•8• Leaving the Vampire's House•8•

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Ich war mir nicht mal sicher, ob er mich gehört hatte.

Ich war mir nicht mal sicher, ob er mich gehört hatte

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PoV. Jin

Er sah mich weiterhin an. Dann seufzte er kaum hörbar und senkte anschließend den Kopf. "Ja. Natürlich lasse ich dich gehen."

Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Vielleicht war der Vampir doch nicht so böse, wie ich angenommen hatte.

Trotz dessen traute ich mich nicht mich zu entspannen. Es wäre ja möglich, dass das alles nur eine Falle war und er mich gleich in seinen Keller schleppen würde, kopfüber aufhängen und mich bis auf den letzten Tropfen meines Blutes aussaugen würde.

Misstrauisch und mit Augen so groß wie eine Eule inspizierte ich jede seiner Bewegungen. Seinen Kopf hob er nun wieder und öffnete seine Lippen, sodass man die spitzen Eckzähne im Licht der Kerzen aufblitzen sah.

Ich vermutete, dass diese spitzer wurden, wenn der Vampir hungrig war. Das war jedoch gerade nicht der Fall, da er ja vor kurzem seinen Hunger gestillt hatte, dachte ich und lachte beinahe sarkastisch auf.

Der Vampir setzte nun zum Sprechen an. "Ich kann dich aber nicht alleine gehen lassen. Lass mich dich bitte begleiten." Als er jedoch meinen panischen Gesichtsausdruck bemerkte, fügte er noch schnell hinzu: "Bitte. Ich muss dich ja nicht bis zur Tür bringen, aber zumindest in deine Straße."

Mein Gegenüber nahm meine Hand in seine und strich mit seinem Daumen beruhigend über meinen Handrücken. Dies funktionierte zu seinem Leidwesen nicht, denn ich spannte mich sofort an und versuchte seinen Griff zu lösen. Dieser war jedoch so stark, dass ich keine Chance hatte.

Ängstlich gab ich ein ersticktes Geräusch von mir. Meine Gedanken rasten. Um ihn loszuwerden, musste ich zustimmen, dass er mich begleitete. Das war meine einzige Möglichkeit.

"O-Okay... du darfst mich begleiten, a-aber bitte tu mir nichts an!", gab ich schließlich nach.

Der Vampir fing an zu lächeln und ich konnte erkennen, wie sich seine Gesichtszüge etwas entspannten und er erleichtert ausatmete.

"Ich verspreche es."

Dann rappelte er sich auf und zog mich mit sich, da er meine Hand noch immer nicht losgelassen hatte. Dies tat der Vampir mit so viel Schwung, dass ich gegen seine Brust prallte.

Blitzschnell fing ich mich wieder und entfernte mich einige Schritte von ihm. Verschreckt schlang ich die Arme um meinen Körper.

Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen wandte er sich der Tür zu und lief in den Flur. Den Flur, den er mich eben noch entlanggeschliffen hatte. Ich fing an zu frösteln. Beruhige dich Jin, bald bist du zuhause.

Mit großem Abstand folgte ich dem Vampir nun. Er führte mich einige Gänge entlang und schließlich eine breite Marmortreppe nach unten. Die Stufen waren mit dunkelrotem Teppich überzogen. Nur am Rand konnte man noch etwas von dem Stein erkennen.

Im Erdgeschoss angekommen fand ich mich in einer Eingangshalle wieder. Das Haus musste riesig sein, wenn der Eingangsbereich schon so groß war.

Links und rechts neben der Treppe erhoben sich zwei Steinsäulen. Auf jeder von ihnen befand sich eine Drachenfigur. Unter den Flügel der Drachen waren Kerzenleuchter mit jeweils drei Kerzen angebracht.

Das Licht der Kerzen tauchte die Umgebung in ein warmes Licht, welches irgendwie widersprüchlich war, wenn man meine jetzige Situation betrachtete. Die Kerzen wurden durch einen an der Decke hängenden prunkvollen Kronleuchter unterstützt.

Ich bemerkte gar nicht, dass der Schwarzhaarige mir die Tür nach draußen aufhielt und seine ebenfalls schwarzen Augen abwartend auf mich gerichtet hatte, da ich viel zu sehr damit beschäftigt war die Halle zu beäugen.

Ein kurzes Räuspern riss mich aus meiner Gedankenwelt und ich beeilte mich durch die Tür zu gehen.

Diese war, wie auch der Rest des Hauses, riesig und bestand aus massivem Holz. Ein normaler Mensch wäre wohl nicht dazu in der Lage diese auch nur einen Zentimeter zu bewegen.

Ich trat ins Freie und sog die frische eiskalte Luft ein. Und obwohl meine Lungen gegen die plötzlich Kälte rebellierten, genoss ich es, endlich wieder draußen zu sein. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, in der ich dieses Gebäude nicht verlassen hatte.

"Gehen wir?", vernahm ich auf einmal eine tiefe Stimme hinter mir. Ohne mich umzudrehen nickte ich und lief dann los in Richtung Midnight Alley. Ich hoffte, dass mich meine Orientierung nicht im Stich ließ.

Der Vampir holte zu mir auf und lief nun neben mir her. Immer wieder bemerkte ich die vorsichtigen Blicke, die er mir zuwarf.

Ich spürte ebenfalls, wie die Kälte meinen Körper immer mehr einnahm und ich anfing unaufhörlich zu zittern, denn aus irgendeinem Grund war meine Jacke verschwunden. Schon als ich in diesem Bett aufwachte hatte ich sie nicht mehr bei mir. Das war mir in dem Moment nur nicht aufgefallen.

Der Schwarzhaarige bemerkte wohl mein Zittern, denn kurze Zeit später spürte ich, wie sich Stoff um meine Schultern legte. Der Vampir hatte mir sein schwarzes Jackett gegeben. Er trug nun nur noch ein weißes Hemd, dessen oberer Knopf offen war.

Ich wunderte mich über diese Geste. Von einem Vampir hätte ich sowas nicht erwartet. Einen Augenblick fragte ich mich, ob ihm nicht auch kalt ist, aber dann erinnerte ich mich daran, was man sich über diese Schattenwesen erzählte. Kaltes Blut und so weiter. Vampire konnten anscheinend nicht frieren.

Ich murmelte ein leises "Danke" und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie seine Mundwinkel sich ein Stück hoben.

Schweigend setzten wir unseren Weg fort. Nach und nach erkannte ich die Umgebung wieder und sah mein Haus in der Ferne schon. Ich blieb also stehen und auch der Schwarzhaarige kam zum Stehen. "Ab hier kann ich alleine weiter.", meinte ich mit einem bestimmten Ton und versuchte stark zu wirken. Ob mir das gelang, kann man bestreiten.

Gerade wollte ich das Jackett von meinen Schultern streifen um es dem Vampir zurückzugeben, da hielt er mich auf indem seine Hand abwehrend in meine Richtung streckte. "Bitte, behalte es. Du brauchst es mehr als ich." Ich widersprach ihm nicht, um in keine unnötige Diskussion zu geraten und bedankte mich bei ihm.

"Also... i-ich gehe dann mal.", verabschiedete ich mich.

"Ja. Vielleicht...sehen wir uns ja mal wieder.", warf er mir noch hinterher, als ich mich schon zum gehen abgewandte hatte.

Ganz sicher nicht!

•Desperate Vampire• ~ NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt