•Desperate Vampire• ~ Namjin

•18• Knife Stabs •18•

Was zum...?!

PoV. Jin

Vollkommen sprachlos rutschten mir meine Schlüssel aus der Hand und sie fielen klimpernd auf den Boden. Was war nur mit dem Vampir passiert?! Auch der Poltergeist war aufgesprungen, nachdem er meinem Blick gefolgt war.

Anders als ich blieb er jedoch mehr oder weniger gelassen.

"Junge, so schlimm sahst du nicht aus seit der Auseinandersetzung mit diesem komischen Vieh aus Gloom Park. Was habt ihr gemacht, dass du so aussiehst?!" Hoseok fing an zu lachen.

Wie konnte er in dieser Situation denn lachen?

Namjoon war halb am krepieren und konnte sich augenscheinlich gerade noch so auf den Beinen halten, stützte sich dort an der Laterne ab. Er fing schrecklich an zu husten und spuckte Blut auf die Straße.

Ich konnte nicht mehr an mich halten und eilte los.

Vor ihm blieb ich stehen und wusste nicht wie ich ihm jetzt helfen konnte. "Oh...oh Gott, Namjoon..."

Ich machte mich daran sein Hemd aufzuknöpfen. Darunter befanden sich komische Schlitze in der Haut, die verdächtig nach Einstichwunden von Messern aussahen.

Ich schrie auf. So viel Blut auf einmal hatte ich noch nie gesehen.

Wie konnte der Vampir überhaupt noch hier her laufen. Er musste unglaubliche Schmerzen haben.

"Hoseok, wir müssen irgendwas tun... er... er...", versuchte ich den Poltergeist zum Handeln aufzufordern, brach jedoch mitten im Satz ab.

Mein Gegenüber richtete sich nun langsam auf und sprach zu meiner Überraschung beruhigend auf mich ein.

"Alles ist gut. Mir geht's gut. Schau, es ist schon wieder verheilt. Es hat dieses Mal nur etwas länger gedauert, bis die Heilung einsetzte."

Und er hatte recht. Dort wo eben noch Blut aus den Wunden quoll, war jetzt nur noch getrocknetes Blut zu sehen.

"Aber... wie...?" Namjoon lächelte, wobei man seine spitzen Zähne sehen konnte. "Ich bin ein Vampir."

Stürmisch umarmte ich ihn und krallte mich an seinem Hemd fest. Zögerlich legte auch er seine Arme um mich. Ich vergrub meinen Kopf an seiner Halsbeuge.

Der Vampir verspannte sich urplötzlich und seine Finger gruben sich in meine Taille. Erschrocken quiekte ich auf. Was tat er da?

Ich spürte, wie er seine Nase in meine erdbeerblonden Haare steckte und meinen Geruch einsog.

"Nam- Namjoon?", fragte ich vorsichtig und versuchte mich aus seinem Griff zu lösen, doch er ließ nicht locker.

Dann zuckte der Vampir vor mir auf einmal stark zusammen und schubste mich von sich. Seine Augen wechselten immer wieder von rot zu braun und wieder zu rot. Er sah mich an und streckte abwehrend eine Hand in meine Richtung.

"Geh in dein Haus, Jin. Und komm heute Nacht nicht wieder raus!" An Hoseok gewandt meinte er: "Und du, bleib bei ihm und pass auf ihn auf."

Dann verschwand Namjoon in der Dunkelheit und kam nicht mehr wieder. Sprachlos und verwirrt über seinen plötzlichen Verhaltensumschwung sah ich in die Richtung in der er verschwunden war.

"Jin, na los, lass uns rein gehen. Namjoon wirst du heute nicht mehr zu Gesicht bekommen."

In einem tranceartigen Zustand gefangen, drehte ich mich um und schritt auf die Haustür zu. Dort hob ich den Schlüssel auf, den ich eben hatte fallen lassen und schloss auf. Hinter mir schloss ich die Tür sofort wieder. Der Poltergeist würde einfach durch die Wand schweben, dachte ich mir.

Tatsächlich tauchte er nach einem kurzen Moment neben mir auf. Mich übermannte plötzlich starke Müdigkeit und ich gähnte einmal herzhaft.

"Ich lege mich jetzt ins Bett. Du kannst machen was du willst, aber stell dich nicht neben mein Bett, sonst erschrecke ich zu Tode, wenn ich aufwache.", teilte ich dem Blauhaarigen noch mit, bevor ich mich auf den Weg in das obere Stockwerk machte.

Was war mit Namjoon? Warum hatte er plötzlich so reagiert, als ich ihn umarmte? Hat er mein Blut gerochen und dann Hunger bekommen?

Aber das konnte nicht sein, schließlich hatte mir der Vampir heute Abend erst noch erzählt, dass er sich bei diesem Alchemisten neues Gift geholt hatte und es deswegen sicher für mich wäre, wenn ich in seiner Nähe war.

Er sagte, er könnte durch das Gift seinen Hunger unterdrücken, aber warum hatte er dann eben diese roten Augen? Die hatte er doch nur, wenn er Hunger hatte.

Was war an mir also anders als bei anderen?

Sogar Namjoons gruseliger Nachbar meinte, dass mein Blut unglaublich gut riecht.

Diese ganzen Vorfälle waren doch keine bloßen Zufälle. Da musste es etwas geben, das ich nicht wusste. Etwas, was mir bis jetzt nicht auffallen konnte. Doch wie konnte ich nur Klarheit in dieser Sache bekommen?

Jimin wollte ich ungerne nach einem Rat fragen. Zum einen, da ihn unser Gespräch letztens im Laden bestimmt etwas verstört hatte, wenn er mich nicht schon für verrückt erklärt hatte, und zum anderen, weil er sich mit diesem ganzen Übernatürlichen Zeug genauso viel auskannte wie ich. Richtig, nämlich gar nicht.

Von Namjoon sollte ich mich gerade fernhalten, wie er es mir eben noch geraten hatte.

Den Poltergeist konnte man eh nichts heißen. Er war erstens ein wenig gruselig unterwegs, wenn er nicht grade durch die Gegend schrie und zweitens war er tot, also könnte er mir ohnehin nicht helfen. Es klang gemein, aber es war wahr.

Namjoons Nachbar war... naja, das musste man ja nicht unbedingt erklären.

Tja und das war es dann auch schon mit den Möglichkeiten, die mir offen geblieben waren.

Doch Moment mal, da gab es doch eine Person, die sicher einige Antworten auf meine Fragen hatte.

Der Alchemist, der auch in den Gloom Gardens wohnte. Er kannte sich sehr wahrscheinlich gut aus mit Vampiren und anderen übernatürliche Spezies. Aber würde er mir, einem gewöhnlichen Menschen, helfen?

Ich würde einfach Hoseok morgen fragen, wie dieser Alchemist so drauf war und wann ich ihn am ehesten antreffen könnte. Doch jetzt wollte ich einfach nur noch schlafen.

Die Erschöpfung übermannte mich und ich glitt in einen traumlosen Schlaf.