Damit drückte ich mich einfach an dem protestierenden Vampir vorbei und machte mich auf den Weg in den Saloon seiner Villa.
PoV. Jin
Nachdem ich an diesem Abend meine Haustür abgeschlossen und verriegelt hatte, kontrolliert hatte, ob alle Fenster geschlossen waren, fühlte ich mich einigermaßen sicher in meinem Haus. Ich war einfach nur noch erleichtert endlich in meinen eigenen vier Wänden zu sein, ohne Angst zu haben, dass plötzlich ein Vampir oder ein Poltergeist auftauchen würden.
Ein paar Mal hatte ich versucht mich mir in den Arm zu kneifen, um zu überprüfen, ob ich nicht doch einfach alles geträumt hatte, aber nie war ich aufgewacht.
Außerdem war da auch noch der Fakt, dass ich noch immer das nach Tannennadeln riechende schwarze Jackett trug. Keine Chance. Das alles war tatsächlich passiert.
Nach dieser Erkenntnis hatte ich mich in mein Zimmer verzogen, mir eine Jogginghose und einen dicken Pulli angezogen, mich in mein Bett gelegt und mich an mein Schafkissen geklammert. Ich hatte meine Augen geschlossen und eine einzelne Träne war an meiner Wange hinuntergeronnen.
Am nächsten Morgen war ich aufgestanden und war ohne Frühstück und mit zerzausten Haaren nach draußen gegangen, um mich auf den Weg zum Magic Shop zu machen. Ich bekam einen Schrecken, als ich mein Fahrrad vorfand, an dem ein kleiner Zettel mit der gleichen unverkennbaren geschwungenen Handschrift, am Lenker angeheftet war.
"Ich hoffe dir geht es gut. Bitte halte dich von Gloom Park fern und geh nachts nicht alleine nach draußen. Zu dieser Zeit ist es nicht sicher für Menschen wie dich, vor allem, da dein Blut unglaublich riecht. Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Und ich wollte mich nochmal bei dir entschuldigen.
Pass auf dich auf.
Kim Namjoon"
Ich las den Zettel nochmal. Machte der Vampir sich wirklich Sorgen um mich? Ich konnte mir das unmöglich vorstellen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit, das ich versuchte zu unterdrücken.
Ich schwang mich auf das Fahrrad und schlug den Weg in Richtung Waldstraße ein. Nur über meine Leiche würde ich nochmal die Abkürzung durch Gloom Park nehmen. Ich verließ Midnight Alley und sah von weitem schon das Kürbisfeld vor mir.
Die meisten der Kürbisse waren kaum zu sehen, da dichte Nebelschwaden zwischen den Pflanzen umherwaberten. Die Kürbisse, die man sah, waren größtenteils verfault und verschrumpelt. Einige Vogelscheuchen boten ihnen Gesellschaft.
Hinter dem Kürbisfeld sah man den Friedhof mit seinen alten Grabsteinen. Schummrige Laternen spendeten dort Licht. Ich trat stärker in die Pedale. Diese ganze Gegend war einfach nur gruselig.
Nach 15 Minuten kam ich endlich in der Straße an, in der sich der Magic Shop befand. Außer Atem stieg ich von meinem Fahrrad und schloss es vor dem Laden ab.
Dann öffnete ich die Tür und das Klingeln des kleinen Glöckchens kündigte meine Ankunft an. Sofort kam Jimin aus dem hinteren Teil des Ladens geeilt und begrüßte mich mit einem zauberhaften Lächeln. Als er jedoch meinen Blick sah, verschwand dieses sofort und machte einer besorgten Miene Platz. Mein bester Freund kam auf mich zu und umarmte mich fest.
Das brachte das Fass zum überlaufen und alle aufgestauten Gefühle brachen in Form von Tränen und lauten Schluchzern aus mir heraus. Jimin wiegte mich sanft hin und her und drängte mich einige Schritte zurück zur Ladentür, um das Schild von "Open" auf "Closed" zu drehen. Sachte streichelte er über meinen Rücken bis die Tränen langsam versiegten.
"Na komm Jinnie, ich mach dir jetzt erstmal einen Tee und du erzählst mir, was passiert ist, dass du so aufgelöst hier auftauchst." Der Orangehaarige nahm meine Hand und zog mich mit nach hinten in unseren kleinen Raum hinter der Theke.
Dort standen zwei gemütliche Sessel und ein Wasserkocher auf einem Holztisch. Jimin schubste mich in einen der Sessel und schnappte sich dann den Wasserkocher um Tee zuzubereiten. Es dauerte zwei Minuten, bis Jimin das kochende Wasser zusammen mit einem Beutel Pfefferminztee in die Glaskanne füllen konnte. Er trug sie zu den beiden Sesseln und stellte sie dort ab, bevor er sich auf den freien Platz fallen ließ.
Jimin warf einen auffordernden Blick zu. Dieser veranlasste mich dazu, mit dem erzählen der Ereignisse von letzter Nacht zu beginnen.
Ich erzählte wirklich alles, ging dabei bis ins kleinste Detail. Die Teekanne war zwischenzeitlich komplett leer, sodass Jimin nochmal den Wasserkocher befüllte. Wir redeten bis es schließlich dunkel war und die Straßenlaternen angingen.
Als wir einen Blick auf die Uhr warfen, erschraken wir jedoch. Es war schon nach 20:00 Uhr. So viel dazu, dass ich nicht mehr bei Dunkelheit alleine raus wollte.
Ich beeilte mich also, packte in Windeseile meine Sachen zusammen und verabschiedete mich von dem Orangehaarigen. "Pass auf dich auf!", rief dieser mir noch hinterher, bevor die Ladentür mit einem Klingeln zurück ins Schloss fiel.
Die Fahrt nachhause verlief zum Glück ganz ruhig. Zufrieden stellte ich mein Fahrrad hinter das Haus und kramte meinen Schüssel aus der Tasche, während ich wieder nach vorne lief.
Gerade freute ich mich noch, dass es heute keine sonderlich großen "übernatürlichen" Vorkommnisse gab, da ertönte hinter mir eine laute Stimme.
Ich erschrak mich so sehr, dass ich laut aufschrie und mit dem Rücken gegen die noch verschlossene Tür knallte. Mit weit aufgerissenen Augen erkannte ich eine durchsichtige schwebende Gestalt direkt vor mir. Die grünen Haare waberten durch die Luft.
"Heeeeeyyyyy!!!! Erdbeerkopf!!! Bist du auch endlich mal zuhause? Weißt du wie lange ich hier dumm rum saß?", rief er erfreut.
Was zur HÖLLE wollte dieser Poltergeist hier.
Ich schloss kurz meine Augen und öffnete sie kurze Zeit später wieder. Der genervte Blick, den ich Hoseok zuwarf ließ ihn seine Haare dunkelblau färben.
"Kannst du aufhören unschuldige Leute aus dem Hinterhalt einfach so zu erschrecken? Ich bin es noch nicht gewöhnt, dass übernatürliche Wesen bei mir zuhause vorbeischauen, also bitte hab ein wenig Rücksicht.", wies ich ihn zurecht. Eingeschüchtert schwebte er ein Stück zurück.
Ich wusste auch nicht woher ich den Mut nahm, die Stimme so gegen den Geist zu erheben. ich meine, er könnte locker seinen Kumpel, den Vampir, zu mir herbeordern. Dieser hätte dann ein leichtes Spiel und würde mich einfach umlegen. Die Erkenntnis traf mich so hart, dass ich augenblicklich den Schlüssel ins Schloss stecket, aufsperrte und die Tür sofort wieder zuknallte.
Was ich nicht bedachte, war, dass Geister durch Wände fliegen konnten.
So schwebte Hoseok einfach durch mich hindurch, was ehrlichgesagt ein merkwürdiges Gefühl war, und grinste mich selbstgefällig an. "Tja, daran hast du nicht mehr gedacht. Gib's zu!"
Hoseok setzte sich auf das Treppengeländer und ließ seine Beine in der Luft baumeln. "Ach ja, weswegen ich eigentlich hier bin... Ich soll Namjoon Bericht erstatten, ob es dir gut geht.", setzte er noch hintendran.
Verwirrt und etwas verängstigt schaute ich ihn an. "Namjoon? Der...der Vampir?" Der Poltergeist warf mir einen empörten Blick zu. "Kennst du etwa noch einen anderen Vampir, der Namjoon heißt?", fragte er mich mit hochgezogener Augenbraue. "Nein...", murmelte ich nur und fügte in Gedanken noch ein "Zum Glück nicht" hinzu.
Aber warum wollte der Vampir noch immer unbedingt wissen ob es mir gut ging?
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•Desperate Vampire• ~ Namjin
Fanfiction"Verzweifelter Vampir sucht lieben Blutspender. Bei möglichem Interesse melden Sie sich bitte bei folgender Adresse: Gloom Gardens 11a" Die Anzeige stand Donnerstag Morgens in der Zeitung. Jin war sich sicher, es wäre nur ein dummer Scherz. Doch das...