Was führt dich heute zu mir?
PoV. Namjoon
"Ich brauche eine neue Phiole von dem Gift.", antwortete ich auf seine Frage.
"Sind wir etwa wieder unartig gewesen?", belächelte er meine Worte und klimperte mit den Augen. Seine Hand strich mir langsam über die Wange. "Folge mir." Und damit eilte er die Treppe wieder nach oben zu seinen Regalen.
Ich beeilte mich ihm nachzulaufen und lehnte mich an einer Holzsäule an um ihm bei seiner Arbeit zuzusehen.
Mit einem Fingerschnipsen schrumpfte der zuvor große Kupferkessel zu einem kleinen handlichen Silberkessel zusammen. Tae suchte sich einige Fläschchen mit den gebrauchten Zutaten zusammen. Dazu nahm er sich noch einen kleinen Löffel um die Menge abzumessen. Die Sachen stellte er auf eine kleine Ablage neben dem Kessel.
Als Erstes öffnete er eine Glas mit blauen verschrumpelten Beeren und ließ drei davon in den Kessel fallen.
"Nun erzähl mal, Liebling. Was ist denn passiert, dass du wieder Gift von mir brauchst?", brach er die Stille ohne dabei von seiner Arbeit aufzuschauen.
Ich seufzte, nahm den kleinen Löffel in meine Hand und drehte ihn zwischen meinen Fingern. Glücklicherweise war er nicht aus Silber sondern aus Gold, denn sonst hätte ich mir jetzt ein paar unschöne Verbrennungen zugezogen, die nicht so schnell heilen würden wie normale Wunden.
"Ich hatte seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen. Abends bin ich dann durch Gloom Park gelaufen um mich abzulenken und dann war da dieser Mensch. Tae, sein Blut hat so gut gerochen, da konnte ich mich einfach nicht mehr zurückhalten..."
Der Alchemist warf mir einen mitfühlenden Blick zu. "Aber warum ist du denn nicht zu mir gekommen? Du weißt, dass ich immer ein paar Flaschen Blut bei mir habe."
Ich schnaubte nur. "Du weißt, dass ich es hasse Blut von unschuldigen Menschen zu trinken. Deswegen zögere ich meinen Hunger doch immer so weit wie möglich heraus. Auf jeden Fall habe ich ihn dann gebissen und irgendwann ist er bewusstlos geworden. Ich hab es natürlich sofort bereut, was ich getan habe. Ich habe ihn dann mitgenommen nachhause. Wenn ich ihn liegen gelassen hätte, wäre er jetzt nicht mehr lebendig, das weißt du genauso gut wie ich. Gloom Park ist ein düsterer Ort. Kein Mensch sollte sich dort rumtreiben. Ich hoffe nur, dass er aus seinen Fehlern gelernt hat...", beendete ich meine Erzählung.
Der Blauhaarige hatte inzwischen eine dunkelblaue Flüssigkeit und einige Fledermausaugen zu dem Trank hinzugefügt. Suchend schaute er sich nun um. Er murmelte etwas von "Spinnenbeinen" und "Eisenhut".
"Kann ich dir irgendwie helfen?", bot ich ihm meine Hilfe an, denn Tae war gerade dabei auf Zehenspitzen zu versuchen den obersten Regalboden zu erreichen. Dort stand ein Glasgefäß mit blauen Blütenblättern. Er war jedoch zu klein und berührte es gerade mal mit den Fingern.
"Ja, das wäre nett, meine Taube.", nahm der Alchemist mein Angebot an und trat einen Schritt zurück. Ich stieß mich von der Säule ab, holte das Gefäß mit Leichtigkeit von dem Regal herunter und überreichte es ihm.
Tae schenkte mir ein bezauberndes Lächeln und küsste mich auf die Wange. Ein Leises "Danke" kam über seine Lippen.
Gelassen kehrte ich wieder an meinen Platz zurück. Er gab zwei Löffel des Eisenhutes in den Kessel. Aus einem Tontöpfchen nahm er noch vier Spinnenbeine und ließ sie hinein rieseln. Schlussendlich rührte er die Flüssigkeit um bis sie eine blau-violette Färbung angenommen hatte und füllte sie mit einer Schöpfkelle in eine Kristallphiole um.
Lächelnd streckte er mir diese entgegen. "Bittschön, mein Lieber." Ich nahm sie dankend entgegen. "Was willst du dafür?", fragte ich ihn, doch der Blauhaarige winkte nur ab und meinte: "Deine Anwesenheit ist mir Bezahlung genug."
Er strich meine Brust entlang und verharrte dort einen Moment mit seiner Hand. Ich nahm seine andere Hand in meine und ließ meine Lippen federleicht auf seine Knöchel sinken. "Danke Tae. Bis zu meinem nächsten Besuch lasse ich dich dieses Mal nicht so lange warten.", versprach ich und wandte mich um zum Gehen.
Als ich aus der Haustür trat, verstaute ich die Phiole sicher in der Innentasche meines Jacketts.
Wer jetzt denkt, der Alchemist wäre nicht mehr ganz von Sinnen, nun, dem lass gesagt sein, dass er eben seine eigene, nennen wir es mal "spezielle", Art hatte. Ohne den Blauhaarigen wäre diese Gegend um einiges langweiliger. Er brachte auf eine gewisse Weise Leben in den Ort.
Ich überquerte die Straße erneut und klingelte bei Gloom Gardens 10. Hoffentlich war dieser gefräßige Vampir endlich fertig mit seiner "Arbeit".
Die Tür schwang auf und zum Vorschein kam die blasse Gestalt von eben. Der Unterschied war, dass er jetzt ein neues sauberes Hemd trug und kein Blut an seinem Kinn runter lief. Immerhin...
"Wenn du jetzt kommst, weil du doch was abhaben willst, hast du Pech gehabt. Ich habe gerade den Tisch abgeräumt.", spuckte er mir ins Gesicht und kniff sein Augen zusammen. Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ach du, danke, aber NEIN DANKE! Du weißt genau, dass ich bei deinen abartigen Spielchen nicht mitmache, Min Yoongi. Und jetzt lass deinen Nachbarn endlich rein, anstatt ihn zu nerven."
Damit drückte ich mich einfach an dem protestierenden Vampir vorbei und machte mich auf den Weg in den Saloon seiner Villa.
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•Desperate Vampire• ~ Namjin
Fanfiction"Verzweifelter Vampir sucht lieben Blutspender. Bei möglichem Interesse melden Sie sich bitte bei folgender Adresse: Gloom Gardens 11a" Die Anzeige stand Donnerstag Morgens in der Zeitung. Jin war sich sicher, es wäre nur ein dummer Scherz. Doch das...