm ich einen Arm herunter und sah ängstlich zu der Gestalt auf.

Es war ein Mann, ungefähr in meinem Alter. Er ging in die Hocke und war mir jetzt genau gegenüber. Das erste, was mir auffiel, war seine unnatürlich bleiche Haut. Sie war beinahe weiß. Seine Lippen waren schmal. Ein paar Strähnen seines grau-schwarzen Haares fielen ihm locker auf die Stirn. Das irritierte mich, denn als ich ihn das erste Mal im Park sah, hätte ich darauf schwören können, dass seine Haare weiß waren.

Das Nächste was mir ins Auge fiel, war der große Ring mit einem dunkelroten Stein. Wahrscheinlich ein Rubin. Und war das ein Ohrring an seinem rechten Ohr?

Nachdem ich ihn inspiziert hatte, sah ich wieder ängstlich in seine Augen. Diese hatten ihre Farbe von dem tiefen rot in dunkelbraun verändert, als sie in das flackernde Licht der Kerze angeleuchtet wurden. Was hatte er nun wohl mit mir vor. Ich malte mir schon die schlimmsten Szenarien aus.

Meine Panik vergrößerte sich noch, als er seinen Mund öffnet und ich erschrocken die spitzen Eckzähne anstarrte, die sich von der Länge her von seinen übrigen normalen Zähnen leicht abhoben. W...War das e...ein Va- "Geht es dir wieder gut?", fragte der Mann mit einfühlsamem und vorsichtigem Tonfall.

"Ähm... ich...", war das Einzige, was mir in diesem Moment über die Lippen kam. Ich war komplett verwirrt.

Warum fragte dieser Mann so etwas, nachdem er mich offensichtlich entführt hatte? Das machte keinen Sinn. Oder war das alles nur eine gut geschauspielerte Masche und er wollte mein Vertrauen gewinnen um mich dann für seine Zwecke ausnutzen?

Misstrauisch und zugleich verängstigt starrte ich ihn an und blieb still. Meinem Gegenüber schien das unangenehm zu sein, denn seine dunkelbraunen Augen huschten verzweifelt hin und her. Ich konnte so etwas wie Schuld in ihnen sehen.

"Ich- Es tut mir leid.", brachte der Mann schließlich hervor. "Ich hatte nur solchen Hunger. Und dann bist du mir über den Weg gelaufen. Das Hungergefühl hat dann schließlich die Kontrolle übernommen und ich war komplett benebelt von deinem Blut. Ich MUSSTE dich einfach beißen. Dein Blut, du weißt nicht wie wundervoll es riecht und wie einzigartig es schmeckt. Ich konnte einfach nicht aufhören zu trinken und dann bist du plötzlich bewusstlos geworden und ich wollte das alles gar nicht. Ich hatte nur so einen Hunger. Ich habe seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen. Dein Blut riecht so fantastisch... Ich könnte dich auf der Stelle bis zum letzten Tropfen aussaugen. Wenn ich nur daran denke bekomme ich schon Hunger..."

Er war ein Vampir. Er war ein echter Vampir! Ich war in großer Gefahr. Mit jedem Wort, das der Vampir vor mir sprach, wurde ich panischer und begann wieder zu wimmern und zu schluchzen. Seine Haare wurden auf einmal komplett weiß und seine Augen wurden dunkelrot. Er sah unglaublich angsteinflößend und einschüchternd aus.

Und ab diesem Zeitpunkt glaubte ich an all die Gerüchte, die ich je über übernatürliche Aktivitäten in dieser Vorstadt gehört hatte und die ich immer für kompletten Schwachsinn gehalten hatte.

•Desperate Vampire• ~ NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt